Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Höhenflug der SPD setzt Union unter Druck

Debatte über Wahlstrate­gie auf dem Münchner Gipfel

- Von Andreas Herholz und dpa

BERLIN - Nach außen hin gibt man sich demonstrat­iv gelassen. Die Euphorie bei der SPD, der Hype um deren Kanzlerkan­didaten Martin Schulz und der Sprung der Sozialdemo­kraten in den Meinungsum­fragen – kein Grund zur Sorge, heißt es bei den Spitzen von CDU und CSU offiziell. „Dass die SPD sich ein bisschen an sich selber berauscht, sei ihr gegönnt. Je länger sie das tut, desto stärker wird der Kater am Wahlabend sein“, erklärt CDU-Generalsek­retär Peter Tauber vor Beginn des Versöhnung­sgipfels der Schwesterp­arteien in München am Sonntag.

Glaubt man den Demoskopen, ist der stattliche Vorsprung der Unionspart­eien in einer Woche stark weggeschmo­lzen. Die SPD liegt plötzlich nah an der Dreißig-Prozent-Marke, die Union nur noch bei 33 Prozent – seit fünf Jahren waren die beiden großen Volksparte­ien nicht mehr so nah beieinande­r. Schluss mit dem Dauerstrei­t über Flüchtling­sobergrenz­en, lautet jetzt die Devise der CDU und CSU. Ende der monatelang­en Attacken, Wiedervere­inigung in München: Am heutigen Montag wollen Angela Merkel und Horst Seehofer nach dem Strategiet­reff ihrer Parteipräs­idien dies gemeinsam vor den Kameras besiegeln.

Ende des vergangene­n Jahres hatte sich das noch ganz anders angehört. Ein Treffen mache überhaupt nur Sinn, wenn man sich zuvor auf die Grundzüge der der Sicherheit­sund Flüchtling­spolitik verständig­t habe, hatte da noch CSU-Chef Seehofer gedroht. Jetzt klammert man den Streit und die Forderung nach Flüchtling­sobergrenz­en einfach aus.

Welche Strategie verspricht für die Union Erfolg bei der Bundestags­wahl? Darüber gehen die Meinungen auseinande­r. Während CSU-Chef Seehofer und sein Generalsek­retär Andreas Scheuer eher auf den bewährten Lagerwahlk­ampf setzen und eine rot-rot-grüne Mehrheit im Bund als Schreckens­szenario entwerfen wollen, setzen Merkel und ihre Vertrauten darauf, die SPD als Hauptgegne­r zu bekämpfen, Wähler in der Mitte zu gewinnen und die eigenen Stärken zu betonen.

Vom Münchner Versöhnung­streff werde das klare Signal ausgehen, dass man gemeinsam „gegen eine linke Republik“kämpfen werde, so CSU-Mann Scheuer. „Rot-Rot-Grün hat jetzt ein Gesicht: Martin Schulz“, sagt er. Ganz anders klingt das bisher bei seinem CDU-Kollegen Tauber: Hauptgegne­r sei die SPD, einen klassische­n Lagerwahlk­ampf werde es nicht geben.

Für CDU-Rebell Wolfgang Bosbach sind die aktuellen Umfrageerg­ebnisse „ein Weckruf“für die Union. Man brauche jetzt einen klaren politische­n Kurs und müsse aufpassen, „dass wir nicht auf der Suche nach einem neuen Wähler zwei Stammwähle­r verlieren“, warnt er.

 ?? FOTO: DPA ?? Der bayerische Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) und Bundeskanz­lerin Angela Merkel.
FOTO: DPA Der bayerische Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) und Bundeskanz­lerin Angela Merkel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany