Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Das Werben um die Gunst der Eltern hat begonnen
Zum Ganztagsbetrieb an der Schule am Martinsberg werden an den beiden Infoabenden viele Fragen gestellt
WEINGARTEN - Eine Fülle von Sachfragen, aber keine Fundamentalkritik am Vorhaben, an der Schule am Martinsberg ab September 2018 eine Ganztagesschule einzurichten. Das hat es an den beiden Infoabenden am Mittwoch und Donnerstag, zu denen Rektorin Bernadette Behr und die Stadtverwaltung Weingarten eingeladen hatten, gegeben. Rund einhundert Eltern wollten erfahren, was mit dieser Neuerung auf sie und ihre Kinder zukommen könnte.
Ob es hier künftig Ganztagsklassen geben wird, und, wenn ja, wie viele, hängt ganz davon ab, wie viele verbindliche Anmeldungen zum Ende des jetzigen Schuljahres vorliegen. Es müssen mindestens 25 sein, damit die Stadt im Oktober einen entsprechenden Antrag beim Regierungspräsidium stellen kann. Ausführlich stellten Rektorin Bernadette Behr und Rainer Beck, Leiter des Fachbereichs Gesellschaft, Bildung und Soziales bei der Stadtverwaltung, das Konzept vor, über das die „Schwäbische Zeitung“bereits berichtet hatte.
Vorbild Weststadtschule Es lehnt sich im Wesentlichen an das an, was die Ravensburger Weststadtschule inzwischen im zweiten Jahr praktiziert. Aus der dortigen Elternschaft waren auch Anna Schick und Bertram Koller gekommen, um im Gespräch mit dem Elternbeiratsvorsitzenden Claudiu Ponea über ihre Praxis-Erfahrungen zu berichten. Nach anfänglichem Zögern hatten sich dort im vergangenen Schuljahr so viele Eltern angemeldet, dass zwei von drei ersten Klassen ganztags beschult werden konnten. Der jetzige erste Jahrgang läuft komplett in Form einer Ganztagsschule. Und die Eltern haben, so berichteten die Mutter und der Vater, ihre Entscheidung nicht bereut.
Auf ein ähnlich positives Echo hoffen auch Rektorin Behr und die Stadtverwaltung. „Wir verstehen die Ganztagsschule als ein zusätzliches Angebot, das in eine Stadt wie Weingarten gehört“, betonte die Rektorin. Schließlich biete nicht nur die Schule am Martinsberg ab Herbst 2018 weiterhin eine Halbtagsschule in der bisherigen Form an, sondern werde auch die Talschule als Halbtagsschule geführt. Um den Eltern die volle Wahlfreiheit zu gewährleisten, löst die Stadt die bisherigen Schulbezirke auf und organisiert auch den Schulbusbetrieb so, dass beide Schulen aus allen Wohngebieten mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein werden.
Frage nach Betreuungszeiten Die meisten Fragen, die am zweiten Infoabend gestellt wurden, drehten sich um die Betreuungszeiten. Eine verlässliche Betreuung kann von 7 Uhr morgens bis 17.30 Uhr nachmittags gebucht werden – allerdings ohne Zwang, die Kinder so früh vor Beginn oder so spät nach Ende des Unterrichts zu bringen oder abzuholen. Weil das Land die Ganztagsschulen höher bezuschusst als die Halbtagsschulen, verringert sich bei den 2018 neu eingerichteten Halbtagsklassen an der Schule am Martinsberg die Betreuungszeit am Mittag um eine halbe Stunde. „Wir bekommen dann bei diesen Klassen weniger Geld für den Hortbetrieb und können daher unser Angebot nicht mehr in der bisherigen Form aufrechterhalten“, erklärte Rainer Beck.
„In der Ganztagsschule verbringen die Kinder zwar mehr Zeit in der Schule. Aber der Unterrichtsumfang bleibt der gleiche“, betonte Bernadette Behr. Dank der Kooperationen mit örtlichen Vereinen und Institutionen könne die Schule am Martinsberg ihr Musik- und Sportprofil mit qualifizierten Fachlehrern und Übungsleitern sowie eigenen Lehrkräften weiter vertiefen und beispielsweise in den Ganztagsklassen kostenlosen Instrumentalunterricht anbieten. Schüler aus Halbtagsklassen der entsprechenden Jahrgänge werden diesen Vorzug nicht mehr haben.
Chance jetzt nutzen Nach den Fasnetsferien verschickt die Stadt an alle Eltern von Vorschulkindern einen mehrsprachigen Erhebungsbogen, um zu ermitteln, wie hoch in Weingarten der Bedarf an einer Ganztagsschule ist. Dabei geht es noch nicht um eine verbindliche Anmeldung. „Aber wenn wir mindestens hundert Interessenten haben, dürften wir die geforderten 25 festen Anmeldungen schaffen“, erklärte Bernadette Behr.
„Und wenn nicht?“, fragte eine Mutter. „Dann ist in Weingarten auf längere Sicht der Zug für eine Ganztagsschule abgefahren“, lautete die Antwort. Doch nach den beiden Infoabenden sind sowohl die Schulleiterin als auch der Fachbereichsleiter bei der Stadt und sein Team sehr zuversichtlich, dass es dazu nicht kommen wird.