Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Ich komme aus einem Land, das im Moment sehr chaotisch ist“
Richard Gere spricht über sein Engagement für Tibet und lobt Bundeskanzlerin Angela Merkel
BERLIN - Der US-amerikanische Schauspieler Richard Gere („Pretty Woman“) fordert mehr internationales Engagement für Tibet. Das sagte der 67-Jährige nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Gespräch mit Tobias Schmidt.
Sie haben mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über Ihr Engagement für Tibet gesprochen. Unterstützt Sie die Kanzlerin im Kampf gegen die Unterdrückung der Tibeter in China? Angela Merkel gehört zu den mutigsten Politikern und hat ein klares Interesse an dem Schicksal der Tibeter. Sie kennt sich wirklich gut aus. Ich habe auch eine Botschaft des Dalai Lama für die Kanzlerin mitgebracht. Ich bin sicher, dass er sie sehr gerne wiedersehen würde. Sie ist eine ernsthafte und verantwortungsbewusste Person. Der Dalai Lama bewundert ihr Mitgefühl mit Flüchtlingen. Das gilt besonders in einer Zeit, in der konservative, rechtsgerichtete Ideen Verbreitung finden, die unterscheiden zwischen Menschen, um die wir uns kümmern, und anderen, um die wir uns nicht kümmern. Dem muss entgegengewirkt werden.
Sie meinen den neuen US-Präsidenten Donald Trump, vor dem Sie und viele Ihrer Schauspieler-Kollegen im Wahlkampf gewarnt hatten? Ich komme aus einem Land, das im Moment sehr chaotisch ist. Und offen gesagt schauen wir gerade auf Deutschland, um uns inspirieren zu lassen.
Besonders kritisch ist in Tibet die Wasserproblematik. Fast eine Milliarde Chinesen verbrauchen das Wasser aus dem Tibetanischen Hochplateau, die Gletscherschmelze trifft die Region mit Härte. Was kann hiergegen unternommen werden? Wir versuchen, eine Konferenz dazu zu organisieren, um über dieses Problem zu beraten, wahrscheinlich hier in Deutschland. Darüber habe ich bereits mit meiner Freundin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen, Bundestagsvizepräsidentin, Anmerkung der Redaktion) gesprochen. Auch wenn es wegen der baldigen Wahlen in Ihrem Land in den kommenden Monaten vielleicht etwas schwierig wird, einen Termin zu finden.
Schon seit fast 60 Jahren werden die Tibeter nun in China brutal unterdrückt. Ist es nicht höchste Zeit für eine globale politische Initiative für das bedrohte Volk? Ja, unbedingt. Das ist einer der Gründe, aus denen ich hier bin. Außerhalb der USA ist die Kanzlerin eine der wenigen zentralen Gestalten der Politik, die das geistliche Oberhaupt der Tibeter in den letzten Jahren getroffen hat. Sie ist sehr mutig. Und sie hat einen humanistischen Blickpunkt. Das verdient großen Beifall.
Müssen sich die USA stärker in Tibet engagieren? Die USA sind hier sehr konsequent und engagiert. Wir haben ein TibetGesetz, im US-Außenministerium sitzt ein Sonderkoordinator für Tibet. Es wäre sehr gut, wenn jedes Land ein Tibet-Gesetz einführen würde. Das wäre ein gemeinsamer Ansatz. Tibet-Koordinatoren aus allen Ländern könnten dann gemeinsam Lösungen entwickeln, wie sich die Situation für die Tibeter und auch für China verbessern ließe. Sie können beide nicht ohneeinander.