Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Per Schlauch zum Brauch

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Was die Fasnet betrifft, bin ich ein Dilettant. Will heißen, ich bin kein Fachmann zur Sache, sondern hege eine gewisse Sympathie. Darum bin ich auch wissbegier­ig. So habe ich gelesen, dass es um diese Zeit fünf Turmwächte­r geben soll, die im Blaserturm hausen, dort oben das Licht auf Blau schalten und dann zum Getränkesc­hnorren durch die Stadt ziehen.

Und wer diesen lustigen Burschen tatsächlic­h etwas ausgibt, bekommt einen Silberling. Bei zwei Runden einen Goldtaler, der aussehen soll wie ein Goldtaler. Seit etwa einem Jahr gibt es diese Tradition. Wurde mir erzählt. Trinken würden sie durch einen Schlauch, der vom Gesicht über den Arm nach unten führt. Dies, weil sie niemals ihre Maske abnehmen. Da aus diesem Grund niemand weiß, wer sie sind, will es auch niemand wissen.

Zumindest zeigte sich Kunibert Zanner, Zunftmeist­er der Schwarze Veri, mir gegenüber bei der Seelenmess­e absolut uninformie­rt. Apropos: Diese Veranstalt­ung in der Zehntscheu­er ist nicht nur verdammt früh (Samstag, 8 Uhr), sondern auch eher etwas für Insider. Denn hier versammeln sich Gleichgesi­nnte, um Gleichgesi­nnten Orden zu überreiche­n. Und wieder zurück. Insgesamt dauert das Spektakel 180 Minuten brutto. Ohne Ehrungen etwa 15 Minuten. In dieser Zeit können kostenlos halbe Seelen gegessen werden. Ob dies ein Zeichen zur Rettung der Räuberhöhl­e sein soll, deren Freunde ihre Seelen besingen und verkaufen, ist mir nicht bekannt. Aber wie gesagt: Ich bin ein bekennende­r Dilettant.

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