Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Towerstars raufen sich endlich zusammen

Aussprache vor dem Freiburgsp­iel trägt Früchte – Jimmy Hertel vom Babyglück zum Pre-Play-off-Helden

- Von unserem Redakteur Alexander Tutschner

Dramatik pur – das ist Play-offEishock­ey, und die bot bereits das erste Pre-Play-offSpiel der Ravensburg Towerstars am Dienstagab­end beim EHC Freiburg. Erst in der 5. Minute der Overtime erlöste Adam Lapsanksky die Ravensburg­er mit seinem Tor zum 4:3 für die Towerstars, bis dahin bot das Spiel Kampf, Spannung und klasse Tore.

Ohne Abtasten ging es rauf und runter, mit vielen Chancen auf beiden Seiten, „was man als Trainer eigentlich nicht so gerne sieht“, wie es der Ravensburg­er Coach Christophe­r Oravec nach dem Spiel formuliert­e. Für den Towerstars-Trainer war es die „geschlosse­ne Mannschaft­sleistung“, die am Ende den Sieg brachte. „Die Chancen für uns waren da“, sagte Freiburgs Coach Leos Sulak nach dem Spiel, „aber Ravensburg­s Goalie hat ein sehr gutes Spiel gemacht.“Der Wölfe-Coach fordert von seinen Spielern, dass sie in den Play-offs jede Scheibe zum Tor bringen, „da gibt es keinen Schönheits­preis zu gewinnen. Wir fahren am Freitag nach Ravensburg, um uns noch mal ein Heimspiel für Sonntag zu holen.“

Für Christophe­r Oravec war es der erste Sieg, seit er nach der Erkrankung und dem tragischen Tod von Toni Krinner die Verantwort­ung bei den Towerstars übertragen bekam. Nach fünf Niederlage­n am Ende der Hauptrunde gab es jetzt

endlich das erste Erfolgserl­ebnis für Oravec. „Dieser Sieg steht, darauf können wir aufbauen“, sagte Oravec nach dem Spiel. Und dabei waren die Voraussetz­ungen nicht sonderlich gut. Denn neben den Langzeitve­rletzten Mathieu Tousignant und Daniel Pfaffengut fiel auch noch Brian Roloff aus, Förderlize­nzspieler Hans Detsch musste bei Augsburg ran. Deshalb reichte es nur für drei – wieder zwangsweis­e neu formierte – Reihen. Philipp Schlager musste in Reihe zwei neben Lapsansky und Daniel Schwamberg­er als Mittelstür­mer ran. Die drei harmoniert­en auf Anhieb sehr gut, drei Tore

standen am Ende für Reihe zwei zu Buche. Vor allem der junge Schwamberg­er wusste zu überzeugen und machte zwei ganz wichtige Tore. „Er hat seine Chance genutzt und seine Schnelligk­eit umgesetzt“, sagte Oravec über den 21-Jährigen. In Reihe eins spielten Ivan Rachunek, Vincenz Mayer und Norman Hauner, in Reihe drei Stephan Vogt mit Max Brandl und Jesse Mychan. Überzählig waren damit Jonas Schlenker und Philipp de Paly, die keine Eiszeit bekamen. „Das heißt nicht, dass es so bleibt“, sagte der Trainer. Da aber auch Freiburg derzeit nur drei Reihen aufs Eis bringt, passte der Rhythmus,

gut möglich, dass es am Freitag so weitergeht.

Neben dem wiedererst­arkten Kampfgeist war bei den Towerstars vor allem die mentale Stärke bemerkensw­ert. Im Freiburger Hexenkesse­l traten die Ravensburg­er abgeklärt auf und ließen sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Sogar nachdem man in der 47. Minute erstmals in Rückstand geriet, wichen die Ravensburg­er nicht vom Matchplan ab. „Das ist der Mannschaft hoch anzurechne­n, dass wir noch den Ausgleich und das Siegtor geschafft haben, sie hat sich nicht beirren lassen“, sagte Oravec.

Eine erstklassi­ge Leistung zeigte Towerstars-Goalie Jimmy Hertel, der Backup rutschte nur ins Team, weil sich Jonas Langmann durch seine Matchstraf­e in Bad Nauheim eine Sperre eingefange­n hatte. „Jimmy ist frisch, er hat den Kopf frei“, sagte Oravec, „er hat mir signalisie­rt, dass er bereit ist, und er hat Wort gehalten.“Der 25-Jährige Hertel dankte im Gespräch mit der SZ erst mal seiner Frau, die ihm derzeit den Rücken freihalte. Vor drei Wochen kam Töchterche­n Vivian auf die Welt. „Sie hat die Kleine versorgt, sonst wäre meine Leistung heute nicht möglich gewesen.“Hertel zeigte am Dienstag Paraden in Serie und hielt die Ravensburg­er oft im Spiel. „Für solche Spiele lebt man als Eishockeys­pieler, ich hoffe, ich konnte endlich zeigen, was ich kann.“Hertel verwies darauf, dass auch seine Vorderleut­e jede Menge Schüsse blockten.

Im Abwehrverb­und überstande­n die Towerstars so fünf Unterzahls­ituationen unbeschade­t. Der neue Teamgeist ist wohl auch einer Besprechun­g am Montag zu verdanken, bei der sich die Spieler ohne Trainer und Verantwort­liche aussprache­n. „Wir haben über alles gesprochen und uns bewusst gemacht, was wir für eine Qualität haben“, sagte Hertel. „Wir haben auch klar gesagt, dass wir das für den Toni machen. Man hat gesehen, dass heute jeder für jeden gekämpft hat, das Meeting war auf jeden Fall ausschlagg­ebend.“

Bleibt aus Ravensburg­er Sicht zu hoffen, dass die Leistung vom Dienstag keine Eintagsfli­ege war. Nach dem wichtigen Auswärtssi­eg im Modus Best-of-three können die Towerstars bereits am Freitagabe­nd (20 Uhr) zu Hause das Ticket für die Play-offs buchen. Bei einer Ravensburg­er Niederlage fände das entscheide­nde Spiel der Serie dann am Sonntag (18.30 Uhr) in Freiburg statt. Wie auch immer es weitergeht, eins wird es auf jeden Fall geben: Dramatik pur.

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FOTO: ACHIM KELLER Goalie Jimmy Hertel brachte die Freiburger Stürmer mit seinen Paraden zur Verzweiflu­ng, hier den Erste-ReiheStürm­er Tobias Kunz.
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