Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Einfühlsam erzählt
37 Grad: Das große Vergessen (ZDF, Di., 22.15) - Wenn Eric aus dem Haus geht, hat er Angst. Angst, dass fremde Menschen ihn nach dem Weg fragen. Angst davor, dass seine Krankheit ihm ins Gesicht geschrieben steht. Eric leidet an Demenz – und dabei ist er erst 46 Jahre alt. Die Krankheit trifft nicht nur ihn, sondern auch seine Frau. Jeden Tag, wenn sie zur Arbeit fährt, macht sie sich Sorgen um Eric. Wird er seine Medikamente nehmen? Wird er den Herd ausschalten? Während Eric noch über seine Krankheit sprechen kann, hat die Demenz Florian (41 Jahre) wieder in ein Kleinkind verwandelt. Als der umtriebige Familienvater das Interesse an seiner Arbeit verliert und immer öfter desorientiert wirkt, denken die Ärzte zunächst an eine Depression. Nach einer langen Odyssee erfolgt im Uniklinikum Ulm die Diagnose: frontotemporale Demenz, eine besonders schnell voranschreitende Form. Heute lebt Florian bei seinen Eltern, wird von ihnen, der Schwester und zwei Pflegekräften betreut. Filmemacher Walter Krieg beleuchtet in „Das große Vergessen“eine Seite der Volkskrankheit, die wenig bekannt ist. Denn während Altersdemenz bereits in aller Munde ist, hat man über Demenz bei jüngeren Menschen bisher wenig gehört. Mit der richtigen Mischung aus Distanz und Nähe gibt die Doku Einblicke in den Alltag der Betroffenen und lässt dabei nur erahnen, was ihre Angehörigen leisten.