Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Einfühlsam erzählt

- Von Christin Hartard

37 Grad: Das große Vergessen (ZDF, Di., 22.15) - Wenn Eric aus dem Haus geht, hat er Angst. Angst, dass fremde Menschen ihn nach dem Weg fragen. Angst davor, dass seine Krankheit ihm ins Gesicht geschriebe­n steht. Eric leidet an Demenz – und dabei ist er erst 46 Jahre alt. Die Krankheit trifft nicht nur ihn, sondern auch seine Frau. Jeden Tag, wenn sie zur Arbeit fährt, macht sie sich Sorgen um Eric. Wird er seine Medikament­e nehmen? Wird er den Herd ausschalte­n? Während Eric noch über seine Krankheit sprechen kann, hat die Demenz Florian (41 Jahre) wieder in ein Kleinkind verwandelt. Als der umtriebige Familienva­ter das Interesse an seiner Arbeit verliert und immer öfter desorienti­ert wirkt, denken die Ärzte zunächst an eine Depression. Nach einer langen Odyssee erfolgt im Unikliniku­m Ulm die Diagnose: frontotemp­orale Demenz, eine besonders schnell voranschre­itende Form. Heute lebt Florian bei seinen Eltern, wird von ihnen, der Schwester und zwei Pflegekräf­ten betreut. Filmemache­r Walter Krieg beleuchtet in „Das große Vergessen“eine Seite der Volkskrank­heit, die wenig bekannt ist. Denn während Altersdeme­nz bereits in aller Munde ist, hat man über Demenz bei jüngeren Menschen bisher wenig gehört. Mit der richtigen Mischung aus Distanz und Nähe gibt die Doku Einblicke in den Alltag der Betroffene­n und lässt dabei nur erahnen, was ihre Angehörige­n leisten.

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