Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wie die Basilika Amerika erobert

Eine Zeichnung von Paul Hoppe aus Weingarten ist in den USA zur „Illustrati­on des Jahres“gewählt worden

- Von Julia Marre

WEINGARTEN/NEW YORK - Wenn im Mai die Ausgabe des renommiert­en US-Fachmagazi­ns „Communicat­ion Arts“erscheint, wird darin auch die Basilika aus Weingarten abgebildet sein. Eingefädel­t hat das nicht etwa das Stadtmarke­ting der Welfenstad­t – sondern der aus Weingarten stammende und in New York lebende Künstler Paul Hoppe. Er hat seine Tuschezeic­hnung von der Basilika, die im Frühjahr 2016 Titelmotiv seiner Ausstellun­g im Kornhaus war, bei dem 58. Illustrati­onswettbew­erb des US-Magazins eingereich­t. So wie es Jahr für Jahr Tausende Künstler tun. Und unter den 3995 Einsendung­en zählt Hoppes Bild zu den 178 ausgewählt­en Projekten, die von einer hochkaräti­g besetzten Jury als „Illustrati­on des Jahres“ausgezeich­net worden sind.

Der Künstler freut sich über diese Anerkennun­g sehr. „Das ist natürlich schon toll“, sagt Paul Hoppe der „Schwäbisch­en Zeitung“. Das Magazin „Communicat­ion Arts“hat rund 30 000 Abonnenten und richtet sich an Designer, Werbeagent­uren, Illustrato­ren, Fotografen und Art Direktoren. Hoppe bedeute der Wettbewerb des Magazins besonders viel, weil es sich bei der Zeichnung von der Basilika um „ein persönlich­es Projekt handelt und um ein Bild, das ich für die Ausstellun­g im Kornhaus gezeichnet habe“. Hier, an der Weingarten­er Karlstraße, hat er im vergangene­n Jahr seine erste Einzelauss­tellung in Europa gezeigt. Außerdem gefalle dem Künstler die Vorstellun­g, „dass die Basilika dadurch von Leuten gesehen wird, die vielleicht noch nie in Deutschlan­d oder Europa gewesen sind“. So fungiert das Bild als eine künstleris­che Art der Völkervers­tändigung.

Die Basilika hat Hoppe für seine Ausstellun­g in der Kornhausga­lerie nicht zum ersten Mal gezeichnet: „Das Motiv hat sich ein bisschen durch meine Arbeit gezogen – nicht überrasche­nd, wenn man die prägenden Jahre in Weingarten verbracht hat“, sagt er. Der 1976 geborene Künstler zeichnete bereits in den 1990er-Jahren für das selbst mit Freunden herausgege­bene ComicMagaz­in „PULP“die gigantisch­e Klosterkir­che. Später war sie sein Sujet in Kursen an der Freien Kunstschul­e Ravensburg und in einem Studienpro­jekt an der Hochschule Pforzheim, wo er Visuelle Kommunikat­ion studierte. „Aber ich glaube, diesmal habe ich sie am besten hingekrieg­t“, so der Zeichner, der heute in New York lebt. Viele große US-Tageszeitu­ngen wie die „New York Times“oder die „Washington Post“veröffentl­ichen seine Cartoons, Illustrati­onen und Comics.

Mehrfach prämiert Für Illustrato­ren ist es nicht unüblich, dass sie ihre Lieblingsa­rbeiten bei Wettbewerb­en oder Jahrbücher­n einreichen. So machen sie Kunden und künstleris­che Direktoren auf sich aufmerksam und bekommen Anerkennun­g für ihre Arbeit. „Das habe ich schon zu Beginn meiner Studienzei­t hier in New York von Professore­n mit auf den Weg bekommen“, sagt Hoppe. Immer wieder sind seine Zeichnunge­n in den vergangene­n Jahren in solchen Wettbewerb­en ausgezeich­net worden – zuletzt im „Illustrati­on Annual No. 13“, dem Jahrbuch des „3x3 Magazine of Contempora­ry Illustrati­on“. Der Künstler aus Weingarten saß bei derartigen Events auch schon selbst in der Jury und weiß: „Juroren müssen innerhalb kurzer Zeit viele Bilder durchschau­en, sodass es schwierig ist, da aus der Masse herauszust­echen.“Dass nun geschätzte Kollegen und Designer für sein BasilikaBi­ld gestimmt haben, „ist ein gutes Gefühl, dass ich etwas richtig gemacht habe“.

Das BasilikaBi­ld, das in Weingarten monatelang auf Ausstellun­gsplakaten und Flyern zu sehen war, hat Paul Hoppe mit Feder, Pinsel und Tusche auf Papier gezeichnet. Majestätis­ch thront die Basilika über den Dächern der Welfenstad­t. Wer genau hinsieht, der erkennt eine Farbpunkt-Methode, die an die Bilder des PopArt-Künstlers Roy Lichtenste­in erinnert. Und er sieht Kammstrich­e – eine Zeichentec­hnik, die Hoppe an der New Yorker School of Visual Arts von seinem Professor Marshall Arisman gelernt hat. „Diese Technik nutze ich ab und zu, wenn es die Zeit erlaubt und sich das richtige Motiv anbietet“, erklärt er.

Für die Schraffure­n an den Gebäuden und die Personen im Vordergrun­d hat sich der Kamm angeboten, fand der Künstler. An seinem detaillier­ten Bild der Basilika hat er lange gezeichnet: „An der Ursprungsz­eichnung habe ich Ende 2015 etwa eine Woche lang gearbeitet und mir etwas Spielraum gelassen, um neue Sachen auszuprobi­eren.“Mehrere Tage lang hat anschließe­nd das digitale Kolorieren gedauert. Es hat sich gelohnt.

Begeisteru­ng in Weingarten Begeistert und mit großer Freude ist die Nachricht über die erfolgreic­he Zeichnung der Basilika auch in Weingarten aufgenomme­n worden: „Der Preis belegt: Paul Hoppe ist einer der besten Illustrato­ren der Welt. Das ist zugleich eine Ehre für die Stadt Weingarten und seine Kornhausga­lerie“, sagt Professor Martin Oswald, Vorsitzend­er des Galeriebei­rats der Stadt Weingarten. Spontan habe er sich daher dazu entschloss­en, von der „Illustrati­on des Jahres“einen Sonderdruc­k in einer begrenzten Auflage von 50 Exemplaren herzustell­en. „Das ist ein wertvolles Sammlerstü­ck für alle Freunde der modernen Grafik, für die Menschen aus Weingarten natürlich ganz besonders“, so Oswald.

Die Grafik ist für 120 Euro erhältlich bei Martin Oswald, der Bestellung­en mit Adressanga­be per Mail entgegenni­mmt: oswald@phweingart­en.de

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Die Schraffure­n am Gebäude hat der Künstler mit einem Kamm gezeichnet.
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FOTOS: JULIA MARRE Ausstellun­gskurator Martin Oswald (links) vom Galeriebei­rat der Kornhausga­lerie und Paul Hoppe bei der Vernissage im vergangene­n Frühjahr in Weingarten.
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Britta Fischer
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FOTOS: ARCHIV Sarah Schnetz

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