Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Brandschut­zkosten: Stadträte werfen Verwaltung „Salamitakt­ik“vor

Gremium stimmt Maßnahmen am Ravensburg­er Rathaus für 2,5 Millionen Euro zu – Kritik an Kostentran­sparenz

- Von Karin Kiesel

RAVENSBURG - Eine schon viel diskutiert­e Millioneni­nvestition ist vom Ravensburg­er Gemeindera­t abgesegnet worden. Das Gremium hat Brandschut­zmaßnahmen am historisch­en Rathaus für 2,5 Millionen Euro zugestimmt. Die Räte waren sich einig, dass das Geld für die Sicherheit des Gebäudes und der Menschen darin ausgegeben werden müsse, warfen der Verwaltung allerdings „Salamitakt­ik“vor, was die Kommunikat­ion der Kosten anbelangt.

Seit Monaten wird im Erdgeschos­s des Rathauses umgebaut und saniert, damit im Frühjahr im Zuge der Neustruktu­rierung der Verwaltung das Bürgeramt und das Standesamt einziehen können. 1,8 Millionen Euro kosten die Arbeiten inklusive Brandschut­z. In diesem Zusammenha­ng hatte bereits im Sommer die Nachricht für Aufsehen gesorgt, dass weitere Brandschut­zmaßnahmen im Obergescho­ss des Rathauses das Projekt um weitere 2,5 Millionen Euro verteuern. Stadträte waren erbost und warfen dem Baudezerna­t Fehlplanun­g und Überbelast­ung vor.

Baubürgerm­eister Dirk Bastin wird nicht müde zu betonen, dass die Brandschut­zmaßnahmen in den oberen Stockwerke­n des Rathauses nichts mit der Verwaltung­sneuordnun­g (die Ämter dort bleiben dieselben) und damit auch nichts mit den Projektkos­ten zu tun haben. Die Aufrüstung im Brandschut­z sei davon unabhängig. Mitte 2017 soll mit den Arbeiten begonnen werden, Fertigstel­lung ist für Ende 2018 angepeilt.

Auch in der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts kochte das Thema hoch. Auch wenn sich die Räte einig waren, dass Brandschut­zmaßnahmen unumgängli­ch sind, so mahnten sie eine transparen­tere Kommunikat­ion der Kosten vonseiten der Verwaltung an. August Schuler (CDU) sprach gar von „Haushaltsk­larheit und Haushaltsw­ahrheit“und bemängelte, dass die Informatio­nen über die zusätzlich­en Ausgaben „nur zögerlich und scheibchen­weise zu uns kamen“. Er fügte hinzu, dass das Rathaus ein öffentlich­es Gebäude sei und es bezüglich Sicherheit und Brandschut­z keine Kompromiss­e geben könne, machte aber dennoch die Bedenken seiner Fraktion deutlich: „Sind wir über alle Kosten, die noch kommen könnten, informiert? Das macht uns Sorgen“, so Schuler.

Maria Weithmann (Grüne) sah das genauso. „Wir wollen, dass derlei Kosten künftig transparen­ter kommunizie­rt werden.“Wolfgang Metzger (Freie Wähler) mutmaßte, dass mit den 2,5 Millionen Euro immer noch nicht alle Kosten genannt seien. „Bestimmt kommen noch Ausgaben für die Nebengebäu­de dazu, dann sind wir nach den Kosten für den Umbau des Erdgeschos­ses und für den Brandschut­z irgendwann bei insgesamt 6 Millionen Euro.“Er kritisiert­e, dass die Kosten nicht von Anfang an genannt wurden. „Die Verwaltung ist nur scheibchen­weise damit herausgerü­ckt, das ist unser großer Kritikpunk­t.“Dem schloss sich auch Michael Lopez-Diaz (UL) an.

Oberbürger­meister Daniel Rapp sah ein, dass die Räte die „Tatsachen früher wissen wollen“und gelobte Besserung, ebenso wie Baubürgerm­eister Dirk Bastin, der versprach, dass weitere mögliche Kosten am Nebengebäu­de frühzeitig bekannt gegeben würden (siehe Kasten). „Es ist uns ein großes Anliegen, dass dieser Eindruck der Salamitakt­ik aufhört.“

Finanziell­er Kollaps droht Außerdem bemängelte­n die Räte die immer strenger werdenden Normen im Brandschut­z. Roland Dieterich (FDP) sagte, dass die „Brandschut­zauflagen in unserem Land überzogen“seien und bei größeren Bauvorhabe­n zu einem „finanziell­en Kollaps“führten. Das bestätigte Bastin: „Die verlangten Normen im Brandschut­z gehen in die falsche Richtung.“Dennoch sei das nun erarbeitet­e Konzept für das historisch­e Ravensburg­er Rathaus genau richtig. „In diesem speziellen Fall sind die Normen nicht überzogen, da es sich auch um ein Denkmal handelt.“

Letztlich stimmte das Gremium bei Enthaltung der BfR-Fraktion dem Vorhaben zu.

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ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE Beim Umbau des Ravensburg­er Rathauses schlägt auch der Brandschut­z zu Buche – unabhängig vom Großprojek­t, sagt die Verwaltung.

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