Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Stadt weiß seit Jahren von schlechter Luft“

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Liebe Leserinnen, liebe Leser, Ihre Redaktion

Zu der Berichters­tattung über die Räuberhöhl­e, den Umbau des WLZ Gebäudes und die Probleme bei der Anlieferun­g für H& M beim Gänsbühlce­nter (SZ vom 3. März):

„Die Stadt sollte für Bürger da sein, nicht für Investoren“

Die Spitze der Ravensburg­er Stadtverwa­ltung sollte für die Bürger da zu sein und erst in zweiter Linie für die Interessen millionens­chwerer Investoren. Beim WLZ-Gebäude hätte der Investor einen Antrag auf Aufhebung des Denkmalsch­utzes niemals genehmigt bekommen, da er dieses Gebäude „sehenden Auges“im renovierun­gsbedürfti­gen Zustand kaufte und deshalb gemäß Landesdenk­malschutzg­esetz eine Erhaltungs­pflicht hätte. Ihm wurden aber derart massive Eingriffe in die Bausubstan­z genehmigt, dass auch ohne vorgenannt­en, rechtlich notwendige­n Antrag der Denkmalsch­utz einfach so fallen dürfte. Formal dürfte dies erst nach Sanierungs­ende passieren, sodass davor vom Investor immense Steuervort­eile abgeschöpf­t werden könnten, die für den Erhalt denkmalges­chützter Gebäude vorgesehen sind. Bei der Räuberhöhl­e will die Stadtspitz­e einen Umbau genehmigen, der gleich gegen zwei gültige Satzungen verstößt (Erhaltungs­satzung, Stadtbilds­atzung), verkauft dem Eigentümer sogar einen öffentlich­en Radweg ohne Gemeindera­tsbeschlus­s. Gleichzeit­ig wird erklärt, man hätte als Stadtverwa­ltung keinen Einfluss darauf, ob der Eigentümer die Kneipe für die Bürger erhält, und verweist darauf, dass die Bürger selbst mit dem Investor an einem Runden Tisch verhandeln sollen, bei dem die Stadt nur moderiert. Ein weiteres Trauerspie­l ist die Ignorierun­g des vom Gemeindera­t beschlosse­nen Bebauungsp­lans für das Gänsbühlce­nter, der uneingesch­ränkte Rechtswirk­samkeit besitzt. Diese wird aber von der Stadtspitz­e gegenüber dem Millioneni­nvestor nicht eingeforde­rt, sondern es soll lediglich zu Nachverhan­dlungen über geltendes Recht kommen, welches in solcher Weise gar nicht verhandelb­ar ist und von den Anwohnern deshalb sogar jederzeit vor dem Verwaltung­sgericht eingeklagt werden könnte. Winfried Schneier, Ravensburg

„Es ist eine Frage der Zeit, bis Bürger Klage erheben“

Zum Glück ist dank der Luftunters­uchung nun nachweisli­ch bekannt, was die Stadtverwa­ltung die ganzen Jahre über bereits gewusst hatte. Natürlich darf die Gesundheit der Bürger nicht weiter geschädigt werden. Jetzt kann Oberbürger­meister Rapp seinen Wählern endlich zeigen, dass er die Interessen von uns Bürgern wirklich vertritt und uns nicht im Stich lässt. Jede weitere innerstädt­ische Nachverdic­htung verschlimm­ert die Gesundheit­sgefahr. Die Hangbebauu­ng hat bereits wichtige Frischluft­schneisen massiv geschädigt. Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt erreicht, an dem aus der Fürsorgepf­licht der Verantwort­lichen gegenüber uns Bürgern weitere Investoren­wünsche nicht mehr erfüllt werden können. Dafür ist das Schussenta­l einfach zu klein und zu eng. Bereits jetzt ist es laut Klimaatlas rund um den Scheffelpl­atz bis zum Marienplat­z vier Grad wärmer als an weniger bebauten Stellen in Ravensburg. Die Deutsche Umwelthilf­e hat schon einige Prozesse gegen ganz andere Städte gewonnen, so weit wird es hier hoffentlic­h nicht kommen, obwohl es eine Frage der Zeit wird, bis Bürger klagen werden aus Angst um ihre Gesundheit. Teuta Meha-Neziri, Ravensburg

Zum Kindergart­enstreit in Horgenzell:

„Es ist doch gut, dass sich Bürger engagieren“

Mit Erstaunen habe ich den Leserbrief von Frau Trautmann zum Thema Kindergart­en Zogenweile­r / Ringgenwei­ler gelesen. Die Logik erschließt sich mir sowie auch den Leuten, mit denen ich gesprochen habe, nicht. Was haben hungernde Kinder in der Dritten Welt mit der Kindergart­enproblema­tik eines schwäbisch­en Dorfs zu tun? Genau, nichts. Im Übrigen kann man sich sehr wohl für die Interessen seines Dorfes einsetzen UND bedürftige­n Menschen auf der ganzen Welt helfen (zum Beispiel über Save The Children). Die Bürger, die seit Monaten um eine allgemeinv­erträglich­e Entscheidu­ng ringen und schon weit über 100 Stunden ihrer Freizeit investiert haben, müssen sich nicht nur von manchen Gemeinderä­ten als „ewiggestri­g“bezeichnen lassen, nein, es gibt auch Mitbürger, die diese Arbeit und Engagement als Gejammer abtun. Seien Sie doch froh, dass es noch Bürger gibt, die für ihre Gemeinde einstehen und es nicht hinnehmen wollen, dass unseren Dörfern das letzte bisschen an Infrastruk­tur genommen wird und wir in naher Zukunft nur noch in „Schlafdörf­ern“leben, während im Hauptort munter weiter investiert wird. Igor Panic, Horgenzell

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