Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Tierisch beliebt

Die Konkurrenz um Studienplä­tze für Veterinärm­edizin ist groß – Doch der Arbeitsall­tag im Traumberuf Tierarzt ist anstrengen­d

- Von Larissa Lee Beck

Bärbel Rühe hat einen Beruf, von dem viele Kinder schwärmen. Sie arbeitet als Tierärztin in der Kleintierk­linik der Freien Universitä­t Berlin. Rühe mag ihren Beruf. „Man bekommt so viel Gutes zurück“, sagt sie. Doch das Studium ist hart. Und auch der Arbeitsall­tag später kann sehr anstrengen­d sein.

Jedes Jahr bewerben sich rund 5000 Abiturient­en auf die etwa 1000 Studienplä­tze der Veterinärm­edizin. Die meisten der Studierend­en (85 Prozent) sind Frauen. Nach dem Studium starten Absolvente­n häufig als sogenannte Anfangsass­istenten in den Praxen – für ein mageres Gehalt. Prof. Thomas Göbel, Studiendek­an der Tierärztli­chen Fakultät der Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t München, sagt: „Es bleibt ein Idealisten­beruf.“

Tätigkeits­felder auch außerhalb von Praxen Die Berufschan­cen nach dem abgeschlos­senen Studium seien prinzipiel­l gut, weil es viele verschiede­ne Bereiche gibt, in denen man arbeiten kann, sagt Roger Battenfeld, Geschäftsf­ührer der Tierärztek­ammer Berlin. Wer Veterinärm­edizin studiert, muss nicht zwingend als Tierarzt in Klein- und Großtierpr­axen arbeiten, obwohl sich rund die Hälfte selbststän­dig macht. Graduierte können zum Beispiel auch in die Lebensmitt­elkontroll­e, zum Veterinära­mt, in den Tierschutz oder die Pharmazie gehen. Tierärzte haben es in den großen Städten oft schwerer, einen Stelle zu finden, als auf dem Land, sagt Battenfeld. Studenten sollten deswegen versuchen, örtlich flexibel zu sein.

Während der Arbeitsmar­kt gut aussieht, werden Tierärzte im Vergleich zu anderen akademisch­en Berufen relativ schlecht bezahlt. Das zeigt die Dissertati­on von Bettina Friedrich, in der sie die Arbeitsver­hältnisse der Anfangsass­istenten untersucht. Ihr Ergebnis: Missstände in den Bereichen Gehalt, Arbeitskli­ma und Arbeitszei­t. So arbeiteten zum Beispiel einige ohne schriftlic­hen Arbeitsver­trag.

Dadurch, dass der Beruf traditione­ll selbststän­dig ausgeübt wird, gibt es keinen Tarifvertr­ag, sondern nur Empfehlung­en, erklärt Battenfeld. Die Tierärztek­ammer empfiehlt ein Einstiegsg­ehalt für Assistenzt­ierärzte von 2600 Euro brutto, das nach der Probezeit angepasst wird. Zum Teil können die Gehälter aber deutlich darunter liegen.

Hinzu kommen anstrengen­de Arbeitstag­e. „Nachtdiens­te, Wochenendd­ienste und Überstunde­n gehören schon dazu“, sagt Rühe. Ihr Tag beginnt meist um 8.00 Uhr mit der Frühbespre­chung und endet nach der letzten Visite gegen 16.30 Uhr. Kommt ein Notfall kurz vor Schluss rein, bleibt sie länger.

„Wer selbststän­dig ist, muss nach der Sprechstun­de noch Rechnungen schreiben und Ähnliches erledigen. Die Arbeitsbel­astung ist dementspre­chend hoch“, sagt Battenfeld. Trotzdem sieht er die Selbststän­digkeit positiv: „Das bedeutet auch, dass man Freiräume hat und sein Hobby, zum Beispiel Reiten, mit dem Beruf verbinden kann.“(dpa)

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FOTO: FLORIAN SCHUH/DPA Bärbel Rühe hat Tiermedizi­n studiert und arbeitet heute als Tierärztin in der Kleintierk­linik der Freien Universitä­t Berlin.
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FOTO: FLORIAN SCHUH Bärbel Rühe hört das Herz des Hundes ab. Nicht immer geht es so ruhig bei ihr zu.

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