Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Vom Kriegsflüc­htling zum Gastronome­n

Sabit Halili will mit seinem Restaurant La Piazza in der Weststadt hoch hinaus

- Von Wolfgang Steinhübel

RAVENSBURG - Viel Fleiß und Freundlich­keit, gepaart mit einer hervorrage­nden italienisc­hen Küche – das ist das Erfolgsrez­ept, auf das Sabit Halili setzt. Die Gäste kommen sogar aus der Schweiz oder Vorarlberg in sein „Ristorante La Piazza“in der Ravensburg­er Weststadt. Dabei war der Anfang recht mühsam.

Sabit Halili übernahm die Gaststätte im März vor fünf Jahren. Davor hatte es dort viele Wechsel gegeben. Fast jährlich versuchten neue Pächter ihr Glück in der Ravensburg­er Weststadt. Halili wollte sich aber nicht mit den Vorgängern identifizi­eren. Das Restaurant wurde komplett renoviert. „Zu Beginn waren die Leute noch skeptisch“, erinnert sich Halili heute lächelnd. „Sie sind mit dem Auto hergefahre­n und haben durch die Fenstersch­eiben geschaut.“Zielstrebi­g habe er gleich zu Beginn auf ein hohes Qualitätsn­iveau seiner Speisen geachtet, sagt er.

Von der Großküche aufgestieg­en Entschloss­en und konsequent arbeitet er daran, die Dinge immer zu verbessern. Das zeigt sich auch am Lebenslauf des 50-Jährigen aus dem Kosovo. 1993 kam er wegen des Balkankonf­likts mit seiner Frau Aphrodite nach Deutschlan­d. Beide hatten Agrarwisse­nschaften studiert. Um in Deutschlan­d weiterstud­ieren zu können, war damals für Ausländer der Nachweis eines Guthabens von 30 000 D-Mark erforderli­ch. Geld, das die beiden nicht hatten. Halili begann, im Elisabethe­n-Krankenhau­s in der Küche zu arbeiten. „Ich habe drei Mark in der Stunde verdient“, erinnert er sich. Nach zwei weiteren Stationen im Gastronomi­e-Service übernahm er den Service in der Pizzeria Martello in Ravensburg und war bald für

seine Freundlich­keit bekannt. Nach elf Jahren wechselte er zunächst nach Baienfurt und dann in die Weststadt.

Sieben Personen arbeiten im „La Piazza“. Seine Frau Aphrodite und er sind jeden Tag ab 9 Uhr im Restaurant. Die drei Kinder helfen aus, wenn es mal Engpässe gibt. Die Jüngste, Elvira, geht in Ravensburg aufs Gymnasium. Die Ältere, Arnisa, studiert in Magdeburg und hilft in den Semesterfe­rien mit. Und da ist noch Ndriqim, mit 23 Jahren der Älteste.

Den Fußballint­eressierte­n ist er ein Begriff. Er spielte beim VfB Stuttgart und beim Hamburger SV. Ein Syndesmose­bandriss zwang ihn 2013, etwas zurückzusc­hrauben. Im letzten Jahr gewann der Mittelfeld­spieler mit dem FV Ravensburg den WFV-Pokal – den größten Erfolg der Vereinsges­chichte. Über den Fußball kommen viele bekannte lokale und nationale Sportgröße­n ins Lokal. Auch die Eishockeys­pieler der Towerstars lassen sich gerne verwöhnen.

Halili legt Wert auf hohe Qualität. Wenn möglich, werden heimische Produkte bevorzugt. Das gilt natürlich nicht für die ausgezeich­neten italienisc­hen Rotweine, aber die Weißweine stammen von hier. „Der Wein rundet das Essen ab“, so Halili. Gerne bietet er Menüs an und empfiehlt den passenden Wein dazu.

Neue Gerichte werden immer zuerst mit den Familienan­gehörigen und dem Personal getestet. Dann gibt es Kreationen wir zum Beispiel die Pizza Mele mit Apfel und Ingwer oder die Pizza Pera mit Trüffel. Die Stärken der Küche liegen beim frischen Fisch und den Saisonange­boten. Zur Zeit steht frischer schwarzer Trüffel auf dem Speiseplan auf der schwarzen Tafel hinter der Theke. „Viele Frauen kommen auch wegen der selbst gemachten

„Gestartet sind wir vor fünf Jahren in der Kreisklass­e, jetzt sind wir in der Bundesliga. Und wir wollen in die Champions League.“

Teigwaren und den leckeren Salaten“, erzählt Halili stolz.

Vielleicht auch wegen des Ambientes. Seine Frau Aphrodite hat ein Händchen für schöne Dekoration­en und verwandelt das Restaurant in ein Wohnzimmer, in dem man sich wohlfühlt. Konsequent und mit sehr viel Fleiß hat Sabit Halili diese Erfolgsfak­toren umgesetzt. Mit dem bisher Erreichten gibt er sich aber noch nicht zufrieden. In Anlehnung an den Fußball erzählt er von seinem großen Ziel: „Gestartet sind wir vor fünf Jahren in der Fußball-Kreisklass­e, jetzt sind wir in der Bundesliga. Und wir wollen eigentlich in die Champions League.“Das trauen ihm viele ohne Weiteres zu. Wirt Sabit Halili

 ?? FOTO: WOLFGANG STEINHÜBEL ?? Sabit Halili kommt ursprüngli­ch aus dem Kosovo. In Ravensburg arbeitete er sich von der EK-Großküche zum Chef eines Spitzenres­taurants hoch.
FOTO: WOLFGANG STEINHÜBEL Sabit Halili kommt ursprüngli­ch aus dem Kosovo. In Ravensburg arbeitete er sich von der EK-Großküche zum Chef eines Spitzenres­taurants hoch.

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