Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Der erste große Mädelsflohmarkt kommt an
160 Ausstellerinnen verkaufen gebrauchte Klamotten in der Ravensburger Oberschwabenhalle
RAVENSBURG - „Hinein ins Getümmel“, sagt eine Dame mit Blick auf die rappelvolle Oberschwabenhalle. Der erste große Mädels-Nacht-Flohmarkt feiert hier am Samstag Premiere und schon kurz nach Beginn drängt die Damenwelt hinein. Auch einige Herren sind unter den Besuchern auszumachen. Hinter den Ständen selbst jedoch führen ausschließlich Frauen das Regiment.
Es riecht gut, überhaupt nicht nach Mottenkuegeln. Die Gänge sind breit genug zum Schlendern, Popmusik, eine große Umkleidekabine und Partybeleuchtung sorgen für gute Atmosphäre. Jede Menge bunter Klamotten, rosarote Turnschuhe, grüne Ballerinas mit Fransen, paillettenbesetzte Taschen, Puppen, Teddybären – hier alles zu sehen.
Carina und Stefanie haben Michael in ihrer Mitte. „Das wäre ja diskriminierend, wenn Jungs hier nicht rein dürften“, sagt er. „Und er soll uns ja beraten und Taschen tragen“, erklären die Mädels. „Die riesige Auswahl ist cool“. Die Standbetreiberinnen Magdalena und Steffi finden, es lohne sich für Männer nicht. Denn der Schwerpunkt des Angebots liegt auf Mode für Frauen. „Wir verkaufen auch auf Flohmärkten in Lindau, Wangen oder Dornbirn, aber hier in Ravensburg verkaufen wir am meisten.“Um Schmuck, Accessoires, vereinzelt um Bücher, aber vor allem um „Anziehsachen“wird gefeilscht. Dorothea hat gerade ein Oberteil gekauft. „Es gefällt mir hier sehr gut, ich bin völlig überwältigt, wie viel hier los ist. Es ist toll, dass es so was gibt. Mein Mann hat nicht mitwollen und nicht mitdürfen“, lacht sie. Aniko, die Verkäuferin selbigen Shirts, meint: „Hier zu verkaufen macht Spaß, es ist interessant, man kriegt viele Leute zu Gesicht.“
Schachern gehört zum Flohmarkt, doch in manchen Kisten liegen Zettel „jedes Teil drei Euro“. Das kommt jenen entgegen, die nicht gerne handeln. So freuen sich auch Julia und Hanna. Die beiden Dreizehnjährigen sind sich einig: „Hier finden wir viele moderne Sachen, auch Marken, alles ist viel billiger. Bei einer Puma-Hose für zwei Euro muss man nicht auch noch handeln.“
„Am Anfang bin ich notgedrungen mit auf Basare“, verrät Michael, „aber heute wollte ich mit. Ich schaue mich auch ein wenig um. Als Mann findet man vielleicht mal ein Paar Schuhe oder eine neutrale Jacke.“Karin verkauft ihr „standesamtliches“Brautkleid, weil es ihr inzwischen zu groß ist, „aber das Kleid von der Kirche würde ich nie verkaufen, das bleibt in meinem Kleiderschrank“, verrät sie.
Die Schwestern Kamilla und Marta stopfen ein Prinzessinnenkleid in eine Tüte, sie haben schon eine Jacke, Hosen und einen Pulli gehamstert und hoffen, genügend Geld eingesteckt zu haben.
Wiederholung ist im Gespräch Eine Verkäuferin sagt zu einer Kundin: „Das sieht gut aus, weil Sie so groß sind, da muss man den Oberkörper dazu haben.“Da krachen die Kleiderständer an ihrem Stand zusammen, weil so viel los ist. „Aber das macht nichts“, so die gut gelaunte Frau, und hängt alles wieder fein säuberlich auf. Weg wie warme Wecken gehen die farbenfrohen Strickjacken von Pia Tiggeler. Diese sind aus handgestickten Schals zusammengenäht – und zwar im Rahmen eines Projektes für einen Kinderspielplatz in Frankreich. Der Erlös der Jacken fließt in dieses Projekt.
Veranstalter Eberhard Fetzer erklärt: „Einige Male haben wir schon im Foyer einen Mädelsflohmarkt parallel zum normalen, großen Hallenflohmarkt gehalten. Heute ist Premiere des ersten großen Mädelsflohmarktes in der Halle. Dass er vom Spätnachmittag bis in die Nacht geht, hat organisatorische Gründe. Gestern war noch eine andere Veranstaltung hier, und so musste morgens erst umgeräumt werden.“
Rund 160 Ausstellerinnen haben einen Stand ergattert. „Wir waren in kurzer Zeit ausgebucht, und wir wollten nicht mehr reinnehmen, damit die Gänge breit genug bleiben. Es ist schon eine Besonderheit, dass ausschließlich Frauen die Stände betreiben.“Eberhard Fetzer ist ein alter Hase in Sachen Flohmarkt.
Seit exakt 30 Jahren veranstaltet er in der Oberschwabenhalle Flohmärkte. „Es hat sich etabliert, die große Halle hat ein tolles Image“, schwärmt er. „Und für uns als Veranstalter ist es natürlich super, dass der Mädelsflohmarkt solch eine Resonanz findet. Eine Wiederholung ist im Gespräch.“