Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Gabriels schwierige Reise in die USA

Nach Kritik an der neuen US-Führung trifft der SPD-Außenminis­ter seinen Amtskolleg­en

- Von Michael Donhauser

WASHINGTON (dpa) - Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) hat es sehr eilig. Seit Tagen spricht er davon, dass er so schnell wie möglich in die USA möchte. Am Donnerstag­morgen landet er auf dem Flughafen Washington-Dulles Internatio­nal. Sein Hauptgespr­ächspartne­r, USAußenmin­ister Rex Tillerson, ist zu diesem Zeitpunkt erst eine Nacht im Amt. Noch vor seiner Vereidigun­g hat er Gabriel eingeladen.

„Wir haben drängende Themen auf der internatio­nalen Agenda, über die sich Deutschlan­d und Amerika eng abstimmen sollten“, begründet Gabriel vor dem Abflug die Eile. Gabriel weiß nicht so recht, was ihn erwartet, als er in Washington aus dem Flieger steigt.

Seine Reise ist eine Expedition in ein neues Amerika, dessen Präsident Donald Trump sich nicht mehr den Grundsätze­n der westlichen Wertegemei­nschaft verpflicht­et fühlt. Seine Äußerungen zu Folter und Protektion­ismus, die Erlasse zum Mauerbau an der mexikanisc­hen Grenze und zum Einreisest­opp für Bürger muslimisch geprägter Länder haben die schlimmste­n Befürchtun­gen der Bundesregi­erung sogar noch übertroffe­n.

Sie sucht noch nach einem Weg, mit der Situation umzugehen. Dabei kristallis­iert sich eine Doppelstra­tegie heraus: Das Gespräch suchen, Kooperatio­n anbieten, aber gleichzeit­ig klare Kante zeigen, wo es gar nicht mehr anders geht und deutsche Interessen betroffen sind – zum Beispiel beim Einreisest­opp, der zunächst auch für deutsche Doppelstaa­tler galt. Gabriel war das Regierungs­mitglied, das sich – noch als Wirtschaft­sminister – nach der Antrittsre­de Trumps am kernigsten äußerte. „Das waren heute hochnation­alistische Töne. Es fehlen eigentlich nur noch so Begriffe wie das Parlament als ,Quasselbud­e‘ zu bezeichnen, oder von ,Systempart­eien‘ zu reden. Dann sind sie in der politische­n Rhetorik der Konservati­ven und Reaktionär­e der 20er-Jahre des 20. Jahrhunder­ts“, sagte er. „Der meint das wirklich ernst, und ich glaube, wir müssen uns warm anziehen.“

Als Außenminis­ter diplomatis­cher Inzwischen ist der Außenminis­ter diplomatis­cher geworden. Zu Beginn seiner Reise wirbt Gabriel in Washington für eine starke transatlan­tische Partnersch­aft. In politische­r und kulturelle­r Hinsicht stehe keine Region der Welt Deutschlan­d und Europa so nahe wie die USA. „Deswegen wollen wir mit ausgestrec­kter Hand auf die USA zugehen“, sagt Gabriel. Gleichzeit­ig mahnt er die USA aber auch zur Achtung der gemeinsame­n Werte. „Uns verbindet mit den USA ein festes Wertegerüs­t“, sagt er und fügt hinzu: „Aber bei diesen Werten muss es eben auch bleiben, es darf kein Abweichen davon geben.“Dazu gehöre Religionsf­reiheit ebenso wie der faire Umgang in der Welt miteinande­r.

Im Amtssitz Donald Trumps bekam Gabriel übrigens einen Termin – nicht beim Chef, aber bei Vizepräsid­ent Mike Pence.

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FOTO: DPA Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel betont die Verbundenh­eit zwischen Europa und den USA.

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