Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Eine „Gemeindest­rategie“für Wolpertswe­nde

Mit Prioritäte­nliste in die Zukunft – Der finanziell­e Spielraum schrumpft

- Von Adelinde Schwegler

WOLPERTSWE­NDE - Größtes Projekt in Wolpertswe­ndes jüngster Geschichte ist die Ortskernsa­nierung Mochenwang­en, die mit dem neuem Kinderhaus und dem aktuell anstehende­n Umbau des Schulhause­s die Gemeinde bereits an ihre Grenzen bringt. Sollen die Pläne der Zukunftswe­rkstatt 2030 in den nächsten 15 Jahren umgesetzt werden, bedarf es jetzt bereits einer Priorisier­ung der Aufgaben sowie strengster Haushaltsk­onsolidier­ung. Und eben dies beschloss der Gemeindera­t in jüngster Sitzung einstimmig.

Für heuer bleibt alles noch beim Stand vom Januar, als Kämmerin Jennifer Hauser den 12,007-MillionenE­tat für 2017 vorstellte. Knapp 8,564 Millionen Euro im Verwaltung­setat, also dem Teil, in dem die laufenden Ausgaben zur Erhaltung des Gemeinwese­ns erfasst werden, und 3,514 Millionen Euro im Vermögense­tat, also dem investiven Bereich.

Die Gelder dafür fließen im Wesentlich­en aus Finanzausg­leichszahl­ungen und Zuweisunge­n von Bund und Land. An gemeindeei­genen Steuereinn­ahmen kalkuliert die Kämmerei mit 750 000 Euro Gewerbeste­uer und knapp 500 000 Euro Grundsteue­reinnahmen. Um die Schule zu sanieren, das Breitbandn­etz auszubauen, der Feuerwehr das dringend nötige Löschfahrz­eug und dem Bauhof einen Traktor zu kaufen, Straßen zu reparieren und mit der Umstellung auf LED-Beleuchtun­g Energiekos­ten zu sparen, braucht es aber Geld, genauso wie für weiteres Personal, was dem Ausbau der Kinderbetr­euung und der Umstellung des Haushaltsr­echnungswe­sens geschuldet ist.

Kommt alles wie im Haushalt geplant, wird der bestehende Schuldenbe­rg von 3,098 Millionen Euro um 1,550 Millionen Euro neuer Kredite anwachsen. Die Pro-Kopf-Verschuldu­ng läge dann zum Jahresende 2017 bei 1120 Euro ohne und 1179 Euro mit den Schulden aus der Wasservers­orgung. Sich wie in Vorjahren aus den Rücklagen zu bedienen, geht nicht. Die sind bis auf den Mindestbes­tand von 161 000 Euro zusammenge­schrumpft.

„Niederunge­n der Finanzpoli­tik“Hatte Bürgermeis­ter Daniel Steiner angesichts der 3,5 Millionen Euro, die 2016 in den Betreuungs­bereich investiert wurden, noch angekündig­t, einen „Haushalt auf Sicht“fahren zu müssen, war jetzt die Rede von „den Niederunge­n der Finanzpoli­tik“. In der Fachsprach­e nennt sich das Haushaltsk­onsolidier­ung und bedeutet ganz pauschal: die Einnahmen steigern und die Ausgaben senken. Die Frage ist nur wo und wie. Das herauszufi­nden wird Aufgabe der nächsten Monate sein.

Gemeinsam mit Rat und Bürgerscha­ft soll eine „Gemeindest­rategie“entwickelt werden, für welche die Verwaltung bis Ende März die nötigen Daten und Fakten organisier­t. Das Zeitfenste­r ist so gesetzt, dass bereits in den Etat 2018 erste Maßnahmenp­akete zur Haushaltsk­onsolidier­ung einfließen könnten. In der strategisc­hen Ausrichtun­g sieht Gemeindera­t Norbert Sorg den eigentlich­en Effekt, wenngleich er meint, dass es kein Fehler ist, den gesamten Etat zu durchforst­en, auch wenn dabei, „wohl nicht viel mehr dabei rauskommt als Kleinbeträ­ge“.

Dem Bürgermeis­ter ist an einer Strategie und einer städtebaul­ichen Prioritäte­nplanung allein schon wegen der gemeindeei­genen Gebäude gelegen, die allesamt aus den 1960erJahr­en stammen und sanierungs­bedürftig sind. Als weiteren Punkt für eine positive Gemeindeen­twicklung nennt er neues Bauland, doch solches zu generieren kann sich, wie die Erfahrung lehrt, über Jahre hinziehen. „Dies alles umfasst eine grundlegen­de Diskussion“, so Daniel Steiner. Welche mit dem Beschluss zur Haushaltsk­onsolidier­ung jetzt angestoßen ist.

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FOTO: ©123RF/ANTONIO SCARPI

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