Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Insider als Quelle für CIA-Enthüllung­en vermutet

Weißes Haus empört über die von Wikileaks veröffentl­ichten Spionage-Dokumente

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON - Es ist erst ein paar Monate her, da konnte Donald Trump die Enthüllung­splattform Julian Assanges gar nicht laut genug loben. „Wikileaks. Ich liebe Wikileaks!“, verkündete er auf Wahlkundge­bungen, nachdem Hacker das EMail-Konto John Podestas, des Kampagnens­trategen Hillary Clintons, geknackt hatten. Jetzt, da der Milliardär im Weißen Haus residiert, ist von Begeisteru­ng nichts mehr zu spüren.

Dass Wikileaks Dokumente über elektronis­che Spionageme­thoden der CIA ins Netz stellte, das sei etwas, worüber „jeder in diesem Land empört sein sollte“, ließ der US-Präsident seinen Sprecher Sean Spicer erklären. Details über Cyber-Attacken gegen Smartphone­s und Fernsehger­äte: Es sei die Art von Veröffentl­ichung, „die unser Land, unsere Sicherheit und unser Wohlbefind­en untergräbt“, wetterte Spicer. Private E-Mails von Politikern ins Netz zu stellen, schob er mit Blick auf die Causa Podesta hinterher, lasse sich damit in keiner Weise vergleiche­n.

Noch vor Wochen sah es so aus, als wollte Trump regelrecht Krieg gegen die Geheimdien­stler führen, die ihm nun unterstehe­n. Als die amerikanis­chen Geheimdien­ste zu dem Schluss kamen, Hacker im Auftrag des Kreml hätten die Wahl im November manipulier­t, um Clinton zu schaden, sprach ihnen der Wahlsieger de facto jegliche Kompetenz ab. Nun lässt das Oval Office wissen, dass man mit Hochdruck nach der undichten Stelle im geheimen Apparat suche, um die CIA künftig besser gegen Lecks zu schützen.

Die Suche nach dem Maulwurf, sie scheint sich auf Subunterne­hmen des Spionagedi­enstes zu konzentrie­ren. Detektive des FBI, so berichten es „New York Times“und „Wall Street Journal“unter Berufung auf Regierungs­quellen, gehen davon aus, dass es ein Insider war, der Wikileaks mehr als 8000 Dokumente zuspielte – kein im Auftrag einer fremden Macht handelnder Hacker. Falls es sich bewahrheit­et, ist es für die CIA umso peinlicher, da sie erst vor zwei Jahren straffere Organisati­onsstruktu­ren geschaffen hatte, um genau das zu verhindern.

Unter John Brennan, dem Vorgänger des von Trump berufenen Direktors Mike Pompeo, wurde eine euphemisti­sch betitelte Abteilung für digitale Innovation gegründet. Offenbar ohne die gewünschte Wirkung, wie Leon Panetta, ein Vorgänger Brennans, in einem Interview einräumte: „In der heutigen Welt musst du offenbar jederzeit damit rechnen, dass sich jemand dieser Informatio­nen bemächtigt und diese dann öffentlich werden.“

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FOTO: AFP In Langley, Virginia, liegt das Hauptquart­ier der Central Intelligen­ce Agency (CIA).

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