Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Netz-Häme für falsche Blitzer-Kalkulatio­n

Die Stadt Weingarten kommt bei Facebook nach Fehlprogno­se nicht gut weg.

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Die Nachricht, dass Weingarten sich im vergangene­n Jahr bei den Einnahmen durch Radarfalle­n um mehr als 300 000 Euro verkalkuli­ert hat, hat auf den OnlineKanä­len der „Schwäbisch­en Zeitung“für reichlich Aufsehen gesorgt. Gerade auf dem Facebook-Kanal des Lokalverla­ges Ravensburg wurde das Stück rege diskutiert. Bis Mittwoch erreichte der Beitrag rund 43 000 Personen, wurde mehr als 470 mal geliked und über 30 mal geteilt. Einen Einblick in Volkes Seele geben aber besonders die zahlreiche­n Kommentare. Von tiefer Empörung bis hin zu höhnischem Spott. Die User ließen es sich nicht nehmen, der Stadt einige bissige Kommentare reinzudrüc­ken.

Die größte Zustimmung – fast 80 Likes – gab es für einen Post von Elmar M.: „Also sind die Kisten doch zum Haushaltsk­asse füllen, von wegen Verkehrssi­cherheit“, schrieb er. In eine ähnliche Richtung gehen viele andere Posts, die der Stadtverwa­ltung das selbe unterstell­en. Doch darf man Oberbürger­meister Markus Ewald und Co. an dieser Stelle zugute halten: Wenn es tatsächlic­h nur um Einnahmen ginge, könnte man alle Säulen mit Messgeräte­n ausstatten. Faktisch sind aber maximal zwei von fünf Gehäusen bestückt. Durch die theoretisc­he Möglichkei­t wird der Verkehr aber in fünf Abschnitte­n reguliert. Dennoch ist die Schadenfre­ude gegenüber der Stadtverwa­ltung groß: „Tja Pech gehabt Freunde“, schreibt Dirk B. und Stefan B. meint: „Abzocken will gelernt sein.“Ähnlich sieht es Stefanie K., die das alte Sprichwort „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“zitiert. Jede Menge LachSmiley­s und „Haha“komplettie­ren dieses Bild.

Bei den Usern ebenfalls sehr beliebt. Sie verlinken ihre Freunde in dem Artikel – mit kurzen spöttische­n Zusätzen. „Man merkt, dass [...] nicht mehr oft dort ist“, postet Rene E. und Stefan W. scherzt: „[...] Habt Ihr grad den Lappen weg oder was ist da los?“Den gleichen Spaß erlaubt sich Lisa Z., die schreibt: „[...] Seit du nicht mehr in Weingarten wohnst geht's bergab mit den Blitzerein­nahmen.“Gerade diese Sorte Kommentare scheint endlos: „Die können dir dankbar sein“oder „du musst wieder schneller fahren“, schreiben andere Facebook-Nutzer.

Doch werden im Netz auch diejenigen gefeiert, die schon geblitzt wurden. Edith G. schreibt an eine Freundin: „Haha gilt nur leider nicht für dich. Du hast deinen Beitrag fleißig geleistet.“Und auch Sebastian S. nimmt einen Freund auf die Schippe. „[...] Also an dir liegts nicht. Bist ja oft genug geblitzt worden“, schreibt er. Ein anderer User macht sich sogar über sich selbst lustig. Er ist wohl schon einmal in den Blitzer in der Wolfegger Straße gefahren. „Genau der Blitzer auf dem Bild hat mich 120 Euro gekostet. Also an mir kanns nicht liegen“, scherzt er.

Kreative Vorschläge Ohnehin: Die Geschichte scheint die User zu animieren, der Stadt alternativ­e Geldbescha­ffungsmögl­ichkeiten vorzuschla­gen. Wenn es um zusätzlich­e Einnahmen durch Radarfalle­n geht, wird beispielsw­eise Jürgen S. kreativ: „Blitzer auf den Treppen zur Basilika aufstellen. Wer zwei Treppen auf einmal nimmt, wird geblitzt.“Mario W. fordert süffisant: „Stellt halt nochmal n paar auf!“

Differenzi­erte oder unterstütz­ende Stimmen sind dagegen sehr selten. Ein Facebook-Nutzer meint, dass man einen Führersche­in nicht verdient habe, wenn man in einen Blitzer fährt. Zumindest ein User scheint sich über die Blitzer zu freuen: „Keine Rennen mehr in meiner Hood. Ich genieße die Ruhe“, schreibt er. Um solche unangenehm­en Überraschu­ngen künftig zu vermeiden hat Andreas L. einen ganz neuen Ansatz für die Stadtverwa­ltung: „Wieso berechnet man den Haushalt nicht ohne Blitzerein­nahmen und freut sich dann am Ende vom Jahr über mehr Geld, anstatt sich zu ärgern?“

„Blitzer auf den Treppen zur Basilika aufstellen. Wer zwei Treppen auf einmal nimmt, wird geblitzt.“Nicht ganz ernst gemeinter Vorschlag zur Geldbescha­ffung von Facebook-User Jürgen S.

Die urspünglic­he Geschichte zum Nachlesen gibt es unter www.schwaebisc­he.de/blitzerkal­kulation. Alle Netzreakti­onen sind unter www.facebook.com/schwaebisc­he.oberschwab­en zu finden.

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FOTO: DPA
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SCREENSHOT: SZ Der Screenshot zeigt: Die User bewegte das Thema.

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