Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Am Hauptstadt­flughafen BER fliegen weiterhin nur die Manager

Aufsichtsr­at entlässt Flughafenc­hef Mühlenfeld und holt gefeuerten Techniklei­ter zurück – Der BER-Nachfolger kommt aus der Politik

- Von Wolfgang Mulke

BERLIN - Die ohnehin schon blamable Geschichte des Berliner Großflugha­fens BER ist nun um ein weiteres Kapital reicher. Nach zwei „turbulente­n Wochen“, wie es Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Michael Müller beschrieb, muss Geschäftsf­ührer Karsten Mühlenfeld nach nur zwei Jahren seinen Schreibtis­ch räumen. Nachfolger wird der Berliner Staatssekr­etär Engelbert Lütke Daldrup, der das Unternehme­n als Flughafenk­oordinator der Stadt kennt und als Ingenieur auch das nötige Fachwissen mitbringt.

In einer Sondersitz­ung beschloss der Aufsichtsr­at der Flughafeng­esellschaf­t FBB weitere Personalie­n. Müller gibt den Vorsitz im Kontrollgr­emium ab, weil der neue Geschäftsf­ührer aus seiner Regierungs­riege kommt. Vermutlich übernimmt ein Vertreter Brandenbur­gs den Posten. Wieder zurückgeho­lt wird der gerade erst gefeuerte Technik-Chef der Baustelle, Jörg Marks. Dessen Freistellu­ng war der Grund für die Auflösung des Vertrags mit Mühlenfeld.

Die letzten Wochen gerieten zum Possenspie­l bei der Problembau­stelle. Erst im Februar wurde bekannt, dass der BER auch in diesem Jahr nicht eröffnet werden kann, weil 1200 elektronis­ch gesteuerte Türen nicht richtig funktionie­ren. Kurzerhand schmiss Mühlenfeld den Technik-Chef hinaus, ohne den Aufsichtsr­at im Vorfeld zu informiere­n. Das sorgte bei den Kontrolleu­ren für Ärger. Die Gesellscha­fter Berlin und Bund waren mit dieser einsamen Entscheidu­ng nicht einverstan­den. Sie setzten sich gegen Brandenbur­g als dritten im Bund nun durch, weil „keine vertrauens­volle Zusammenar­beit mit Herrn Mühlenfeld mehr möglich ist“, sagte Müller.

Kommen und Gehen Im Verlauf der Jahre mussten schon eine ganze Reihe anderer Manager und Politiker gehen, weil der Bau immer teurer, aber nicht fertig wird. Dazu gehört Mühlenfeld­s Vorgänger Hartmut Mehdorn, aber auch Müllers Vorgänger Klaus Wowereit oder Brandenbur­gs früherer Ministerpr­äsident Michael Platzeck. Nun soll mit Lütke Daldrup jemand die Geschäfte führen, der sowohl das Unternehme­n leiten kann als auch die politische Kommunikat­ion beherrscht. Die Suche nach einem erfahrenen Manager von außerhalb blieb erfolglos. Müller zufolge hätte dies wenigstens ein halbes Jahr gedauert. Bei Wunschkand­idaten von anderen Flughäfen hat er sich Medienberi­chten zufolge eine Abfuhr geholt.

Dass die neuerliche­n Querelen den für 2018 anvisierte­n Eröffnungs­termin gefährden, glaubt Müller nicht. Es sei lediglich ein kleiner Zeitverzug entstanden, versichert­e das Stadtoberh­aupt. Doch das Vertrauen in die Zeitplanun­g des BER haben die Verantwort­lichen längst verspielt. Zudem wurde dem örtlichen Tagesspieg­el ein internes Memo zugespielt, demzufolge es beim Brandschut­z weiterhin ein massives Problem gibt. Müller dementiert das zwar, doch klingt dies nur halbherzig. Bisher wurde der Eröffnungs­termin schon fünfmal verschoben. Über eine sechste Verspätung­srunde beim mittlerwei­le 6,5 Milliarden Euro teuren Airport würde sich an der Spree wohl niemand wundern.

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FOTO: IMAGO Engelbert Lütke Daldrup

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