Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wohncontainer, Marktstände und Begegnungsstätten für jesidische Flüchtlinge
Spenden der Leserinnen und Leser der „Schwäbischen Zeitung“helfen im Nordirak
RAVENSBURG - Eine halbe Million Euro haben Leserinnen und Leser der „Schwäbischen Zeitung“bei der vergangenen Weihnachtsaktion „Helfen bringt Freude“gespendet. Die Hälfte dieser Summe geht in das Flüchtlingsprojekt Mam Rashan im Nordirak. Im Rahmen der Fluchtursachenbekämpfung wird dort jesidischen Vertriebenen ein Obdach und eine Lebensperspektive gegeben. Viele der vom „Islamischen Staat“vertriebenen Jesiden wollen gerne im Irak bleiben, solange sie ein Dach über dem Kopf, ein kleines Einkommen haben und ihnen Schutz vor weiteren terroristischen Angriffen garantiert werden kann.
Dabei hilft die „Schwäbische Zeitung“in Zusammenarbeit mit der Caritas im Flüchtlingscamp Mam Rashan nordöstlich der Stadt Mossul. Mit den Spenden wurden 20 Wohncontainer eines „Schwäbischen Dorfes“in Mam Rashan errichtet. Diese sind inzwischen von solchen Familien bezogen worden, die vor zweieinhalb Jahren aus den Shingalbergen vom IS vertrieben wurden. Die islamistischen Terroristen hatten Mitte 2014 mehrere Tausend jesidische Frauen und Mädchen versklavt, bis zu zehntausend Männer getötet und weitere Zehntausende in die Flucht gejagt. Auch jene Frauen und ihre Angehörigen, die jetzt in Baden-Württemberg betreut werden, stammen aus den Shingalbergen. Viele von ihnen wurden in die vom IS gehaltene Stadt Mossul verschleppt. In den vergangenen Wochen sind Teile von Mossul wieder befreit worden, auch das Shingalgebirge ist weitestgehend vom IS befreit. Doch an eine Rückkehr in die zerstörten und unsicheren Ortschaften wird über lange Zeit nicht zu denken sein.
Im Flüchtlingscamp Mam Rashan sind seit Dezember 2016 nicht nur die 20 Wohncontainer errichtet worden: ein Marktplatz mit Containergeschäften wurde mithilfe von Spenden gebaut. In diese werden in den nächsten Tagen die ersten Mieter einziehen, die von dort aus Handel betreiben oder kleine Handwerksbetriebe führen werden. Neben dem Marktplatz sind aus Spenden der Leser der „Schwäbischen Zeitung“außerdem zwei Hallen entstanden, die als Jugendzentrum und als Frauenbegegnungsstätte genutzt werden.
Vor wenigen Tagen wurde mit den Partnern im Irak vereinbart, dass außerdem die Einrichtung einer abgetrennten Therapiestelle finanziert wird, in der in Zukunft traumatisierte jesidische Frauen betreut werden sollen. Um weitere Einkommensmöglichkeiten anzubieten, werden in den nächsten Wochen außerdem zwei Gewächshäuser erbaut. Das darin angebaute Gemüse soll jeweils bis zu fünf Familien ernähren können. Sollte dieser Versuch erfolgreich verlaufen, ist der Bau weiterer Gewächshäuser geplant.
Weitere Texte und Bilder aus dem Nordirak finden Sie unter www.schwaebische.de/ weihnachtsspendenaktion