Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
3200 Hästräger springen durch Wolfegg
Die Kresenzhexa organisieren zu ihrem 22. Geburtstag ein Riesenspektakel
WOLFEGG - Mit einem tollen Narrensprung hat die Wolfegger Narrenzunft Kresenzhexa ihren 22. Geburtstag gefeiert. Ein närrischer Lindwurm von rund 3200 Hästrägern, begleitet von vielen Musikzügen, wälzte sich durch Wolfegg, Dicht gedrängt standen die Zuschauer am Straßenrand, und die Mischung aus Musik und Narrenrufen legte sich wie eine Glocke über den Umzugsweg.
Anfangs von den beiden anderen ortansässigen Narrenzünften – den Höllteufeln aus Alttann und den Rötenbacher Hundsknochen – mit Argwohn betrachtet, haben sich die Kresenzhexa längst etabliert und einen festen Platz in der oberschwäbischen Fasnetslandschaft erobert. Großenteils liegt das wohl an Zunftmeister Matthias Rotzler, was ihm beim Zunftmeisterempfang neidlos von seinem Amtsvorgänger und Gründungsmitglied der Zunft, Jochen Wicker, bestätigt wurde. Matthias Rotzler steht seit zwölf Jahren an der Spitze der Zunft.
Während schon gut zwei Stunden vor Umzugsbeginn auf Wolfeggs Straßen Narrentreiben herrschte, tagte in der Gemeindehalle der Zunftmeisterempfang. Der ist in Wolfegg immer etwas Besonderes, denn der sportlich agile Zunftmeister lässt sich zur Einstimmung alljährlich etwas anderes einfallen. Es wurde schon gerappt, gereimt, getanzt, gesungen. Diesmal war es ganz traditionell. Vor der Kulisse einer alten Mühle erweckte der Hexenmeister die Krensenzhexen zu neuem Leben. Den Trank aus dem Hexenkessel mussten gleich die ersten Zunftmeister goutieren.
„Wehrt das Böse ab“Was treibt den Narren an, fragte einleitend Rotzler, um die Antwort gleich selber zu geben: raus aus dem Alltag, Freunde finden und Freude geben. „Narren, macht eine gute Zeit und wehrt das Böse ab“, rief er den Narren zu. Als erste meldeten sich die Vertreter der Alttanner und Rötenbacher Zünfte zu Wort. Die Rötenbacher hatten vor 22 Jahren Starthilfe gegeben. Der Altanner erinnerte an die anfänglichen Bedenken über eine dritte Zunft am Ort, die aber längst in ein gutes Miteinander gemündet sind. „Ihr habt eine gute Mannschaft“, wurde bekräftigt.
Schlag 14 Uhr startete der Narrensprung, mit dem sich Wolfeggs Einwohnerzahl dann sprunghaft nahezu verdoppelte. Der Weg vom Hofgartenparkplatz zur Festhalle ist nicht allzu lang, sodass die Hästräger von Anfang bis Ende voller Energie blieben. Die dicht an dicht gedrängt stehenden Zuschauer wurden nicht müde, die Narrenrufe zu erwidern.
Kresenzhexa jetzt etabliert Die Kresenzhexa sind immer noch eine freie Zunft und gehören keiner der großen Narrenvereinigungen an. Dass sie sich in der oberschwäbischen Fasnetlandschaft einen Platz erobert haben, war an den teilnehmenden Zünften abzulesen. Die Weingartener Plätzler, die Ravensburger Schwarze Veri und Henkerhaus Baienfurt waren mit kompletter Mannschaft gekommen. Aus der Nachbarschaft die Heufresser Vogt und natürlich die Höllteufel und Hundsknochen. Die Ankenreuter Affen, die Berger Alefanz, der Zeiler Keiler, das Wolfsrudel Maierhöfen, die lachende Kuh aus Isny, die Raspler Baindt, Hexen und anderes Getier gaben sich ein übermütiges Stelldichein.
Karbatschen knallten, aus Hexenkesseln und Wagen quoll dicker Rauch, kleine und große Hexen bauten Pyramiden. Fanfarenzüge, Musikund Lumpenkapellen folgten dicht auf dicht. Mit dabei auch die Guggenmusik Rhi-Jooli aus der Wolfegger Partnergemeinde Rüthi in der Schweiz. Die Kresenshexa können jetzt andernorts „gemütlich“Fasnet zelebrieren. Ihr nächster, Narrensprung in Wolfegg findet erst wieder in zwei Jahren statt.