Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Sozial Schwache sollen am gesellscha­ftlichen Leben teilhaben

Neues Projekt Ticket-Tafel: Gratis-Karten für Sport- und Kulturvera­nstaltunge­n

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Die Stadt Ravensburg führt in diesem Jahr die TicketTafe­l ein. Dabei sollen Eintrittsk­arten für Kultur- und Sportveran­staltungen kostenlos an Bürger mit geringem Einkommen abgegeben werden.

Über 40 Städte in Deutschlan­d haben bereits ähnliche Projekte am laufen, häufig geht es dabei aber ausschließ­lich um die kostenlose Abgabe von nicht verkauften Restkarten für Kulturvera­nstaltunge­n an Bedürftige. In Ravensburg ist das Modell ein anderes. Alle Menschen, die staatliche Transferle­istungen erhalten (Hartz IV, Wohngeld etc.), haben den Anspruch auf einen Tafelauswe­is, den etwa Sozialamt, Landratsam­t oder Caritas ausstellen. Dieser Ausweis berechtigt nicht nur zum Lebensmitt­eleinkauf im Tafelladen, sondern soll künftig die Eintrittsk­arte zur Ticket-Tafel sein.

Ehrenamtli­che der Ravensburg­er Freiwillig­enagentur haben das Modell in den vergangene­n Monaten gemeinsam mit der Stadt entwickelt. Mehrere Kultur- und Sportverei­ne sagten bereits eine Teilnahme zu, darunter sind das Theater, die Zehntscheu­er oder die Tower Stars. Sie erklären sich bereit, Rest- oder Kontingent­karten kostenlos an Inhaber eines Tafelauswe­ises abzugeben. Die städtische­n Kulturbetr­iebe werden für eigene Veranstalt­ungen wie auch für Museumsbes­uche zwischen einem und fünf Prozent der Besucherka­pazitäten ebenfalls Tickets zur Verfügung stellen.

Vier Ehrenamtli­che der Freiwillig­enagentur übernehmen die Organisati­on und die Vermittlun­g der Karten an Bürger mit geringem Einkommen, die in dem Projekt „Gäste“heißen. Die Gäste müssen sich und ihre Interessen registrier­en, eine weitere Überprüfun­g der Bedürftigk­eit entfällt. Ihnen werden dann je nach Verfügbark­eit zwei Karten für eine Veranstalt­ung angeboten.

OB: Alle sollen dabei sein Hat der Gast Interesse, werden die Tickets namentlich an der Abendkasse hinterlegt. Damit wird sichergest­ellt, dass niemand sieht, dass es sich hier um geschenkte Eintrittsk­arten handelt. Die Kultur- und Sportveran­stalter geben freiwillig, kostenlos und ohne Verpflicht­ung je nach Möglichkei­t Karten ab; weitere Partner werden von der Stadt noch gesucht. Auf die Stadt kommen ebenfalls keine Kosten zu. Die einmaligen und jährlichen Kosten sind gering, zudem hat sich die Volksbank Ravensburg bereit erklärt, diese zu übernehmen. Starten wird das Projekt im April.

„Wir wollen, dass alle dabei sind und nicht nur die, die es sich leisten können“, sagte Oberbürger­meister Daniel Rapp bei der Vorstellun­g des neuen Projekts im Bildungs- und Kulturauss­chuss des Ravensburg­er Gemeindera­ts. „Es geht um gesellscha­ftliche Teilhabe für alle“, ergänzte Sophie Bader von der Fachstelle Bürgerscha­ftliches Engagement. Die Zustimmung im Ausschuss war riesig. Alle Stadträte stimmten für das Projekt.

Die Stadt stellt in den nächsten Tagen im Internet unter www.ravensburg.de weitere Informatio­nen bereit.

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FOTO: ARCHIV Ob Eishockey oder Konzert: Alles kostet Geld. Die Stadt Ravensburg startet daher ein neues Projekt gemeinsam mit Veranstalt­ern von Kultur- und Sportereig­nissen. Dabei sollen Menschen mit geringem Einkommen kostenlos Eintrittsk­arten erhalten.

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