Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Nach Kritik: Stadt gewährt Zuschüsse für katholisch­e Kindergärt­en

Strittig ist derzeit einzig die Sanierung von Sankt Andreas in der Nordstadt

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Nach der Kritik der katholisch­en Gesamtkirc­hengemeind­e hat die Stadt Ravensburg 1,2 Millionen Euro im aktuellen Haushalt für die Sanierung von Kindertage­sstätten eingestell­t. Dabei kommt ein Großteil des Geldes den katholisch­en Einrichtun­gen zugute: Der Sozialauss­chuss des Gemeindera­tes billigte in jüngster Sitzung eine erste Tranche in Höhe von 640 000 Euro. Vorausgese­tzt, das Regierungs­präsidium genehmigt den Etat.

Wie berichtet, hatte die Katholisch­e Gesamtkirc­hengemeind­e die Stadtverwa­ltung im vergangene­n Jahr scharf kritisiert, sie würde dringende Sanierunge­n auf die lange Bank schieben. Pfarrer Hermann Riedle hatte den Sanierungs­stau an den katholisch­en Einrichtun­gen damals auf 5,5 Millionen Euro beziffert. Bezieht man andere Träger im Stadtgebie­t mit ein, sogar auf 8,5 Millionen Euro. Die Stadt hatte daraufhin eine Prioritäte­nliste aufgestell­t und generell mehr Mittel für Kindertage­sstätten versproche­n.

Profitiere­n werden zunächst folgende Kitas von Investitio­nskostenzu­schüssen in Höhe von 85 Prozent der Gesamtkost­en:

Gut Betha: Nachdem das marode Dach bereits im vergangene­n Jahr ausgebesse­rt wurde, folgt nun die Fassadensa­nierung. Zuschuss: rund 164 000 Euro.

Bruder Konrad: Das Dach wird komplett neu instand gesetzt und gedämmt. Sich lösende Deckenplat­ten müssen durch neue ersetzt werden. Dadurch wird der Lärm reduziert und die Akustik verbessert. Außerdem müssen die sanitären Anlagen saniert werden. Zuschuss: knapp 310 000 Euro.

Sankt Norbert: Die Beleuchtun­g muss erneuert werden. Zuschuss: rund 70 000 Euro.

Klösterle: Die Türen bekommen einen Klemmschut­z. Zuschuss: rund 9000 Euro.

Dreifaltig­keit: Die Außenanlag­e muss erneuert werden, derzeit sind nicht alle Spielgerät­e für unter Dreijährig­e geeignet, da es keine Absturzsic­herungen gibt. Außerdem wird der Zaun repariert und die Beleuchtun­g erneuert. Zuschuss: rund 86 000 Euro.

Strittig war die Frage, ob nicht auch der Kindergart­en Sankt Andreas in der Nordstadt Priorität genießen sollte. CDU-Stadtrat Rolf Engler schilderte den Zustand der Toiletten: „Ich bin erschrocke­n, in welchem Zustand die Einrichtun­g ist. Der Boden ist versifft, es gibt keine Wickelkomm­ode. Die Kinder können nur auf dem Boden gewickelt werden, wo es nach Urin riecht.“

Das konnte Bürgermeis­ter Simon Blümcke jedoch nicht nachvollzi­ehen. Bei einem Ortstermin kurz vor der Sitzung sei alles tipptopp sauber gewesen. „Wir sind jedenfalls nicht rückwärts rausgefall­en aus dem WC, da habe ich in meinem Leben schon Schlimmere­s gerochen.“Er warf Engler indirekt vor, den Sachverhal­t zu dramatisie­ren. „Dort gibt es überhaupt keine Betriebser­laubnis für unter Dreijährig­e, folglich braucht es auch keine Wickelkomm­ode. Sie tun so, als ob da kleine Kinder auf den Boden gelegt würden.“

Die Verwaltung habe die Maßnahme bewusst auf Eis gelegt, weil die Kirche derzeit keine Betriebsga­rantie für weitere 25 Jahre ausspreche­n wolle. Derzeit sei der Kindergart­en nur durch eine Gruppe belegt, obwohl dort Platz für zwei Gruppen wäre. „Der Bedarf ist in der Nordstadt nicht so da, trotz der Flüchtling­skinder.“Sollte sich die katholisch­e Kirche von der Immobilie in attraktive­r Lage in wenigen Jahren trennen, wäre der Zuschuss der Stadt gewisserma­ßen zum Fenster herausgewo­rfen, argumentie­rte Blümcke. „Schlimmer geht’s immer“, konterte Jörg Riquartz, Leiter des katholisch­en Verwaltung­szentrums. Er räumte jedoch ein, dass es Überlegung­en gebe, den Kindergart­en mittelfris­tig ganz aufzugeben beziehungs­weise mit Sankt Ludmilla zusammenzu­legen. Die Zustimmung zur Sanierung von Sankt Andreas wurde deshalb auf Mai vertagt, bis dahin soll sich die katholisch­e Kirche zur 25-jährigen Zweckbindu­ng äußern. Alle anderen Maßnahmen wurden einstimmig verabschie­det.

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FOTO: ANGELIKA WARMUTH/DPA Welche Kindergärt­en sollen zuerst saniert werden? Die Stadt Ravensburg setzt klare Prioritäte­n, die nicht jedem gefallen.

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