Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Tokio Hotel brechen auf ins All

Die einstigen Teenie-Stars haben ihr neues Album veröffentl­icht

- Von Laura Lewandowsk­i

BERLIN (dpa) - Mit dem Album „Deam Machine“erscheinen Tokio Hotel erneut auf der Bildfläche. Ein Comeback ist es nicht, findet Tom Kaulitz. „Wir hatten nie das Gefühl, dass wir aufgehört haben.“

„Wir haben immer Musik gemacht“, sagt der Gitarrist. „Irgendwann hatten wir nur das Problem, dass unsere Person interessan­ter war.“Diesen Twist wollten die Magdeburge­r wieder schaffen, wie schon mal beim Album vor fast drei Jahren („Kings of Suburbia“). Da sollte es ohne Boulevardp­resse gehen. Fokus auf die Musik. Nur der Hype blieb dabei aus – vor dem die Kaulitz-Brüder damals nach Los Angeles flüchteten. Die anderen beiden wohnten weiter in der Heimat. Bassist Georg Listing feierte inzwischen seinen 29. Geburtstag. Schlagzeug­er Gustav Schäfer wurde Vater. Auch TeenieStar­s werden erwachsen. So wie ihre Musik.

So ganz losgelöst hat sich die Band allerdings nicht von früher. Bei der Produktion der neuen Platte sei sogar ein bisschen Nostalgie dabei gewesen, sagen die Magdeburge­r. Während Tokio Hotel für ihre deutschen Fans eher auf alten Postern als auf großen Bühnen präsent waren, seien die Freunde zum musikalisc­hen Ursprung zurückgeke­hrt. Ohne Produzent, ohne Vorgaben, dafür mit „unglaublic­h viel ungesundem Essen“schlossen sie sich im Jahr 2015 ins Studio ein. „Und dann haben wir geschaut, wo die Reise hingeht“, sagt Georg.

„Es gab niemanden, der da mit gelabert hat“, sagen die Zwillinge. „Wir waren einfach extrem frei, mussten nichts einhalten und erfüllen.“Wie früher. Herausgeko­mmen sei deshalb ihr Traumalbum. Ob das die alten Fans auch so empfinden, bleibt fraglich. Mit der Musik von früher hat es nämlich wenig zu tun. Statt durch den Monsun, geht es vielmehr durch die Galaxie.

Ein Hauch von Eighties ist immer dabei. Auf diese Zeit stehe er total, gesteht Bill Kaulitz. „Ich hab' immer das Gefühl, ich bin zu spät geboren.“Dazu kommen elektronis­che Beats und Indie-Pop. Eine Mischung, die an sphärische Klänge erinnert. Oder an Weltall, mit rosa Luftballon. Der Sänger bezeichnet das als „große Soundwelte­n“, inspiriert von Festivals, Freiheit, Reisen und – natürlich – Träumen.

Im Grunde sei jedes Album ein bisschen wie der Soundtrack zum eigenen Leben gewesen. Auch „Dream Machine“. „Wir picken dann in dem Jahr, in dem wir Musik machen, unsere Lieblingss­ongs raus“, sagt Bill. Zehn Favoriten sind es diesmal geworden, alle auf Englisch gesungen. Nur im Song „Boy Don’t Cry“versteckt sich ein deutsches Wort: „Tanzen“.

Soundtrack für ein anderes Leben Im besten Fall sollte ein Lied davon dann auch der Soundtrack für ein anderes Leben sein. Im Angebot wären daneben Titel wie „Something New“oder auch „Cotton Candy Sky“- also Zuckerwatt­en-Himmel. Hauptsache, man habe das Gefühl, dass man ihre Musik immer dabeihabe. Ist das der größte Traum der Jungs?

Tokio Hotel hätten da noch einen anderen. Die Band will ganz weit weg. nach Australien. „Haben wir noch nie gemacht. Das steht noch auf unserer Bucket List“, sagt der Sänger. Davor geht es aber erst mal in Deutschlan­d auf Tournee.

Live: 25.3. Stuttgart, Im Wizemann; 31.3. München, Tonhalle.

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FOTO: BRITTA PEDERSEN Georg Listing, Bill Kaulitz, Tom Kaulitz und Gustav Schäfer (von links).

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