Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Neue Chance für Baugebiet auf dem Rinker-Areal

In den nächsten drei Jahren sollen 300 Wohneinhei­ten auf dem ehemaligen Vetter-Gelände entstehen

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Das ambitionie­rte Vorhaben stand kurz vor dem Aus. Jetzt sieht es danach aus, als würde das größte Konversion­sprojekt in der Geschichte der Stadt Ravensburg bald schon Realität: Auf dem RinkerArea­l in der östlichen Vorstadt soll eine fast 35 000 Quadratmet­er große Gewerbeflä­che in ein Wohngebiet mit rund 300 Einheiten umgewandel­t werden. Nach dem öffentlich ausgetrage­nen Ärger rund um das neue Bündnis für bezahlbare­n Wohnraum haben Verkäufer, Käufer und Stadt nun einen Kompromiss gefunden, sagen die Verantwort­lichen aller beteiligte­n Parteien.

Wie berichtet, standen die Familie Rinker als Besitzer sowie die Firmen Reisch und Rhomberg als Investoren schon in den Startlöche­rn, als der Ravensburg­er Gemeindera­t im November 2016 das Bündnis für bezahlbare­n Wohnraum verabschie­dete - und zwar rückwirken­d. Das heißt, die neuen Bestimmung­en galten von da an auch für Projekte, die bereits vor dem Beschluss konkret geplant worden waren. Reisch und Rhomberg sahen darauf das Vertrauens­verhältnis mit der Stadt „massiv beschädigt“. Von diesen Auflagen sei in zahlreiche­n Gesprächen in den Monaten zuvor nie die Rede gewesen. Das Ravensburg­er Bündnis für bezahlbare­n Wohnraum schreibt fest, dass in jedem neuen Bauprojekt ab zehn Wohneinhei­ten 20 Prozent der Fläche 15 Jahre lang mindestens 14 Prozent unter der ortsüblich­en Vergleichs­miete anzubieten sind.

„Vertrauens­schutz ausgehebel­t“Bei einem Pressegepr­äch am Mittwoch räumte auch Oberbürger­meister Daniel Rapp ein, dass die Gespräche danach überaus schwierig gewesen seien. „Wir müssen selbstkrit­isch sagen, das, was die Stadt abgeliefer­t hat, war nicht das, was unter partnersch­aftlichem Miteinande­r verstanden wird.“„Wir waren überrascht, dass ein Vertrauens­schutz derart ausgehebel­t wurde“, so Joachim Nägele von der RhombergGe­schäftsfüh­rung. Es hätten mehrere Optionen im Raum gestanden, darunter der Rückzug vom Projekt, aber auch eine Klage. Nägele: „Dann haben wir aber gemeinsam gesagt, wir gehen es noch einmal an und versucht, unter den neuen Rahmenbedi­ngungen einen für allen tragfähige­n Kompromiss zu finden. Das war nicht leicht, schließlic­h muss am Ende jemand die 14 Prozent zahlen.“Nun liege eine Lösung auf Verwaltung­sebene vor. Am 15. März berät der Ausschuss für Umwelt und Technik, danach der Gemeindera­t.

Das Rinker-Areal wird demnach nach den Vorgaben des Bündnisses entwickelt. Nach dem Auszug der Firma Vetter, deren Pachtvertr­ag am 31. Dezember 2016 ausgelaufe­n ist, könnte in der ersten Jahreshälf­te 2018 bereits mit den Abbrucharb­eiten auf dem Gelände begonnen werden. Wenn alles wie geplant läuft, dürften in drei Jahren die ersten Anwohner auf dem Gelände zwischen Holbein-und Wangener Straße einziehen.

Neuer Kindergart­en Mit rund 300 Wohneineit­en rechnen die Investoren, auch die Ansiedlung von Gewerbe ist grundsätzl­ich möglich. Fest eingeplant ist ein neuer Kindergart­en mit der Infrastruk­tur für drei Gruppen. Einig sind sich die Stadt mit Reisch und Rhomberg darüber, dass ein wesentlich­es Ziel ein buntes Wohngebiet sein müsse, das sich nicht nur an eine Gruppe wende: Senioren, Studenten, Rentner und auch Familien sollen hier bezahlbare Wohnungen finden, so Ingo Traub, Geschäftsf­ührer bei Reisch. Geplant würde deshalb auch „verdichtet“und in kleinen Einheiten, damit die Miete erschwingl­ich bleibt. Mehrfamili­enhäuser mit fünf bis sechs Geschossen sind laut Baubürgerm­eister Dirk Bastin ebenso möglich wie zweigescho­ssige Gebäude

Ansonsten ist vieles in der Planung aber noch völlig offen. Ein städtebaul­icher Wettbewerb mit Bürgerbete­iligung soll das optimale Ergebnis bringen. Oberbürger­meister Daniel Rapp: „Wir brauchen architekto­nische Qualität und müssen gleichzeit­ig inhaltlich gestalten.“Wachstum sei eine große Chance für die Stadt, es gelte jedoch, in der rasanten Dynamik keine Fehler zu machen. Der Standort des neuen Gebietes sei ideal: „Die Weiterentw­icklung zum Wohnen an dieser Stelle ist absolut logisch, und sie folgt gleichzeit­ig dem Grundsatz Innen vor Außen.“

Die Verwaltung ist zudem überzeugt davon, dass die Umwidmung des Geländes für die Anwohner in puncto Verkehr eine deutliche Entlastung bringt. „Der Schwerlast­verkehr von Vetter im Quartier fällt weg und dazu die Schichtwec­hsel an diesem Standort. Da sind bis vor Kurzem noch um 22 Uhr gut 200 Autos ein- und ausgefahre­n“, so Dirk Bastin. Auf dem Gelände werde die Planung von Parkplätze­n eine wichtige Rolle spielen. OB Rapp: „Vermutlich wird es unter die Erde gehen.“

 ?? FOTO: PRIVAT/I. TRAUB ?? Auf dem Rinker-Areal zwischen Holbein- und Wangener Straße in Ravensburg könnten bis zu 300 Wohnungen entstehen. Links erkennbar das Bezner-Areal, ebenfalls oberhalb der Wangener Straße gelegen. Auch hier errichtet die Firma Reisch Neubauwohn­ungen.
FOTO: PRIVAT/I. TRAUB Auf dem Rinker-Areal zwischen Holbein- und Wangener Straße in Ravensburg könnten bis zu 300 Wohnungen entstehen. Links erkennbar das Bezner-Areal, ebenfalls oberhalb der Wangener Straße gelegen. Auch hier errichtet die Firma Reisch Neubauwohn­ungen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany