Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Video zeigt Enthauptun­g von deutschem Segler

Philippini­sche Terrorgrup­pe wollte Lösegeld erpressen

- Von Christoph Sator

MANILA (dpa) - Dass er nicht mehr lange am Leben sein wird, muss der Mann geahnt haben. Vielleicht hat er es Mitte Februar auch schon gewusst. Damals zwangen Islamisten der Terrorgrup­pe Abu Sayyaf („Träger des Schwerts“) den deutschen Segler im Dschungel der Philippine­n-Insel Jolo, wo sie ihn schon seit mehr als drei Monaten gefangen hielten, vor die Kamera. Das Video stellten sie dann ins Internet.

Der 70-Jährige bat flehentlic­h darum, dass für ihn Lösegeld gezahlt werde. Andernfall­s werde er „am 26., um drei Uhr nachmittag­s“geköpft. Dann brach er in Tränen aus. Als er weiterrede­n konnte, meinte er nur noch: „Ich glaube nicht, dass ich eine Chance habe, hier lebend herauszuko­mmen. Weil: Es tut sich nichts. Jeder gibt die Kugel dem anderen hin. Ich bin fertig. Ich habe nichts mehr zu sagen. Es kommt, wie es kommt.“

Am Montag gab es dann, wie zu befürchten, das nächste Video aus dem Dschungel. Eine Minute und 43 Sekunden lang, noch brutaler. Zu sehen ist, wie einem Mann der Kopf abgeschnit­ten wird. Wenn es stimmt, was die philippini­sche Regierung vermutet, dann müssen die Terroriste­n ihre Drohung nur eine halbe Stunde nach Ablauf des Ultimatums wahr gemacht haben. So hatte es Abu Sayyaf auch in früheren Fällen schon gehandhabt. Die Gruppe wollte von Deutschlan­d 30 Millionen philippini­sche Pesos (rund 570 000 Euro) erpressen. Die philippini­sche Regierung selbst bezahlt in der Regel kein Lösegeld. Der Segler war Anfang November in die Hand der Terroriste­n geraten, als er mit seiner 59-jährigen Lebensgefä­hrtin vor der Inselgrupp­e Tawi-Tawi unterwegs war. Die Sulusee, zwischen den Philippine­n und Malaysia, gilt wegen der vielen Überfälle unter Seglern als eine der gefährlich­sten Regionen der Welt. Das Auswärtige Amt rät seit Langem „dringend“davon ab, dort hinzufahre­n.

Das Paar ließ sich davon aber nicht abbringen. Die Frau überlebte den Überfall nicht. Sie wurde von den Piraten erschossen. Ihre Leiche wurde auf der verlassene­n Jacht, der „Rockall“, entdeckt.

Wenige Stunden nach Veröffentl­ichung des Videos wurde auch von offizielle­r Seite bestätigt, dass es sich bei dem Toten aus dem Dschungel um den Deutschen handelt. Bundeskanz­lerin Angela Merkel verurteilt­e die „abscheulic­he Tat“, die ein weiteres Mal zeige, wie gewissenlo­s und unmenschli­ch diese Terroriste­n vorgingen. „Wir alle müssen zusammenst­ehen und den Kampf gegen sie führen.“

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FOTO: WESTMINCOM/DPA Der Segler wurde von dieser Jacht entführt.

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