Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Lebenslanges Lernen wird wichtiger
Bildungsbericht fasst Entwicklungen in der Region Ravensburg zusammen
RAVENSBURG - In Sachen Bildung ist der Landkreis Ravensburg gut aufgestellt. Dies geht aus dem aktuellen dritten Bildungsbericht für die Bildungsregion Ravensburg hervor, der in acht Kapiteln fast vollständig die Entwicklung der Bildung über die gesamten Lebensphasen darstellt. „Der Bericht bietet ein paar spannende Aussagen und ist Basis für künftige Handlungsstrategien“, sagt Ludger Baum, Leiter des Regionalen Bildungsbüros im Landratsamt.
Besonderes Augenmerk richtet der Bildungsbericht auf das aktuelle Thema Zuwanderung. Zum ersten Mal werde für den Landkreis die Bildungsteilhabe von Neuzugewanderten systematisch aufbereitet, so Baum. Von den rund 4800 seit 2012 in den Landkreis zugewanderten Personen seien etwa 2230 unter 25 Jahren. „Gerade für diese Altersgruppe wurde eine enorme Integrationsleistung vollbracht“, lobt Landrat Harald Sievers das Engagement aller Verantwortlichen. So haben fast 1000 junge Menschen einen Platz im Regelsystem Schule gefunden – oft schon vom ersten Tag der Aufnahme an. Über den gesamten Landkreis verteilt entstanden zudem 42 sogenannte Vorbereitungsklassen an allgemeinbildenden Schulen (davon zehn in Ravensburg mit 149 Schülern und drei in Weingarten mit 59 Schülern) sowie 20 Klassen an beruflichen Schulen. In den Krippen für unter Dreijährige wurden 47 Kinder mit Migrationshintergrund aufgenommen, in den Kindertagesstätten für über Dreijährige waren es Ende vergangenen Jahres 119 Kinder. Der Landkreis Ravensburg punkte mit einem guten Ausbau der Angebote im Kindertagesbereich, so der Landrat.
Eigens für den Bildungsbericht wurde eine Befragung unter 600 Teilnehmern an beruflichen Vorbereitungsklassen und in Deutschkursen durchgeführt, berichtet Baum. Demnach verfügen Menschen aus Syrien über die längste Schulbiografie und den höchsten Stand an Schulabschlüssen. Viele der befragten Flüchtlinge beziehungsweise Asylsuchenden bringen Vorerfahrungen im Handwerk, Bau, Handel und Ingenieurwesen mit. Die meisten streben eine Ausbildung in Deutschland an. Der Bildungsbericht zeige aber auch auf, so Baum weiter, dass die Bildungsverläufe von Menschen mit Migrationshintergrund weniger erfolgreich verlaufen.
„Die Integrationsleistung unseres Bildungssystems ist enorm“, freut sich Landrat Sievers. Die Integrationsaufgaben seien aber noch lange nicht abgeschlossen. Vor allem der frühkindlichen Bildung komme angesichts steigender Zahlen von Kindern, in deren Familien nicht Deutsch gesprochen werde, eine große Bedeutung zu. Der hier festgestellte Sprachförderbedarf sei hoch. Aber auch bei Kindern aus deutschen Familien steige der Sprachförderbedarf.
Neueste Trends Megatrends in der Bildung sowie in den Rahmenbedingungen für Bildung sind auch im Landkreis Ravensburg zu beobachten. So bleibt beispielsweise die für die Bildung relevante Altersgruppe der unter 25Jährigen nicht zuletzt dank der Migrationszugänge im Kreis stabil. Der erfolgreiche Einstieg in die Bildung ist laut Bildungsbericht vor allem von der Sprachentwicklung abhängig, wobei Mädchen erfolgreichere Bildungsverläufe zu nehmen scheinen. Während Haupt- und Werkrealschulen weiter auf dem Rückzug sind, wird die berufliche Weiterbildung, auch dies eine Kernaussage des Berichts, als Teil des „Lebenslangen Lernens“immer bedeutender. Und noch eine gute Nachricht: Die Zahl von Schülern ohne Schulabschluss liegt im Landkreis Ravensburg deutlich unter dem Landesschnitt.
Der Bildungsbericht 2016 sei Basis für künftige Handlungsstrategien und werde nun in der Steuerungsgruppe der Bildungsregion, in vielen Fachgruppen und politischen Gremien analysiert, so Sievers. „Er sollte auch in den Stadt- und Gemeinderäten zum Thema werden“, wünscht sich der Landrat.
Der Bildungsbericht 2016 für die Bildungsregion Ravensburg steht auf der Homepage des Regionalen Bildungsbüros unter www.bildungsbuero-ravensburg.de zum Download zur Verfügung.