Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Roßbachstraße bald autofreie Zone
Stadt Ravensburg plant Fußgängerbereich bis zum Gänsbühlcenter.
RAVENSBURG - Die Roßbachstraße hoch zum Gänsbühlcenter soll zur Fußgängerzone werden. Das plant zumindest die Ravensburger Stadtverwaltung. Aus diesem Grund hat sie am Donnerstagabend zu einer Informationsveranstaltung in den Kornhaussaal eingeladen. Gekommen waren vor allem Anwohner und Gewerbetreibende der Roßbachstraße – und die waren mit dem Vorhaben der Stadt nur bedingt einverstanden.
Die Stadtverwaltung hatte intern folgende Idee ausgearbeitet: Die Fußgängerzone soll an der Kreuzung Gespinstmarkt beginnen und bis zum Parkplatz des Amtsgerichts hinaufreichen – so wird auch das Gänsbühlcenter Teil des Fußgängerbereiches. Die Zeiten für den Lieferverkehr – also auch für Paketdienste und Geldtransporte – beschränken sich auf 6 bis 11 Uhr und 18 bis 22 Uhr.
Die Anwohner, die einen privaten Stellplatz für ihr Fahrzeug in der Roßbachstraße haben, dürfen diesen zu jeder Tages- und Nachtzeit anfahren. Wer jedoch keinen Parkplatz hat, darf – ähnlich dem Lieferverkehr – nur zu bestimmten Zeiten vor seiner Wohnung oder seinem Geschäft halten. „Wir wollen damit eine höhere Sicherheit für die Fußgänger schaffen und den Menschen mehr Aufenthaltsqualität“, beschrieb Simon Blümcke, Erster Bürgermeister, die Ziele der Fußgängerzone.
Eigentlich plante die Stadtverwaltung, diese Regelungen zur offiziellen Eröffnung des Gänsbühlcenters im April/Mai provisorisch einzuführen. Parallel sollte ein entsprechendes rechtliches Verfahren, ein sogenanntes Bauleitplanverfahren, eingeleitet werden. Doch aus der Bürgerschaft kam am Donnerstagabend heftiger Gegenwind. Die Verwaltung rückt folglich von dem Provisorium ab und bringt nun einzig das offizielle Verfahren auf den Weg. „Es ist noch nichts beschlossen“, beruhigte Bürgermeister Blümcke die Anwesenden. „Ich sauge Ihre Bedenken auf wie ein Schwamm und nehme sie mit“, versprach er.
Was den Bewohnern der Roßbachstraße am meisten aufstieß, war der Plan, dass sie in Zukunft nicht mehr wann sie wollen in die Straße ein- und ausfahren dürfen. „Die mit einem berechtigten Interesse sollten weiterhin zu ihren Wohnungen und Geschäften gelangen können, und zwar rund um die Uhr und nicht nur zu den Anlieferungszeiten“, bemängelte ein Wohnungseigentümer. „Deshalb wird nicht gleich ein Verkehrschaos ausbrechen“, sagte er. Ähnlich sah das Geschäftsmann Erich Lange vom Musikhaus Lange. „Ravensburg ist seit Jahrhunderten eine Handelsstadt“, meinte er und gab hinsichtlich einer reinen Fußgängerzone zu bedenken: „Kann man da als Fachgeschäft überhaupt noch existieren?“
Simon Blümcke zeigte sich von den Forderungen nach Sondergenehmigungen jedoch wenig angetan. „Was glauben Sie, was am südlichen Marienplatz los ist, wenn in der Roßbachstraße plötzlich andere Regeln gelten“, meinte er. Ebenso lehnte der Bürgermeister den Vorschlag der Oberstadtagenda ab, auch andere Bereiche der Altstadt – wie die Marktstraße – zu Fußgängerzonen zu machen. „Wir können den Verkehr nicht komplett aus der Stadt raushalten“, so Blümcke, „schon gar nicht jetzt, wo auch noch die Marienplatztiefgarage saniert wird.“
„Ich sauge Ihre Bedenken auf wie ein Schwamm und nehme sie mit“,
versprach Bürgermeister Blümcke den anwesenden Bürgern.
Herrenstraße wird Sackgasse Etwas entspannter, wenn auch noch nicht gelöst, ist die Anlieferungssituation am Gänsbühlcenter. Anwohner hatten sich in der Vergangenheit über den Lärm am frühen Morgen beklagt, den die Zustellungen für die H&M-Filiale verursachten (die SZ berichtete). Mit dem H&M-Logistiker sei die Stadt laut Blümcke übereingekommen, dass die Anlieferungen nicht mehr um 5.30 Uhr, sondern eine Stunde später vonstatten gehen.
Einen wichtigen Einwand brachte Stadtrat Wolfgang Metzger von den Freien Wählern. „Wenn die Fußgängerzone in der Roßbachstraße kommt, wird die obere Herrenstraße zur Sackgasse“, warf er ein. Dort kämen die Autofahrer nicht mehr weiter und müssten wenden. „Das wird ziemlich eng“, meinte Metzger. Bürgermeister Blümcke gab zu: „Das ist ein wunder Punkt, über den man nachdenken muss.“