Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Aha!“-Effekt aus dem Hause Nintendo
Für unterwegs und zu Hause: Die neue Spielekonsole Switch im Test
intendo ist anders als die anderen Spielkonsolen-Hersteller – dieses Prinzip gilt auch bei der soeben auf den Markt gekommenen Switch-Konsole. Die Eigenwilligkeit war oft das Erfolgsrezept des japanischen Konzerns, manchmal wie bei der „Wii U“aber auch dessen Verhängnis. Beide Entwicklungen sind auch bei dem ambitionierten neuen Gerät, das Spielen sowohl unterwegs als auch am heimischen Fernseher ermöglicht, nicht auszuschließen. Zunächst stehen die Zeichen aber auf Erfolg: Bei vielen Händlern ist die „Nintendo Switch“vorerst ausverkauft.
Weit mehr als bei anderen Herstellern gründet sich der Erfolg der Nintendo-Konsolen auf dem „Aha!“Effekt. Wer schon in den 1980er-Jahren am Start war, konnte mit dem ausgeklügelten Hüpfspiel „Super Mario Bros.“schnell Familie und Freunde an das „Nintendo Entertainment System“fesseln, rund zehn Jahre später sorgte die 3-D-Variante auf der N64-Konsole für offenstehende Münder. Am generationenübergreifendsten schlug aber sicher die Nintendo Wii ein: Dank der so innovativen wie intuitiven Bewegungssteuerung kam die vor zehn Jahren erschienene Konsole im Seniorenheim ebenso zum Einsatz wie beim Kindergeburtstag. Dieses kollektive Erlebnis wurde nicht zuletzt durch eine allen Konsolen beiliegende Sportspielsammlung mit Disziplinen wie Tennis und Bowling verstärkt.
Ein netter Partyspaß Bei der Switch fehlt leider eine solche Beigabe – dabei hätte sich die Minispielsammlung „1-2 Switch“dafür geradezu aufgedrängt. In 28 Spielen kann man hier gegeneinander antreten, wobei der Bildschirm während des Spielens fast gar nicht benötigt wird. Stattdessen zeigen die beiden „JoyCons“genannten Steuergeräte, was in ihnen steckt – teils sogar im Wortsinne: Bei „Kugelschätzen“bewegt und schüttelt man den Controller und die ausgeklügelte Vibrationstechnik vermittelt einen Eindruck, wieviele Kugeln in dem Gerät stecken könnten. Weitere Wettkämpfe reichen von „Tischtennis“und „Safeknacken“bis hin zum „Wettmelken“. Das ist ein netter Partyspaß, für den man allerdings nicht mehr als den derzeit zu findenden Sonderangebotspreis von rund 35 Euro zahlen sollte.
Das Haupt-Alleinstellungsmerkmal der Switch hat man damit aber noch gar nicht erlebt: den Wechsel zwischen dem Standardbetrieb am heimischen Fernseher und dem mobilen Einsatz. Denn das Kernstück der Konsole ist ein Tablet, in dem die gesamte Technik steckt und an das sich die beiden Controller andocken lassen. Wenn man dieses Tablet aus der mit dem Fernseher verbundenen Konsolen-Station zieht, um dann einen Titel wie das neue „Legend of Zelda“in unveränderter Qualität unterwegs weiterspielen zu können, dann ist das in der Tat wieder ein „Aha!“-Moment Marke Nintendo.
Der „Breath of the Wild“genannte neueste Ableger der Zelda-Saga dürfte für viele Fans der Hauptgrund sein, sich eine Switch zuzulegen – wobei der Titel in nicht allzu unterschiedlicher Qualität auch für die Vorgänger-Konsole Wii U erhältlich ist. Auch diese Nintendo-Reihe hat gut 30 Jahre auf dem Buckel, mit dem neuesten Teil haben die pixelig-charmanten frühen Abenteuer des Helden
Link aber nur noch wenig gemeinsam. Erstmals wird hier eine weitgehend offene Welt geboten, die neben einer mitreißenden Atmosphäre auch etliche Stunden Spielspaß garantiert.
Das ist auch gut so, denn mit dem komplexen Abenteuer muss man die Zeit bis zum Erscheinen weiterer großer Titel überbrücken – Nintendos Haupt-Held Mario kommt etwa erst im Herbst auf die Switch. Dafür verspricht „Super Mario Odyssey“, die Serie mit einer ebenfalls offenen Spielwelt und neuartigen Szenarien maßgeblich weiterzuentwickeln.
Lohnt sich daher heute schon der Kauf der Konsole? Etwas Geduld zahlt sich sicher aus, da sich mit sogenannten „Bundles“, bei denen die Switch zusammen mit Spielen verkauft wird, sicher noch einiges an Geld sparen lassen wird. Vielleicht sind bei diesen dann auch Teile des nicht ganz billigen Zubehörs (siehe Kasten) enthalten. So ist die Konsole zunächst einmal allem ein Versprechen für die Zukunft – das Potential für eine packende mobile Spielewelt (der naturgemäß von der Akkulaufzeit des Tablets Grenzen gesetzt werden) ist aber auf alle Fälle vorhanden.