Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Netz-Häme für falsche Blitzer-Kalkulation
Die Stadt Weingarten kommt bei Facebook nach Fehlprognose nicht gut weg.
WEINGARTEN - Die Nachricht, dass Weingarten sich im vergangenen Jahr bei den Einnahmen durch Radarfallen um mehr als 300 000 Euro verkalkuliert hat, hat auf den OnlineKanälen der „Schwäbischen Zeitung“für reichlich Aufsehen gesorgt. Gerade auf dem Facebook-Kanal des Lokalverlages Ravensburg wurde das Stück rege diskutiert. Bis Mittwoch erreichte der Beitrag rund 43 000 Personen, wurde mehr als 470 mal geliked und über 30 mal geteilt. Einen Einblick in Volkes Seele geben aber besonders die zahlreichen Kommentare. Von tiefer Empörung bis hin zu höhnischem Spott. Die User ließen es sich nicht nehmen, der Stadt einige bissige Kommentare reinzudrücken.
Die größte Zustimmung – fast 80 Likes – gab es für einen Post von Elmar M.: „Also sind die Kisten doch zum Haushaltskasse füllen, von wegen Verkehrssicherheit“, schrieb er. In eine ähnliche Richtung gehen viele andere Posts, die der Stadtverwaltung das selbe unterstellen. Doch darf man Oberbürgermeister Markus Ewald und Co. an dieser Stelle zugute halten: Wenn es tatsächlich nur um Einnahmen ginge, könnte man alle Säulen mit Messgeräten ausstatten. Faktisch sind aber maximal zwei von fünf Gehäusen bestückt. Durch die theoretische Möglichkeit wird der Verkehr aber in fünf Abschnitten reguliert. Dennoch ist die Schadenfreude gegenüber der Stadtverwaltung groß: „Tja Pech gehabt Freunde“, schreibt Dirk B. und Stefan B. meint: „Abzocken will gelernt sein.“Ähnlich sieht es Stefanie K., die das alte Sprichwort „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“zitiert. Jede Menge LachSmileys und „Haha“komplettieren dieses Bild.
Bei den Usern ebenfalls sehr beliebt. Sie verlinken ihre Freunde in dem Artikel – mit kurzen spöttischen Zusätzen. „Man merkt, dass [...] nicht mehr oft dort ist“, postet Rene E. und Stefan W. scherzt: „[...] Habt Ihr grad den Lappen weg oder was ist da los?“Den gleichen Spaß erlaubt sich Lisa Z., die schreibt: „[...] Seit du nicht mehr in Weingarten wohnst geht's bergab mit den Blitzereinnahmen.“Gerade diese Sorte Kommentare scheint endlos: „Die können dir dankbar sein“oder „du musst wieder schneller fahren“, schreiben andere Facebook-Nutzer.
Doch werden im Netz auch diejenigen gefeiert, die schon geblitzt wurden. Edith G. schreibt an eine Freundin: „Haha gilt nur leider nicht für dich. Du hast deinen Beitrag fleißig geleistet.“Und auch Sebastian S. nimmt einen Freund auf die Schippe. „[...] Also an dir liegts nicht. Bist ja oft genug geblitzt worden“, schreibt er. Ein anderer User macht sich sogar über sich selbst lustig. Er ist wohl schon einmal in den Blitzer in der Wolfegger Straße gefahren. „Genau der Blitzer auf dem Bild hat mich 120 Euro gekostet. Also an mir kanns nicht liegen“, scherzt er.
Kreative Vorschläge Ohnehin: Die Geschichte scheint die User zu animieren, der Stadt alternative Geldbeschaffungsmöglichkeiten vorzuschlagen. Wenn es um zusätzliche Einnahmen durch Radarfallen geht, wird beispielsweise Jürgen S. kreativ: „Blitzer auf den Treppen zur Basilika aufstellen. Wer zwei Treppen auf einmal nimmt, wird geblitzt.“Mario W. fordert süffisant: „Stellt halt nochmal n paar auf!“
Differenzierte oder unterstützende Stimmen sind dagegen sehr selten. Ein Facebook-Nutzer meint, dass man einen Führerschein nicht verdient habe, wenn man in einen Blitzer fährt. Zumindest ein User scheint sich über die Blitzer zu freuen: „Keine Rennen mehr in meiner Hood. Ich genieße die Ruhe“, schreibt er. Um solche unangenehmen Überraschungen künftig zu vermeiden hat Andreas L. einen ganz neuen Ansatz für die Stadtverwaltung: „Wieso berechnet man den Haushalt nicht ohne Blitzereinnahmen und freut sich dann am Ende vom Jahr über mehr Geld, anstatt sich zu ärgern?“
„Blitzer auf den Treppen zur Basilika aufstellen. Wer zwei Treppen auf einmal nimmt, wird geblitzt.“Nicht ganz ernst gemeinter Vorschlag zur Geldbeschaffung von Facebook-User Jürgen S.
Die urspüngliche Geschichte zum Nachlesen gibt es unter www.schwaebische.de/blitzerkalkulation. Alle Netzreaktionen sind unter www.facebook.com/schwaebische.oberschwaben zu finden.