Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Sein „Danke-Lied“hat die Kirchen erobert
Martin Gotthard Schneider, Komponist des evangelischen Hits, ist im Alter von 86 Jahren gestorben
FREIBURG/TUTZING (epd) – Mit einem einzigen Hit verhalf der Kirchenmusiker Martin Gotthard Schneider einer völlig neuen Gattung von Liedern zum Durchbruch in den evangelischen Kirchen. Statt der eher betulichen Kirchenlieder sangen die Gemeinden Schneiders flottes, poppiges „Danke-Lied“, das auch schnell außerhalb der Kirchenmauern populär wurde: In einer Einspielung des Botho-Lucas-Chores schaffte es das 1961 entstandene „Danke für diesen guten Morgen, danke für jeden neuen Tag“sogar auf den ersten Platz der deutschen Hitparade. Der Komponist des eingängigen Liedes ist am Freitagabend im ANZEIGE Alter von 86 Jahren in seiner Geburtsstadt Konstanz gestorben.
Von der enormen Wirkung seines Liedes war Schneider wohl selbst überrascht. Denn er schrieb seinen Erfolgssong ursprünglich nicht für eine breite Öffentlichkeit, sondern für einen Wettbewerb der Evangelischen Akademie Tutzing, bei dem es auch prompt den ersten Preis gewann. Neben großer Begeisterung habe das „Danke-Lied“aber auch „vehementen Protest“ausgelöst, sagte Schneider im Rückblick.
Schlicht und eingängig Theologen und Kirchenmusikern sei die einfache Melodie und der Text, der ebenfalls von Schneider stammte, zu simpel und zu plakativ gewesen. Dennoch setzte sich das „neue Lied“in der Kirche durch, zu diesem Erfolg steuerte Schneider neben seinem „Danke-Lied“noch den Kirchen-Hit „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“bei.
Das „Danke-Lied“wurde schnell sogar zu einem ökumenischen Hit, den Christen der verschiedenen Konfessionen auf der ganzen Welt sangen. Es wurde in mehr als 25 Sprachen übersetzt, auch einige Parodien entstanden, wie etwa die Punk-Version der Band „Die Ärzte“.
Sein langes Musikerleben ist Martin Gotthard Schneider der Kirche und ihrer Musik treu geblieben. Er stammte aus einer alteingesessenen Konstanzer Familie, sein Vater war Bürgermeister und Landtagsabgeordneter. Nach dem Studium der evangelischen Theologie und Kirchenmusik in Heidelberg, Tübingen und Basel arbeitete Schneider zuerst als Vikar und Religionslehrer in Freiburg. Daneben war er aber auch schon als nebenberuflicher Kirchenmusiker zugange.
Bald wandte sich Schneider ganz der Musik zu und wurde Kantor und Organist in Freiburg, ab 1973 war er als Landeskantor für die Kirchenmusik in der gesamten badischen Landeskirche zuständig. Mehrere Jahrzehnte lang leitete Schneider den von ihm gegründeten Freiburger Konzertchor der Heinrich-SchützKantorei und lehrte als Professor an der Staatlichen Musikhochschule Freiburg.