Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Sozial Schwache sollen am gesellschaftlichen Leben teilhaben
Neues Projekt Ticket-Tafel: Gratis-Karten für Sport- und Kulturveranstaltungen
RAVENSBURG - Die Stadt Ravensburg führt in diesem Jahr die TicketTafel ein. Dabei sollen Eintrittskarten für Kultur- und Sportveranstaltungen kostenlos an Bürger mit geringem Einkommen abgegeben werden.
Über 40 Städte in Deutschland haben bereits ähnliche Projekte am laufen, häufig geht es dabei aber ausschließlich um die kostenlose Abgabe von nicht verkauften Restkarten für Kulturveranstaltungen an Bedürftige. In Ravensburg ist das Modell ein anderes. Alle Menschen, die staatliche Transferleistungen erhalten (Hartz IV, Wohngeld etc.), haben den Anspruch auf einen Tafelausweis, den etwa Sozialamt, Landratsamt oder Caritas ausstellen. Dieser Ausweis berechtigt nicht nur zum Lebensmitteleinkauf im Tafelladen, sondern soll künftig die Eintrittskarte zur Ticket-Tafel sein.
Ehrenamtliche der Ravensburger Freiwilligenagentur haben das Modell in den vergangenen Monaten gemeinsam mit der Stadt entwickelt. Mehrere Kultur- und Sportvereine sagten bereits eine Teilnahme zu, darunter sind das Theater, die Zehntscheuer oder die Tower Stars. Sie erklären sich bereit, Rest- oder Kontingentkarten kostenlos an Inhaber eines Tafelausweises abzugeben. Die städtischen Kulturbetriebe werden für eigene Veranstaltungen wie auch für Museumsbesuche zwischen einem und fünf Prozent der Besucherkapazitäten ebenfalls Tickets zur Verfügung stellen.
Vier Ehrenamtliche der Freiwilligenagentur übernehmen die Organisation und die Vermittlung der Karten an Bürger mit geringem Einkommen, die in dem Projekt „Gäste“heißen. Die Gäste müssen sich und ihre Interessen registrieren, eine weitere Überprüfung der Bedürftigkeit entfällt. Ihnen werden dann je nach Verfügbarkeit zwei Karten für eine Veranstaltung angeboten.
OB: Alle sollen dabei sein Hat der Gast Interesse, werden die Tickets namentlich an der Abendkasse hinterlegt. Damit wird sichergestellt, dass niemand sieht, dass es sich hier um geschenkte Eintrittskarten handelt. Die Kultur- und Sportveranstalter geben freiwillig, kostenlos und ohne Verpflichtung je nach Möglichkeit Karten ab; weitere Partner werden von der Stadt noch gesucht. Auf die Stadt kommen ebenfalls keine Kosten zu. Die einmaligen und jährlichen Kosten sind gering, zudem hat sich die Volksbank Ravensburg bereit erklärt, diese zu übernehmen. Starten wird das Projekt im April.
„Wir wollen, dass alle dabei sind und nicht nur die, die es sich leisten können“, sagte Oberbürgermeister Daniel Rapp bei der Vorstellung des neuen Projekts im Bildungs- und Kulturausschuss des Ravensburger Gemeinderats. „Es geht um gesellschaftliche Teilhabe für alle“, ergänzte Sophie Bader von der Fachstelle Bürgerschaftliches Engagement. Die Zustimmung im Ausschuss war riesig. Alle Stadträte stimmten für das Projekt.
Die Stadt stellt in den nächsten Tagen im Internet unter www.ravensburg.de weitere Informationen bereit.