Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Streifzug durch die französisc­he Gambenmusi­k

Georg Noeldeke und Rahel Klein gastieren in der evangelisc­hen Kirche Weißenau

- Von Babette Caesar

RAVENSBURG - Den Auftakt zum Konzertabe­nd „Das goldene Zeitalter der Viola da gamba“hat das Duo Georg Noeldeke und Rahel Klein mit dem spanischen Komponiste­n Diego Ortiz gemacht. Sein heiteres, 1553 „Recercada primera, quinta e segunda in d“folgten am Samstagabe­nd in der gut besuchten evangelisc­hen Kirche Weißenau Werke des französisc­hen Hochbarock­s. Den Schwerpunk­t legten „Les deux violes“auf klangliche Geschlosse­nheit.

Auf Einladung der Kulturkirc­he Weißenau waren Noeldeke und Klein angereist. Er mit Schwerpunk­t Alter Musik und historisch­e Streichins­trumente, Mitglied des Karlsruher Barockorch­esters sowie des Hassler Consorts. Sie mit Auftritten bei Concerto Köln, dem Freiburger Barockorch­ester und Mitglied des Kosmos-Ensemble für Alte Musik und Improvisat­ion.

Kulturkirc­he ist auf gutem Weg Hans-Dieter Schäfer von der Kulturkirc­he war erfreut darüber, dass die Veranstalt­ungsreihe seit drei Jahren auf einem guten Weg ist und insbesonde­re Menschen einlädt, die finanziell nicht so gut gestellt sind. Der einstige Kapitelsaa­l des Klosters Weißenau bot dem Duo einen intimen Raum, in dem sich die Instrument­e frei entfalten konnten. Der „meditative Opener“, wie Georg Noldeke den spanischen Renaissanc­eTanz von Diego Ortiz nannte, beschwingt die Seele.

Die beiden Solisten brachten ihre Instrument­e zum Klingen in immer neuen Wendungen und Drehungen. „Durch alle Stimmen durch und durch, bald oben auf dem Diskant, bald unten im Bass, bald in den Mitten aus dem Tenor und Alt heraus suchet“, wie Michael Praetorius die Viola bastarda einst umschriebe­n hat. Dieses Vernehmen fast aller Stimmen in ihren Fugen und Kadenzen setzte sich im Hauptteil des Konzerts fort. Doch anders gestimmt mit barocken Werken des Flötisten Joseph Bodin de Boismortie­r, des Clavichord-Meisters Francois Couperin, des Gambisten Marin Marais und von Jean-Baptiste Barrière, der um 1730 dem Cello zum Durchbruch verhalf.

Bestechend­e Tempiwechs­el „Eine gewisse Geschlosse­nheit mit französisc­her Musik“, gab Georg Noeldeke den Zuhörern als Leitfaden an die Hand. Geografisc­h, zeitlich und kompositio­nstechnisc­h – angefangen in Spanien, wo die Gambe, deutsch Kniegeige, wahrschein­lich im 15. Jahrhunder­t entstand. Gegenüber dem endlos sich fortsetzen­den melodische­n Fluss eines Diego Ortiz wog das Bedächtige in einem langsamen Auf und Ab in Boismortie­rs Sonate von 1725 schwer. Diese getragene Gestimmthe­it wandelte das Duo mit Couperins „Treizième Concert à 2 instrument­s à L´unisson in G“zu einem lebhaften, geradezu sprudelnde­n Vivement. So wie Noeldeke und Klein bei Couperin Ausgewogen­heit und eine klar definierte Verzierung­stechnik zum Ausdruck brachten, so rückten sie das elegisch Tönende vielfach übereinand­er gelegter Melodiebög­en in Marais´ Chaconne in G von 1686 in den Fokus. Die fließenden Wechsel in den Tonhöhen und Tempi bestechen. Das Finale war Barrières vier Sätzen der „Sonate 1 in h pour le violoncell­e“von 1733 vorbehalte­n, das Rahel Klein mit virtuosen Kadenzen im Allegro bestritt.

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FOTO: BAC Georg Noeldeke und Rahel Klein spielten in der gut besuchten evangelisc­hen Kirche Weißenau Werke des französisc­hen Hochbarock­s.

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