Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Insider als Quelle für CIA-Enthüllungen vermutet
Weißes Haus empört über die von Wikileaks veröffentlichten Spionage-Dokumente
WASHINGTON - Es ist erst ein paar Monate her, da konnte Donald Trump die Enthüllungsplattform Julian Assanges gar nicht laut genug loben. „Wikileaks. Ich liebe Wikileaks!“, verkündete er auf Wahlkundgebungen, nachdem Hacker das EMail-Konto John Podestas, des Kampagnenstrategen Hillary Clintons, geknackt hatten. Jetzt, da der Milliardär im Weißen Haus residiert, ist von Begeisterung nichts mehr zu spüren.
Dass Wikileaks Dokumente über elektronische Spionagemethoden der CIA ins Netz stellte, das sei etwas, worüber „jeder in diesem Land empört sein sollte“, ließ der US-Präsident seinen Sprecher Sean Spicer erklären. Details über Cyber-Attacken gegen Smartphones und Fernsehgeräte: Es sei die Art von Veröffentlichung, „die unser Land, unsere Sicherheit und unser Wohlbefinden untergräbt“, wetterte Spicer. Private E-Mails von Politikern ins Netz zu stellen, schob er mit Blick auf die Causa Podesta hinterher, lasse sich damit in keiner Weise vergleichen.
Noch vor Wochen sah es so aus, als wollte Trump regelrecht Krieg gegen die Geheimdienstler führen, die ihm nun unterstehen. Als die amerikanischen Geheimdienste zu dem Schluss kamen, Hacker im Auftrag des Kreml hätten die Wahl im November manipuliert, um Clinton zu schaden, sprach ihnen der Wahlsieger de facto jegliche Kompetenz ab. Nun lässt das Oval Office wissen, dass man mit Hochdruck nach der undichten Stelle im geheimen Apparat suche, um die CIA künftig besser gegen Lecks zu schützen.
Die Suche nach dem Maulwurf, sie scheint sich auf Subunternehmen des Spionagedienstes zu konzentrieren. Detektive des FBI, so berichten es „New York Times“und „Wall Street Journal“unter Berufung auf Regierungsquellen, gehen davon aus, dass es ein Insider war, der Wikileaks mehr als 8000 Dokumente zuspielte – kein im Auftrag einer fremden Macht handelnder Hacker. Falls es sich bewahrheitet, ist es für die CIA umso peinlicher, da sie erst vor zwei Jahren straffere Organisationsstrukturen geschaffen hatte, um genau das zu verhindern.
Unter John Brennan, dem Vorgänger des von Trump berufenen Direktors Mike Pompeo, wurde eine euphemistisch betitelte Abteilung für digitale Innovation gegründet. Offenbar ohne die gewünschte Wirkung, wie Leon Panetta, ein Vorgänger Brennans, in einem Interview einräumte: „In der heutigen Welt musst du offenbar jederzeit damit rechnen, dass sich jemand dieser Informationen bemächtigt und diese dann öffentlich werden.“