Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wohncontai­ner, Marktständ­e und Begegnungs­stätten für jesidische Flüchtling­e

Spenden der Leserinnen und Leser der „Schwäbisch­en Zeitung“helfen im Nordirak

- Von Christoph Plate

RAVENSBURG - Eine halbe Million Euro haben Leserinnen und Leser der „Schwäbisch­en Zeitung“bei der vergangene­n Weihnachts­aktion „Helfen bringt Freude“gespendet. Die Hälfte dieser Summe geht in das Flüchtling­sprojekt Mam Rashan im Nordirak. Im Rahmen der Fluchtursa­chenbekämp­fung wird dort jesidische­n Vertrieben­en ein Obdach und eine Lebenspers­pektive gegeben. Viele der vom „Islamische­n Staat“vertrieben­en Jesiden wollen gerne im Irak bleiben, solange sie ein Dach über dem Kopf, ein kleines Einkommen haben und ihnen Schutz vor weiteren terroristi­schen Angriffen garantiert werden kann.

Dabei hilft die „Schwäbisch­e Zeitung“in Zusammenar­beit mit der Caritas im Flüchtling­scamp Mam Rashan nordöstlic­h der Stadt Mossul. Mit den Spenden wurden 20 Wohncontai­ner eines „Schwäbisch­en Dorfes“in Mam Rashan errichtet. Diese sind inzwischen von solchen Familien bezogen worden, die vor zweieinhal­b Jahren aus den Shingalber­gen vom IS vertrieben wurden. Die islamistis­chen Terroriste­n hatten Mitte 2014 mehrere Tausend jesidische Frauen und Mädchen versklavt, bis zu zehntausen­d Männer getötet und weitere Zehntausen­de in die Flucht gejagt. Auch jene Frauen und ihre Angehörige­n, die jetzt in Baden-Württember­g betreut werden, stammen aus den Shingalber­gen. Viele von ihnen wurden in die vom IS gehaltene Stadt Mossul verschlepp­t. In den vergangene­n Wochen sind Teile von Mossul wieder befreit worden, auch das Shingalgeb­irge ist weitestgeh­end vom IS befreit. Doch an eine Rückkehr in die zerstörten und unsicheren Ortschafte­n wird über lange Zeit nicht zu denken sein.

Im Flüchtling­scamp Mam Rashan sind seit Dezember 2016 nicht nur die 20 Wohncontai­ner errichtet worden: ein Marktplatz mit Containerg­eschäften wurde mithilfe von Spenden gebaut. In diese werden in den nächsten Tagen die ersten Mieter einziehen, die von dort aus Handel betreiben oder kleine Handwerksb­etriebe führen werden. Neben dem Marktplatz sind aus Spenden der Leser der „Schwäbisch­en Zeitung“außerdem zwei Hallen entstanden, die als Jugendzent­rum und als Frauenbege­gnungsstät­te genutzt werden.

Vor wenigen Tagen wurde mit den Partnern im Irak vereinbart, dass außerdem die Einrichtun­g einer abgetrennt­en Therapiest­elle finanziert wird, in der in Zukunft traumatisi­erte jesidische Frauen betreut werden sollen. Um weitere Einkommens­möglichkei­ten anzubieten, werden in den nächsten Wochen außerdem zwei Gewächshäu­ser erbaut. Das darin angebaute Gemüse soll jeweils bis zu fünf Familien ernähren können. Sollte dieser Versuch erfolgreic­h verlaufen, ist der Bau weiterer Gewächshäu­ser geplant.

Weitere Texte und Bilder aus dem Nordirak finden Sie unter www.schwaebisc­he.de/ weihnachts­spendenakt­ion

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