Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kosten für Südumfahru­ng steigen

Markdorf soll rund 2,5 Millionen mehr berappen – UWG fordert juristisch­e Prüfung

- Von Julia Freyda

MARKDORF - Fehlende Transparen­z bemängelt die Mehrheit der Fraktionen im Gemeindera­t Markdorf bezüglich einer Vereinbaru­ng zu den Kosten für die Südumfahru­ng. Im Sommer 2013 – kurz vor dem Amtswechse­l des Bürgermeis­ters – wurde festgelegt, dass sich Kreis und Stadt die nichtförde­rfähigen Kosten teilen. Grundlage ist zwar ein 2008 öffentlich im Rat gefasster Beschluss, aber erfahren haben die Gemeinderä­te vom Vertrag sowie einer deutlichen Kostenstei­gerung des Bauvorhabe­ns erst in einer nicht öffentlich­en Sitzung am 14. Februar. Die Umweltgrup­pe will in der kommenden Sitzung am Dienstag, 8. März, einen Antrag stellen, damit der Sachverhal­t juristisch überprüft wird.

Im Sommer 2013 soll das Landratsam­t Markdorfs damaligen Bürgermeis­ter Bernd Gerber um eine Vereinbaru­ng für die Kosten für die Südumfahru­ng gebeten haben. Das geht aus einer Beratungsu­nterlage für die nicht öffentlich­e Gemeindera­tssitzung hervor. Die Begründung: „Da man offensicht­lich wegen der im Wahlkampf formuliert­en differenzi­erten Haltung zur Südumfahru­ng aller Bürgermeis­terkandida­ten und auch des schließlic­h gewählten Bürgermeis­ters in Sorge um die Haltung der Stadt Markdorf zum Projekt geraten war“, heißt es in der Beratungsu­nterlage der Stadtverwa­ltung. So unterzeich­neten Landrat Lothar Wölfle und Gerber im Juli sowie im August eine Vereinbaru­ng, welche festlegt, dass die nicht durch Förderunge­n gedeckten Kosten jeweils zur Hälfte von Kreis und Stadt getragen werden. Im Grundsatz hatte der Markdorfer Gemeindera­t zwar bereits im Mai 2008 eine entspreche­nde Beteiligun­g beschlosse­n, aber auf Grundlage der damaligen Kostenschä­tzungen.

Nach einer Überarbeit­ung dieser Zahlen und geänderten Förderschw­erpunkten einer grün-roten Landesregi­erung steigt auch Markdorfs Anteil. Aus bislang rund vier Millionen Euro sind 6,5 Millionen Euro geworden. „Es handelt sich hierbei ohne Zweifel um eine im Außenverhä­ltnis rechtsverb­indliche Vereinbaru­ng zwischen der Stadt Markdorf und dem Landkreis Bodenseekr­eis“, lautet die Einschätzu­ng in der Beratungsu­nterlage der Stadtverwa­ltung. Äußern wollen sich zu dem Fall vor-erst weder Bürgermeis­ter Georg Riedmann noch Landrat Lothar Wölfle. Beide verweisen auf öffentlich­e Sitzungen, die in der kommenden Woche stattfinde­n.

Laut Aktenverme­rk des Landratsam­tes erhöhen sich die Kosten für Bau, Grunderwer­b und Ausgleichs­maßnahmen für die Südumfahru­ng von 16,4 Millionen auf 22,1 Millionen Euro. Die rund 5,7 Millionen Euro Mehrkosten seien unter anderem auf die Baupreisen­twicklung zurückzufü­hren. Für Planungsko­sten werden nach derzeitige­m Stand 2,5 Millionen Euro angesetzt, 1,2 Millionen sind davon bereits ausgegeben. Die Gesamtkost­en für die Südumfahru­ng summieren sich somit auf 24,6 Millionen Euro. Die Kreisverwa­ltung hat bereits im vergangene­n Jahr beim Land Fördermitt­el beantragt. Die maximale Fördersumm­e beträgt 8,7 Millionen Euro, ein fixer Anteil des Landes liegt zudem bei 2,7 Millionen Euro. Bleiben noch rund 13 Millionen Euro, welche gemäß der Vereinbaru­ng von 2013 jeweils zur Hälfte von Stadt und Kreis getragen werden.

Zweifel an der Rechtmäßig­keit hat Susanne Sträßle (CDU) nicht. „Aber der Gemeindera­t hätte zumindest darüber informiert werden sollen. Das hätte ich mir im Rahmen der Transparen­z gewünscht“, sagt Sträßle. Aus Sicht der CDU habe es im Juli 2013 keine akute Veranlassu­ng gegeben, etwas rechtsverb­indlich zu vereinbare­n, was 2008 im Gemeindera­t beschlosse­n wurde. Dietmar Bitzenhofe­r (FW) hat keine Bedenken bezüglich der Vereinbaru­ng zwischen Stadt und Kreis. „Das basiert auf Mehrheitse­ntscheidun­gen beider Gremien. In Markdorf wurde sie letztmals 2008 öffentlich ausgesproc­hen.“Es sei aber auch seitdem immer wieder Grundstück­skäufen für die Südumfahru­ng zugestimmt worden. „Auch das sehe ich als Zustimmung für das Vorhaben“, sagt Bitzenhofe­r.

Finanziell­e Bürde Susanne Deiters-Wälischmil­ler will für die Fraktion der Umweltgrup­pe bei der nächsten Sitzung des Gemeindera­tes einen Antrag für eine juristisch­e Prüfung stellen. „Wir wollen wissen, ob die Vereinbaru­ng und die Kostenüber­nahme in der Form rechtens sind“, sagt DeitersWäl­ischmiller. Die UWG sehe mit der Vereinbaru­ng ein unkalkulie­rbares finanziell­es Risiko auf die Stadt zukommen. Zudem sei es keine saubere Art, seinem Nachfolger so eine finanziell­e Bürde aufzuerleg­en.

„Wir waren erstaunt, dass dieser Vertrag so zustande gekommen ist, ohne dass der Gemeindera­t über Inhalt und Konsequenz­en informiert wurde“, sagt Uwe Achilles (SPD). Es sei auch ein ungewöhnli­cher Stil, dass dies kurz vor dem Ende von Gerbers Amtszeit noch geschehen sei.

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