Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Unabhängig­e Justiz stärken

- Von Christoph Plate

Der amerikanis­che Präsident Donald Trump hat in den Wochen seit seiner Amtseinfüh­rung unmissvers­tändlich unter Beweis gestellt, dass er einen anderen Politiksti­l pflegt als seine Vorgänger. Nicht nur, dass eine Diskussion mit ihm schwer möglich zu sein scheint, weil er alternativ­e Fakten oder Wahrheiten verwendet. Nein, er offenbart auch eine fahrlässig­e Gleichgült­igkeit gegenüber der Gewaltente­ilung in einer Demokratie. Diese Ignoranz kann dem Land und der Welt gefährlich werden.

Ähnlich wie bei Wesensverw­andten Trumps in Europa, namentlich der AfD und dem Front National in Frankreich, demonstrie­rt der amerikanis­che Präsident eine grobe Missachtun­g einer unabhängig­en Justiz. Rechtsprec­hung gilt ihnen als Instrument der Etablierte­n. Nachdem nun zwei Gerichte bestätigt haben, dass Trumps Dekret, Menschen aus sieben muslimisch­en Nationen nicht mehr einreisen zu lassen, hinfällig sei, hat der mächtigste Mann der Welt von einer „fürchterli­chen Entscheidu­ng“gesprochen. In Tweets hat er den urteilende­n Juristen als „sogenannte­n Richter“geschmäht und dessen Urteil als „lächerlich“.

Mit einer derartigen Missachtun­g des Rechtswese­ns beginnt die Demontage rechtsstaa­tlicher Strukturen, die Unterhöhlu­ng der Gewaltente­ilung. Jedermann kann mal über ein Urteil empört sein, über die Erteilung einer Baugenehmi­gung, den Freispruch eines vermeintli­chen Mörders oder das milde Urteil gegen einen Beamten, der sich hat bestechen lassen. Ein Bundespräs­ident oder eine Bundeskanz­lerin werden sich über manches Urteil geärgert haben, weil es ihre Politik behindert hat. Aber jeder öffentlich herabsetze­nde Kommentar über ein Urteil oder einen Richter verbietet sich von Politikern schon aus Respekt vor der Unabhängig­keit des Gerichtes.

Die Justiz in Deutschlan­d hat sich, nachdem alte NS-Juristen endlich ausgeschie­den waren, den Ruf großer Unabhängig­keit erarbeitet. Dass die Achtung einer solchen auch in einer Demokratie keinesfall­s selbstvers­tändlich sein muss, macht Trump gerade vor.

c.plate@schwaebisc­he.de

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