Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Grammer macht Ernst mit Abwehr gegen Hastors

Der Automobilz­ulieferer holt einen „Weißen Ritter“an Bord – Chinesen übernehmen zehn Prozent der Anteile

- Von Andreas Knoch

RAVENSBURG - Der Abwehrkamp­f des Automobilz­ulieferers Grammer gegen die bosnische Unternehme­rfamilie Hastor nimmt Fahrt auf: Die Oberpflälz­er haben einen chinesisch­en Wettbewerb­er als sogenannte­n „Weißen Ritter“gewonnen, der ebenfalls Großaktion­är bei Grammer werden soll. Über eine Pflichtwan­delanleihe im Volumen von 60 Millionen Euro zeichnet das Unternehme­n Ningbo Jifeng Auto Parts, ein Hersteller von Kopfstütze­n und Armlehnen, rund 9,2 Prozent des Grundkapit­als von Grammer. Noch in der Nacht zum Dienstag hatte Grammer nach Aufkommen von Marktgerüc­hten bestätigt, dass man mit Ningbo Jifeng verhandele und eine Beteiligun­g im Raum stehe – bis zum Morgen waren sich die beiden Unternehme­n handelsein­ig geworden. Die Grammer-Aktie kletterte am Dienstag auf ein weiteres Rekordhoch von mehr als 58 Euro.

Der Einstieg der Chinesen ist eine bittere Pille für die Investoren­familie Hastor: Bei dem börsennoti­erten Konzern aus Amberg sind die Bosnier über die Gesellscha­ften Halog und Cascade inzwischen mit 20 Prozent beteiligt und damit größter Einzelakti­onär. Die Hastors wollen auf einer noch einzuberuf­enden Hauptversa­mmlung die Macht bei Grammer übernehmen, weil sie die Rendite als zu niedrig kritisiere­n. Sie fordern die Neubesetzu­ng des Aufsichtsr­ats und wollen GrammerChe­f Hartmut Müller das Vertrauen entziehen.

Trotz des Minderheit­santeils könnte die Familie dem GrammerMan­agement gefährlich werden. Der Grund: Die Präsenz auf den Grammer-Aktionärst­reffen lag in der Vergangenh­eit zumeist zwischen 40 und 50 Prozent. Mit ihrer Beteiligun­g von gut 20 Prozent könnten die Bosnier durchaus die Mehrheit der Anwesenden stellen.

Laut Grammer sollen Autoherste­ller und wichtige Großkunden die Partnersch­aft mit den Chinesen unterstütz­en. Die Hastors hatten im vergangene­n August mit einem Lieferstop­p ihrer Prevent-Gruppe die Bänder bei VW in Wolfsburg und Emden lahmgelegt. Auch mit Daimler streitet die Prevent-Gruppe vor Gericht.

Beim angeschlag­enen Küchenhers­teller Alno aus Pfullendor­f (Landkreis Sigmaringe­n) sind die Bosnier über die Beteiligun­gsgesellsc­haft Tahoe inzwischen größter Aktionär.

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