Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Vereine fühlen sich von der Stadt im Stich gelassen
Kritik an Abriss des alten Schulgebäudes in Obereschach – Keine Räume für Proben
RAVENSBURG - Der jüngst im Eschacher Ortschaftsrat beschlossene Abriss des alten Schulgebäudes auf dem Gelände der Stefan-Rahl-Schule in Obereschach, das ehemalige KBZOGebäude, erzürnt die Dorfgemeinschaft Untereschach. Deren Sprecher Gustav Marschall wirft der Ortsverwaltung und der Stadt Ravensburg vor, die Vereine zu vernachlässigen und ihnen keine Raummöglichkeiten anzubieten. Nicht zuletzt hatten der Musikverein und die Kinderfestkommission Obereschach das Haus genutzt. Mindestens zehn Vereine in der Ortschaft sind laut Marschall zudem auf der Suche nach Räumen, auch für ihre Requisiten.
Die Dorfgemeinschaft und Vereine hatten vorgeschlagen, sich um den Erhalt des KBZO-Gebäudes zu kümmern, damit dort ein Bürgersaal und Vereinsräume entstehen können. Nachdem der Ortschaftsrat nun anders entschieden hat, herrscht Unverständnis bei Gustav Marschall und seinen Mitstreitern. „Seit Jahren sind wir vereinstechnisch in Ravensburg und den Ortschaften nicht so versorgt, wie man sich das wünscht“, kritisiert Marschall. Besonders die Suche nach Räumen gestalte sich zunehmend schwer, mindestens zehn Vereine der Ortschaft seien schon länger auf der Suche, auch um ihre Requisiten lagern zu können, die oft privat verstaut würden. So seien beispielsweise die Narrenzunft Oberhofen, die Theatergruppe Eschach oder die Kinderfestkommission schon länger auf der Suche. Auch nannte Marschall den Ravensburger Fanfarenzug Tell, der seit Ende 2015 verzweifelt nach Proberäumen sucht.
Brandschutz als Argument Das KBZO-Gebäude, das vom städtischen Amt für Architektur und Gebäudemanagement als „sehr marode“eingestuft wurde (siehe Kasten), hätte laut Marschall von den Vereinen ertüchtigt werden können. „Das Haus bietet 950 Quadratmeter Nutzfläche. Neue Räume zu schaffen ist ein viel größerer Aufwand und auch viel teurer.“Die Argumentation der Ortsverwaltung und der Stadt, das alte Haus sei nicht mehr sanierungsfähig, auch aus Brandschutzgründen, will Marschall nicht gelten lassen. „Im Hauptgebäude der Schule ist der Brandschutz nicht besser – und da wird auch nichts gemacht“, empört sich Marschall. „Wenn es im Treppenhaus brennt, gibt es ein Riesenproblem, weil man viele Klassenzimmer nicht mit der Rettungsleiter erreichen kann. Wie kommen die Kinder dann raus?“
Marschall kann nicht nachvollziehen, dass den Vereinen in Ravensburg „keine Plattform geboten“werde und sie „im Stich gelassen“würden. „Heute geht es nur noch um Wohnbau. Den Vereinen werden keine Flächen mehr angeboten“, sagte er auch in Richtung städtisches Baudezernat im Technischen Rathaus in Ravensburg. Dabei habe die Stadt durchaus ungenutzte Gebäude, beispielsweise in Weiherstobel oder in Lachen. Die Dorfgemeinschaft Untereschach fordere seit Jahren von Eschachs Ortsvorsteherin Simone Rürup, Räume für Requisiten (darunter beispielsweise lange Fahnenmasten oder Zelte für Dorffeste wie den Georgiritt) zentral lagern zu können – bislang ohne Erfolg.
Simone Rürup stellte auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“klar, dass die Vereine sehr wichtig seien für die Ortschaft, aber Schule und Bildung eine Pflichtaufgabe für Kommunen seien. „Wir müssen den Schulstandort voranbringen und an die Zukunft denken. Wenn in zehn Jahren beispielsweise die Schülerzahlen steigen, müssen wir auf dem Gelände reagieren können und uns alle Optionen offenhalten. Und das geht nicht, wenn dort ein Gebäude von Vereinen genutzt wird.“
Dennoch könne sie den Unmut der Vereine verstehen und versprach, zeitnah alle in Betracht kommenden Möglichkeiten zu prüfen. Als Beispiel für die Requisitenlagerung nannte sie etwa ungenutzte Außenlager des Betriebshofs oder einen leer stehenden Fahrradschuppen auf dem Schulgelände. „Wir werden Lösungen finden“, so Rürup.