Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Von Sturmbullen und kölschen Österreichern
ußballer und ihre Social-Media-Agenturen waren an dieser Stelle schon einmal ein Thema. Zur Erinnerung: Die wenigsten Profifußballer, überhaupt die wenigsten Profisportler, verfassen die Beiträge auf ihren Kanälen in den sozialen Netzwerken selbst; die Imagepflege überlassen die meisten lieber mehr oder weniger professionellen Schreibkräften. Bayerns Kapitän Philipp Lahm hat sich aus sehr nachvollziehbaren Gründen die wohl seriöseste Social-Media-Agentur dieses Landes ausgesucht, um seine Tweets unter die Follower zu bringen. Seriös muss in diesem Fall aber leider auch mit langweilig definiert werden. Wer @philipplahm folgt, bekommt Aussagen wie diese zu lesen: „Nach zwei erfolgreichen Auswärtsspielen in diesem Jahr geht’s für uns morgen endlich wieder in der #AllianzArena los! #MiaSanMia.“Oder auch: „Das waren 3 wichtige Punkte gegen ein starkes Werder Bremen – im nächsten Spiel müssen wir allerdings eine Schippe drauflegen!“Leider legten die Bayern gegen Schalke bekanntlich nicht einmal eine halbe Schippe drauf, im Gegenteil, sie warfen eher noch eine ab. Weswegen Lahms Twitter-Botschaft nach dem zähen 1:1 sich am Samstagabend dann so las: „Wir hatten uns viel vorgenommen, am Ende hat es trotz Druckphase nicht gereicht. Nun gilt es den Schalter wieder schnell umzulegen!“So weit, so hoffnungsfroh, so zuversichtlich. Leider hatte Lahm, also der in Fleisch und Blut, wenige Stunden zuvor in den Katakomben der Allianz Arena ein wenig anders geklungen. Nicht nur, dass er, wie im obigen Text beschrieben, ein wenig Alarm geschlagen hatte, er hatte sogar gesagt: „Wenn Sie diesen Schalter finden, sagen Sie mir, wo der ist.“Was, wenn man es nicht besser wüsste, beinahe schon die Frage aufwerfen ließe: „Wer ist Philipp Lahm – und wenn ja wie viele?“
Während Filippo Inzaghi, jener frühere Stürmer des AC Milan und personifizierte Bayern-Schreck, einst von Manchester Uniteds Legende Sir Alex Ferguson den respektvollen Namenszusatz erhielt, er sei „im Abseits geboren“, darf in keinem Text über Augsburgs Raúl Bobadilla der mindestens ebenso respektvolle Zusatz „der bullige Stürmer“fehlen. Nur zum Beleg ein Auszug aus dem Spielbericht der Deutschen Presse-Agentur nach dem 3:2 Augsburgs über Werder Bremen gestern Abend: „Erst scheiterte der fleißige Bobadilla (9.) mit einem Drehschuss an Schlussmann Felix Wiedwald, dann verpasste der bullige Stürmer per Kopf aus zehn Metern eine scharfe Flanke von Philipp Max (17.).“Oder die Kollegen vom Sportinformationsdienst SID: „Zuvor hatte Wiedwald glänzend gegen Bobadilla (9.) pariert. Der bullige FCA-Stürmer scheiterte zudem nur knapp mit dem Kopf (18.).“Bobadillas Körperbau ist tatsächlich recht, nun ja, bullig, doch in erster Linie ist der in Argentinien geborene Paraguayer: ein richtig guter Stürmer. Gestern schoss er Augsburg, nachdem er Jonathan Schmid bereits die sehenswerte Vorlage zum zwischenzeitlichen 1:1 gegeben hatte, in der vierten Minute der Nachspielzeit zum Sieg. Bobadilla, der Sturmbulle, stand bei seinem umjubelten Siegtreffer freilich im Abseits – womit wir wieder bei Filippo Inzaghi wären, den sie in Italien übrigens am liebsten „Super-Pippo“nannten.
Beim 1. FC Köln träumen sie nach dem 1:0, das Anthony Modeste in der 81. Minute per Foulelfmeter erzielte, gegen den VfL Wolfsburg nun wieder von der ersten Teilnahme am Europapokal seit 1992/1993. Der FC liegt mit 32 Punkten auf Platz sieben, nur ein Punkt beträgt der Rückstand auf Platz sechs und Hertha BSC. Langsam scheint auch Trainer Peter Stöger seine Zurückhaltung abzulegen. „Ja. Hab' ich!“, sagte der Österreicher auf die Frage, ob er eine Europacup-Prämie ausgehandelt habe. Lukas Podolski, das kölsche Idol in Diensten Galatasarays, glaubt ohnehin dran: „Der Traum von Europa lebt“, sagte er.
Christian Streich und die anderen Protagonisten des SC Freiburg hätten auf diesen Rekord sicher verzichten können, aber irgendwann musste er ja kommen. Das 0:3 in Mönchengladbach war die 250. Niederlage in der Bundesliga für die Breisgauer.