Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Keine Lust auf Grenzen
Wer bereits ein Musikvideo der österreichischen Band Bilderbuch gesehen hat, merkt, dass das Quartett vor keinerlei Kitsch, Glamour oder übertriebener Selbstdarstellung zurückschreckt. Zu viel Glitzer, Gold oder Posen gibt es nicht. Studioalbum Nummer vier „Magic Life“spiegelt genau diese Attitüde wider. Die Austropoper sind seit dem Vorgänger „Schick Schock“noch um einiges experimentierfreudiger geworden. Elektrobeats mischen sich mit Gitarrensoli und teils poetischen Textzeilen. Grenzen kennt die Band rund um Sänger Maurice Ernst in „Magic Life“keine – vor allem nicht beim Einsatz von Autotune, der bis zum Maximum ausgereizt wird. Dadurch entfernen sich die Wiener einen weiteren Schritt von ihren Indie-Rock-Wurzeln. Lediglich die erste Singleauskopplung „Bungalow“passt in das bisherige Bilderbuch-Song-Schema, das sie auch außerhalb der Alpenrepublik bekannt gemacht hat: Poppige Beats, SynthieSounds, rotzige Gitarrensoli und einprägsame Zeilen zeigen das Hit-Potenzial der Band. Doch die vier Österreicher verlieren sich bei den zwölf Songs ihres Neulings oftmals viel zu sehr in ihrer Experimentierfreude. Einerseits bleibt „Magic Life“in jedem Takt unvorhersehbar und zeigt, wie leicht und vielseitig deutschsprachiger Pop klingen kann. Andererseits hätte die eine oder andere Grenze der Platte etwas mehr Struktur und Halt gegeben. (mwe)