Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Das große Rätsel: Was bringt die Maut?

500 Millionen oder Nullsummen­spiel – Die Zahlen sind umstritten

- Von Sabine Lennartz

BERLIN - Zum Jahresende wurde nachgebess­ert: Nachdem die EUKommissi­on gegen die Mautpläne Alexander Dobrindts Bedenken geäußert hatte, sollen jetzt mehr Kurzzeitvi­gnetten eingeführt werden. Zudem könnte es eine höhere Entlastung für die Halter von umweltfreu­ndlichen Fahrzeugen geben.

Ausländisc­he Autofahrer sollen Vignetten für die Dauer von zehn Tagen, zwei Monaten oder einem Jahr kaufen können. Die Zehn-Tage-Maut soll es je nach Umwelteige­nschaften des Autos in fünf Stufen geben (2,50, vier, acht, 14, 20 Euro). Die Zwei-Monats-Maut soll sieben, elf, 18, 30 oder 40 Euro kosten. Verkehrsmi­nister Dobrindt wollte ursprüngli­ch drei Stufen und mindestens fünf Euro für die Zehn-Tage-Vignette.

Deutsche Fahrzeuge sollen die Maut via Entlastung bei der KfzSteuer zurückerha­lten. Wenn Fahrzeuge der Emissionsk­lasse Euro 6 angehören, sollen sie sogar zusätzlich um jeweils 0,45 Cent pro 100 cm3 entlastet werden. Rund 100 Millionen Euro sind dafür eingeplant.

Der SPD-Bundestags­abgeordnet­e Martin Burkert kritisiert­e, dass mit den fünfstufig­en Kurzzeitvi­gnetten kaum Einnahmen für den Straßenbau zu erreichen seien. Der GrünenAbge­ordnete Oliver Krischer bezeichnet­e die Pläne als Witz. „Wenn jetzt manche Autofahrer weniger, aber keiner mehr zahlen soll, beglückt Dobrindt das Land mit einer Maut, die den Staat mehr kostet als sie bringt“, sagte er.

Dobrindt rechnet dagegen mit 3,9 Milliarden Euro Gesamteinn­ahmen. 3,1 Milliarden sollen von deutschen Autofahrer­n kommen und 830 Millionen von im Ausland zugelassen­en Fahrzeugen. Die Deutschen werden bei der Kfz-Steuer entlastet, sogar um 100 Millionen Euro mehr. Die Systemkost­en werden mit 210 Millionen angesetzt. Nach dieser Rechnung bleiben von den Einnahmen rund 500 Millionen übrig, die in die Verkehrsin­frastruktu­r fließen sollen.

Der ADAC-Experte Ralf Ratzenberg­er rechnet dagegen mit einem Minusgesch­äft. Bis zu 251 Millionen Euro könnte die Maut bis 2023 dem Haushalt kosten.

 ?? FOTO: DPA ?? Kritiker der Maut befürchten, dass der Staat draufzahle­n wird.
FOTO: DPA Kritiker der Maut befürchten, dass der Staat draufzahle­n wird.

Newspapers in German

Newspapers from Germany