Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Labern, bis das Bier ausgeht
Comedian Harry G. begeistert mit neuem Programm „HarrydieEhre“in Weingarten
WEINGARTEN - Der Mann hat es doch tatsächlich geschafft, sein Publikum volle zwei Stunden nicht von der Angel zu lassen. Harry G., der bayrische Grantler, schleifte am Dienstag im Kultur- und Kongresszentrum die 450 Besucher mit auf seinen Weißbierritt quer durch die Republik. Bissig, süffisant wie kauzig seziert er Orte, Typen und Trends in seiner aktuellen Live-Show „#HarrydieEhre“. Die Reaktion des Publikums: Lachen, bis die Lichter angingen.
Lässig, wie er da auf die Bühne schlappt mit Hoamboy-Shirt und Hut. Harry G., 37 Jahre. Im richtigen Leben heißt er Markus Stoll und ist am Schliersee in Oberbayern aufgewachsen. Eigentlich hat er sich der Betriebswirtschaft verschrieben. Doch dann machten seine humoristischen Videoclips im World Wide Web Furore, und aus dem YoutubeKomiker wurde die Rampensau, die seit knapp drei Jahren Deutschlands Bühnen in Wallung bringt. Erst mit „Leben mit dem Isar-preiß“, jetzt mit dem Programm „#HarrydieEhre“. Was irgendwie nach Dauerrausch klingt.
Lästern über Nicht-Bayern Und so fühlt man sich auch auf dem zwei Stunden dauernden Harry GTrip, der einen von München nach Berlin führt, Zwischenstation Duisburg. In der typisch bayerischen Überheblichkeit lästert Harry G. über die Ruhrpott-Metropole ab, als „greislichste“Stadt der Welt, den Osten ausgenommen, die die Amerikaner nur deshalb nicht zerbombt hätten, weil der Schaden so größer sei. Der gebürtige Regensburger macht sich über nicht bayerische Begrüßungsformeln lustig, die einem kernigen „Servus“natürlich nicht das Wasser reichen können. So müsse er in Hamburg „Moin“sagen, in Köln das „oberschwule Hallöchen“und in Dresden „Sieg Heil“.
Politisch wird Harry G. nur selten, sieht man von der Merkelraute und der Anspielung auf der Kanzlerin ganz eigene Gesichtsmuskulatur ab. Bei aller Aktualität der Themen, reitet Harry G. auch die Bayern-Preußen-Welle, jedoch erfrischend selbstironisch. Er sinniert über die Steigerung bayerischer Gemütlichkeit, die in „griabig“mündet und wohl nicht ohne Bier zu haben ist. „Griabig“sei Buddhismus auf Bayerisch: „An der Wand hocken und nach fünf Halben kommt die Erleuchtung.“Überhaupt Bier, der Bayern liebstes Gesöff, ist sozusagen der gelb schäumende Fluss, auf dem Harry G.’s spritziges Programm schwimmt. Eine Stromschnelle, ein einziges Lachbad ist seine SocialMedia-Nummer. „Bist du schon auf Facebook, oder schlägst du noch Feuer aus Steinen?“Eine soziale Plattform sei dann Schnee von gestern, wenn sich die eigene Mutter anmelde und unter bierselige Bilder poste: „Muss das denn sein?“. Auf ihre Handybildschirme hauten die Alten drauf wie Orang-Utans, weil sie das softe Handling einfach nicht kapierten. Nicht zu reden von ihrer „Whatsapp-Tauglichkeit“. Stunden würde seine Mutter schreiben, um seine einfache Schweinsbratenanfrage mit „okay“zu beantworten.
Pointen kommen Schlag auf Schlag, ob Dating-Portale, SmoothieManie, Franken-Bashing oder Trendsportarten. Manchen Männerwitz oder Frauenstereotype könnte er allerdings weglassen. Beeindruckend neben seiner verbalen Wucht ist seine Körpersprache, dazu sein parodistisches Talent. Für die GesamtPerformance gab es am Ende großen Applaus plus Zugabe.