Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Elektromobilität auf dem Land kommt voran
Schlier, Bodnegg, Grünkraut und Bodnegg setzen auf E-Fahrzeuge – 50 Prozent Förderung beantragt
KREIS RAVENSBURG - Die vier Kommunen des Gemeindeverwaltungsverbandes Gullen (GVV) haben beschlossen, zunehmend Elektrofahrzeuge für ihre Fuhrparks anzuschaffen. In den jüngsten Sitzungen der Gemeinden informierte Klimamanagerin Corinna Tonoli über die Fördermöglichkeiten. Ergänzend dazu hatte Stefan Wirl die Standorte einer möglichen Ladesäuleninfrastruktur im GVV untersucht.
Es soll vorangehen mit der Elektromobilität im ländlichen Raum. Deshalb waren Corinna Tonoli und Stefan Wirl in den Sitzungen der Verbandsgemeinden Schlier, Bodnegg, Grünkraut und Waldburg zu Gast. Corinna Tonoli informierte über das Bundesprogramm „Ausgewählte Klimaschutzmaßnahme Elektromobilität“, aus dem 50 Prozent der Anschaffungskosten von elektrischen Fahrzeugen – sowohl von Autos als auch Fahrrädern – und die entsprechende Ladeinfrastruktur samt Installation gefördert werden. „Die Höhe dieser Fördermöglichkeit besteht nur für Kommunen, die eine Klimaschutzmanagerin haben“, erklärte sie.
In allen Gemeinden steht über kurz oder lang der Austausch beziehungsweise die Neuanschaffung von Dienstwagen an, und das Interesse in den vier Gremien war groß, die Förderung in Anspruch zu nehmen. Deshalb wurde Tonoli einstimmig von den Räten mit der Beantragung beauftragt. Einen Haken hat die Sache allerdings: „Die Fahrzeuge müssen gekauft und können nicht geleast werden“, informierte sie. Stefan Wirl hatte im Rahmen einer Forschungsarbeit die Standorte untersucht, die für eine mögliche Ladesäuleninfrastruktur infrage kommen. Er stellte die Ergebnisse vor und informierte auch über verschiedene Ladesysteme, nötige Anschlüsse, Ladekapazität, Ladeschnelligkeit, Anschaffungskosten, Wirtschaftlichkeit und Amortisation. Nutzungswunsch und Örtlichkeit geben das System vor. So sei beispielsweise im Gewerbegebiet Rotheidlen an der B 32 mit den dort vorhandenen Einkaufsmöglichkeiten eine Schnellladung wünschenswert. Sie ist für Kurzzeitparkplätze mit einer Verweildauer von etwa 20 bis 30 Minuten vorgesehen.
Überall dort, wo länger geparkt wird, kann langsam mit sogenannten Wallboxen geladen werden. Das heißt, je nach Fahrzeugmodell zwischen ein bis sieben Stunden für eine Reichweite von etwa 100 Kilometern. „Dieses System kann auch problemlos im privaten Bereich, beispielsweise in der Garage, eingesetzt werden“, meinte Wirl. „Jede haushaltsübliche Schuko-Steckdose kann durch eine Wallbox ausgetauscht werden“, ergänzte er. Ein Fahrzeugvergleich (als Beispiel in Schlier ein Renault Kangoo als E-Fahrzeug und als Benziner) zeigt bei einer Nutzungsdauer von zehn Jahren bei einer Vollkostenrechnung mit Anschaffung, Verbrauch, Steuer, Versicherung und Werkstattkosten, dass das E-Auto mit 0,50 Cent pro Kilometer günstiger liegt als der Benziner mit 0,55 Cent pro Kilometer, wenn die Förderung einbezogen wird.
Ladesäulen sollen kommen In Bodnegg wurden bereits konkrete Beschlüsse zur Anschaffung eines Elektroautos inklusive fahrzeugbezogener Ladeinfrastruktur gefasst. Das Rathaus soll mit einer Wallbox und der Parkplatz im Bereich der Sporthalle mit einer Ladesäuleninfrastruktur ausgestattet werden. Außerdem wurde die Gemeindeverwaltung beauftragt, Gespräche mit Grundstückseigentümern und Investoren zu führen, die möglicherweise in Eigenregie Stromsäulen (Multicharger) errichten könnten. In Schlier wurde für das kommende Jahr der Ersatz des Hausmeisterautos durch ein Elektroauto beschlossen. Die Standortauswahl der Ladeinfrastruktur ist jedoch noch offen. Grünkraut besitzt bereits eine Ladestation in der Tiefgarage der Ortsmitte und hat schon seit Sommer 2015 ein E-Auto im Einsatz. Ein weiteres soll im Jahr 2019 angeschafft werden.
Der Bodnegger Gemeinderat hat beschlossen, die Förderung für eine Ladeinfrastruktur mit sechs Wallboxen für langsames Laden an der Festhalle zu beantragen. Auch in Waldburg sind die Beschlüsse gefasst. Abhängig von der Bewilligung der Förderung soll hier im Spätsommer ein Elektrofahrzeug als Dienstwagen angeschafft werden. Beim Schulparkplatz sind ein Schnelllader und zwei Wallboxen vorgesehen, und direkt am Rathaus soll eine Infrastruktur für das öffentliche und das kommunale Laden für den Dienstwagen entstehen.
Seit dem 1. März 2017 können sowohl Kommunen als auch private Investoren Anträge an das von der EU-Kommission genehmigte 300 Millionen Euro schwere Förderprogramm Ladeinfrastruktur des Bundesverkehrsministeriums stellen. Gefördert werden bis zu 40 Prozent der Anschaffungs- und Netzanschlusskosten sowie Ausgaben für die Montage der Ladepunkte. Damit soll der flächendeckende Aufbau der Ladeinfrastrukturen für Elektroautos vorangebracht werden. Gefördert werden sowohl die normale Ladeinfrastruktur (Wechselstromladen) als auch die Schnellladeinfrastruktur (Gleichstrom). Bestimmte Obergrenzen sind dabei zu beachten und einige Kriterien müssen erfüllt sein (weitere Infos auf der Webseite der Bundesanstalt für Verwaltungsdienstleistungen www.bav.bund.de). Auskünfte für den GVV Gullen gibt es unter
corinna.tonoli@gvv-gullen.de