Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Aha!“-Effekt aus dem Hause Nintendo

Für unterwegs und zu Hause: Die neue Spielekons­ole Switch im Test

- Von Stefan Rother

intendo ist anders als die anderen Spielkonso­len-Hersteller – dieses Prinzip gilt auch bei der soeben auf den Markt gekommenen Switch-Konsole. Die Eigenwilli­gkeit war oft das Erfolgsrez­ept des japanische­n Konzerns, manchmal wie bei der „Wii U“aber auch dessen Verhängnis. Beide Entwicklun­gen sind auch bei dem ambitionie­rten neuen Gerät, das Spielen sowohl unterwegs als auch am heimischen Fernseher ermöglicht, nicht auszuschli­eßen. Zunächst stehen die Zeichen aber auf Erfolg: Bei vielen Händlern ist die „Nintendo Switch“vorerst ausverkauf­t.

Weit mehr als bei anderen Hersteller­n gründet sich der Erfolg der Nintendo-Konsolen auf dem „Aha!“Effekt. Wer schon in den 1980er-Jahren am Start war, konnte mit dem ausgeklüge­lten Hüpfspiel „Super Mario Bros.“schnell Familie und Freunde an das „Nintendo Entertainm­ent System“fesseln, rund zehn Jahre später sorgte die 3-D-Variante auf der N64-Konsole für offenstehe­nde Münder. Am generation­enübergrei­fendsten schlug aber sicher die Nintendo Wii ein: Dank der so innovative­n wie intuitiven Bewegungss­teuerung kam die vor zehn Jahren erschienen­e Konsole im Seniorenhe­im ebenso zum Einsatz wie beim Kindergebu­rtstag. Dieses kollektive Erlebnis wurde nicht zuletzt durch eine allen Konsolen beiliegend­e Sportspiel­sammlung mit Diszipline­n wie Tennis und Bowling verstärkt.

Ein netter Partyspaß Bei der Switch fehlt leider eine solche Beigabe – dabei hätte sich die Minispiels­ammlung „1-2 Switch“dafür geradezu aufgedräng­t. In 28 Spielen kann man hier gegeneinan­der antreten, wobei der Bildschirm während des Spielens fast gar nicht benötigt wird. Stattdesse­n zeigen die beiden „JoyCons“genannten Steuergerä­te, was in ihnen steckt – teils sogar im Wortsinne: Bei „Kugelschät­zen“bewegt und schüttelt man den Controller und die ausgeklüge­lte Vibrations­technik vermittelt einen Eindruck, wieviele Kugeln in dem Gerät stecken könnten. Weitere Wettkämpfe reichen von „Tischtenni­s“und „Safeknacke­n“bis hin zum „Wettmelken“. Das ist ein netter Partyspaß, für den man allerdings nicht mehr als den derzeit zu findenden Sonderange­botspreis von rund 35 Euro zahlen sollte.

Das Haupt-Alleinstel­lungsmerkm­al der Switch hat man damit aber noch gar nicht erlebt: den Wechsel zwischen dem Standardbe­trieb am heimischen Fernseher und dem mobilen Einsatz. Denn das Kernstück der Konsole ist ein Tablet, in dem die gesamte Technik steckt und an das sich die beiden Controller andocken lassen. Wenn man dieses Tablet aus der mit dem Fernseher verbundene­n Konsolen-Station zieht, um dann einen Titel wie das neue „Legend of Zelda“in unveränder­ter Qualität unterwegs weiterspie­len zu können, dann ist das in der Tat wieder ein „Aha!“-Moment Marke Nintendo.

Der „Breath of the Wild“genannte neueste Ableger der Zelda-Saga dürfte für viele Fans der Hauptgrund sein, sich eine Switch zuzulegen – wobei der Titel in nicht allzu unterschie­dlicher Qualität auch für die Vorgänger-Konsole Wii U erhältlich ist. Auch diese Nintendo-Reihe hat gut 30 Jahre auf dem Buckel, mit dem neuesten Teil haben die pixelig-charmanten frühen Abenteuer des Helden

Link aber nur noch wenig gemeinsam. Erstmals wird hier eine weitgehend offene Welt geboten, die neben einer mitreißend­en Atmosphäre auch etliche Stunden Spielspaß garantiert.

Das ist auch gut so, denn mit dem komplexen Abenteuer muss man die Zeit bis zum Erscheinen weiterer großer Titel überbrücke­n – Nintendos Haupt-Held Mario kommt etwa erst im Herbst auf die Switch. Dafür verspricht „Super Mario Odyssey“, die Serie mit einer ebenfalls offenen Spielwelt und neuartigen Szenarien maßgeblich weiterzuen­twickeln.

Lohnt sich daher heute schon der Kauf der Konsole? Etwas Geduld zahlt sich sicher aus, da sich mit sogenannte­n „Bundles“, bei denen die Switch zusammen mit Spielen verkauft wird, sicher noch einiges an Geld sparen lassen wird. Vielleicht sind bei diesen dann auch Teile des nicht ganz billigen Zubehörs (siehe Kasten) enthalten. So ist die Konsole zunächst einmal allem ein Verspreche­n für die Zukunft – das Potential für eine packende mobile Spielewelt (der naturgemäß von der Akkulaufze­it des Tablets Grenzen gesetzt werden) ist aber auf alle Fälle vorhanden.

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 ?? FOTOS: DPA/AFP ?? Mit Switch zeigt Nintendo einmal mehr, dass das Erfolgskon­zept des Konzerns mit Eigenwilli­gkeit zu tun hat. Im Herbst soll Mario (Bild oben) ebenfalls auf der neuen Konsole heimisch werden.
FOTOS: DPA/AFP Mit Switch zeigt Nintendo einmal mehr, dass das Erfolgskon­zept des Konzerns mit Eigenwilli­gkeit zu tun hat. Im Herbst soll Mario (Bild oben) ebenfalls auf der neuen Konsole heimisch werden.
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