Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Noch feilen die Schüler an einem Poker-Roboter
„Jugend forscht“: Claude-Dornier-Schüler punkten im Dornier-Museum mit ihrem „SpieleBot“
FRIEDRICHSHAFEN - Bundesweit haben sich dieses Jahr mehr als 12 000 junge Menschen für den Wettbewerb „Jugend forscht“beworben, der seit 1965 ausgetragen wird. Im Dornier-Museum kürte die Jury aus Wissenschaft und Praxis nun die innovativsten Projekte aus der Region.
Den dritten Platz in der Kategorie Mathematik und Informatik konnten die Überlinger Samuel Layer-Reiss, Christoffer Raun und Timo Schönegg für sich beanspruchen. Die Junginformatiker entwickelten verschiedene Algorithmen zur Innenraumnavigation für Roboterfahrzeuge. Die eigenhändig angefertigte Programmierung ermöglicht einem Roboterfahrzeug, sich sowohl autonom zu bewegen, als auch mit seiner Umgebung zu interagieren.
Mithilfe zweier Laserscanner wurde es dem Roboter ermöglicht, selbstständig Gegenstände zu finden und weißen Linien nachzufahren. Das Technikprojekt, das in Kooperation mit dem Projekt „Feldroboter“am Schülerforschungszentrum Überlingen entwickelt wurde, könnte den drei Schülern zufolge in der Logistikbranche angewandt werden.
„Unser System zur Indoornavigation könnte man außerdem in Hotels verwenden, wenn das Personal schon Dienstschluss hat. Der Roboter könnte den Zimmerservice ersetzen und die Aufgaben selbstständig erledigen“, erklären die drei Nachwuchsforscher des Gymnasiums Überlingen stolz.
Sandbox visualisiert Topografie Das Forschungszentrum Überlingen förderte darüber hinaus eine weitere Gruppe. Adrian Müller und Vincent Schmidt überzeugten mit ihrer Sandbox zur Visualisierung von Höhenmodellen. Der in der Box enthaltene Sand könne nach Belieben zu verschiedenen Hügeln geformt werden. Für ihre „Experimente mit Stärke“erhalten die Schüler der Franz-AntonMaulbertsch-Schule Langenargen einen dritten Platz in der Kategorie Chemie. ANZEIGEN Nach dem Scan werde das Bild mittels einer 3D-Virtualisierungssoftware in ein dreidimensionales Höhenbild umgewandelt, das dann mit einem Beamer auf die Sandbox projiziert werden kann. „Unser Projekt kann topografische Sachverhalte einfach veranschaulichen und auf spielerische Art vermitteln“, erklären die Zehntklässler. Für diese Arbeit erhielt das Duo den zweiten Platz der Geo- und Raumwissenschaften.
Den zweiten Platz in der Kategorie Technik erreichte eine Gruppe aus der Waldorfschule und dem Gymnasium Überlingen. Glenn Honstetter, Julian Mock und Jonas Woerner beschäftigten sich mit der Wärmegewinnung durch thermophile Mikroorganismen. „Mir kam die Idee, als ich beim Autofahren einen dampfenden Misthaufen gesehen habe. Das brachte mich auf den Gedanken, dass aus Mikroorganismen beim Kompostiervorgang Wärme erzeugt werden kann“, berichtet Julian Mock. Der 17-Jährige arbeitete im Dreierteam an dem Bau eines Thermo-Komposts und einer Temperaturmessanlage, um die Idee in die Praxis umzusetzen.
Glenn beschreibt die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten des Projekts: „Es gibt viele Bereiche, in denen unser Projekt genutzt werden könnte. Man könnte das in Privathaushalten oder der Landwirtschaft nutzen, um Gebäude zu heizen oder Heizkosten einzusparen. Wie könnten wir diese ungenutzte Energie einfach verdampfen lassen?“, fragte sich der Schüler.
Höhepunkt des Wettbewerbs war die Verleihung des ersten Platzes an das Projekt „SpieleBot“von Frank Engstler, Leon Maurer und Daniel Pasenko. Die Oberstufenschüler belegen den Informationstechnik-Zug der Claude-Dornier-Schule in Friedrichshafen. Ihre Arbeit beinhaltet einen elektronischen Gegner für das Brettspiel Mühle, bestehend aus Software und Roboterarm. In drei Schritten kommt der Roboterarm zum Zug. Nach der Bilderkennung analysiert die Software die Spiellogik und führt den nächsten Zug sodann mit dem Roboterarm aus. „Unsere Technik ist auf nahezu jedes Brettund Kartenspiel übertragbar“, betonen die Informatiker. In Zukunft wollen sie weitere Spiele in das System einspeisen.
Die Programmiergrundlagen erwarben sie in der Schule, das Projekt entstand jedoch hauptsächlich in der Freizeit. „Unsere Freunde haben uns den ersten Platz bestimmt nicht zugetraut, da sie die ganzen Schwierigkeiten während der Entwicklungsphase mitbekommen haben.“Nun sind die Erstplatzierten umso glücklicher, die Region Südwürttemberg auf dem Landeswettbewerb in Stuttgart vertreten zu dürfen. Bis dahin werden sie weiter an ihrer Spieltechnik arbeiten. Das Ziel des Teams ist fest im Blick: „Unser größter Traum wäre es, wenn wir eines Tages mit dem Roboter Poker spielen könnten. Aber das steht noch in ferner Zukunft.“