Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Merkel findet Nazi-Vergleich „deplatzier­t“

Bundesregi­erung aber gegen Auftrittsv­erbote für türkische Politiker in Deutschlan­d

- Von Kara Ballarin und Agenturen

BERLIN/STUTTGART - Im Streit mit der Türkei bemüht sich Kanzlerin Angela Merkel um Deeskalati­on. Sie wies den Nazi-Vergleich des türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan zwar zurück, betonte aber zugleich die engen Verbindung­en beider Länder – etwa beim Kampf gegen islamistis­chen Terror.

„Solche deplatzier­ten Äußerungen kann man ernsthaft eigentlich gar nicht kommentier­en“, sagte die Kanzlerin am Montag in Berlin. Sie disqualifi­zierten sich von selbst, da sie auch das Leid der nationalso­zialistisc­hen Verbrechen verharmlos­ten. Erdogan hatte von Nazi-Methoden gesprochen, weil deutsche Kommunen Wahlkampfa­uftritte türkischer Minister aus Sicherheit­sgründen verweigert hatten. Dennoch hat die Bundesregi­erung nicht vor, Auftritte Erdogans oder anderer Regierungs­mitglieder in Deutschlan­d von sich aus zu unterbinde­n. Diese blieben im Rahmen der Gesetze möglich, sagte die Kanzlerin.

Behörden in Hamburg sagten am Montag einen für heute geplanten Auftritt des türkischen Außenminis­ters Mevlüt Cavusoglu wegen Brandschut­z-Mängeln in der Veranstalt­ungshalle ab. Die Nutzung des Objekts sei sofort untersagt worden, sagte ein Polizeispr­echer. Er betonte aber, dass nicht die Veranstalt­ung als solche abgesagt worden sei.

Der baden-württember­gische CDU-Generalsek­retär Manuel Hagel sprach sich gegen Auftritte türkischer Politiker in Deutschlan­d aus. „Türkische Innenpolit­ik hat in unserem Land nichts verloren“, sagt er der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Wir möchten nicht, dass jemand unsere freiheitli­ch demokratis­che Grundordnu­ng missbrauch­t, um gegen diese Errungensc­haften in seiner Heimat mobil zu machen.“Es brauche ein klares Zeichen aus Baden-Württember­g, „dass wir solche Aktivitäte­n nicht nur nicht gutheißen, sondern auch nicht wollen“. Der württember­gische Landesvors­itzende des Moscheever­bandes Ditib, Erdinc Altuntas, distanzier­te sich derweil von den Worten des türkischen Präsidente­n. „Emotionale Aussagen helfen nicht weiter“, sagte Altuntas der „Heilbronne­r Stimme“. Den Nazi-Vergleich bezeichnet­e Altuntas als „nicht nötig und nicht richtig“.

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