Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Dubioser Todesfall in Hoßkirch
Nach dem Tod einer 30-Jährigen bei Hoßkirch ermittelt die Polizei – Narrenverein bricht Dorffasnet ab
Schwer verletzter Mann liegt im Koma, Leichnam der Frau wird obduziert.
HOSSKIRCH - Noch unklar sind die Hintergründe zum Tod einer 30-jährigen Frau, die von einem Spaziergänger am Sonntagmorgen gegen 9.30 Uhr bei Hoßkirch leblos auf dem Fahrersitz eines Mercedes Vito aufgefunden wurde. Ihr 34-jähriger Ehemann lag schwer verletzt und ohne Bewusstsein etwa einhundert Meter vom Auto entfernt, das mit laufendem Motor und eingeschaltetem Licht im Acker stand. Das teilen das Polizeipräsidiums Konstanz und die Staatsanwaltschaft Ravensburg mit. Inzwischen ist bekannt, dass es sich bei den beiden um ein Ehepaar aus Hoßkirch handelt. Die Kriminalpolizei hat das Haus der Familie versiegelt.
Das Auto befand sich abseits des Gemeindeverbindungsweges zwischen Tafertsweiler im Landkreis Sigmaringen und Hoßkirch im Landkreis Ravensburg. Der Mann wurde mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus gefahren. Er befindet sich aktuell im Koma und ist nicht ansprechbar. Ob die Frau durch einen Unfall zu Tode kam, ist noch nicht geklärt. Die polizeilichen Ermittlungen dauern an.
Der schwarze Mercedes-Van war kurz vor Hoßkirch, einige Hundert Meter nach dem Ende des Waldes, von der Straße abgekommen. Er fuhr eine Böschung hinunter. Das Fahrzeug blieb nach circa 100 Metern in einem Feld stehen. An dem Fahrzeug waren nur wenige Beschädigungen zu sehen. Der kriminalpolizeiliche Dauerdienst in Singen ermittelte vor Ort noch bis in den späten Sonntagnachmittag. Zur genauen Klärung des Sachverhalts wurde auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Ravensburg ein Kfz-Sachverständiger hinzugezogen. Außerdem hat sie die Obduktion des Leichnams der Frau veranlasst.
Auch am Montag schloss die Polizei weder einen Unglücksfall noch ein Gewaltverbrechen aus, Pressesprecher wollten sich „aus ermittlungstaktischen Gründen“nicht genauer äußern. „Wie die Frau zu Tode kam und wie sich der Mann verletzt hat, ist derzeit noch völlig offen“, sagte Markus Sauter, Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz, schon am Sonntag. Außer dem schwer verletzten Mann gebe es keine Zeugen, die etwas dazu sagen könnten, hieß es.
Autos fahren zur Unfallstelle In Hoßkirch hat sich die Nachricht von dem Todesfall schnell herumgesprochen. Der Narrenverein Hoßkirch, dessen Umzug und Dorffasnet am Sonntag stattfand, brach die Party gegen 17 Uhr ab. Außerdem sagte der Verein wegen des Todesfalls seine Teilnahme am Umzug am Montag in Bad Wurzach ab. Das teilt der Narrenverein auf seiner Homepage mit. „Als die Nachricht von dem Todesfall durchgedrungen ist, haben wir uns entschieden, das Fest zu beenden“, sagt Tobias Hipp, der Vorsitzende des Narrenvereins. Jetzt sei niemand im Verein mehr motiviert, Fasnet zu feiern und Späße zu machen. „Wir sind sehr betroffen“, sagt er.
Nicht nur der Narrenverein, sondern auch viele Einwohner Hoßkirchs scheinen sich in einer Art Schockstarre zu befinden. In der 720-Einwohner-Gemeinde sind am Montag immer wieder Grüppchen von Menschen zu sehen, die zusammenstehen und miteinander reden. Regelmäßig ist zu beobachten, wie Autos zu der Stelle fahren, an der der Mercedes-Van am Sonntag von der Straße abgekommen ist. Ein junges Paar zündet dort eine Kerze an. Laut Polizeisprecher Jens Purath wird die Frau am Dienstag obduziert. Nach Abschluss der Untersuchungen sollen weitere Erkenntnisse mitgeteilt werden.
„Als die Nachricht von dem Todesfall durchgedrungen ist, haben wir uns entschieden, das Fest zu beenden.“Tobias Hipp, Vorsitzender des Hoßkircher Narrenvereins