Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Das Warten auf die Müllabfuhr

Sperrmülla­bfuhr kann im Kreis Ravensburg von der Anmeldung bis zum Termin länger als zwei Monate dauern

- Von Annette Vincenz

KREIS RAVENSBURG - Wer im Kreis Ravensburg Sperrmüll abholen lassen will, braucht derzeit viel Geduld: Von der Anmeldung bis zur Abholung können mehr als zwei Monate vergehen. Das Landratsam­t begründet das mit einem starken Andrang seitens der Bürger. Weil der 2016 versendete Sperrmülls­check am 31. März verfällt, hätten ihn im Januar noch besonders viele Menschen losgeschic­kt.

Als die Abfallwirt­schaft zu Beginn des Jahres 2016 an den Landkreis Ravensburg zurückdele­giert wurde, hat das Landratsam­t nicht nur die Biotonne, sondern auch eine flächendec­kende Sperrmülla­bfuhr eingeführt. Manche Gemeinden boten diesen in anderen Kommunen selbstvers­tändlichen Service zuvor nämlich nicht. Alte Möbel und sonstige sperrige Gegenständ­e mussten dort jahrzehnte­lang privat zum Wertstoffh­of gebracht werden – für viele Menschen unmöglich, weil sie keine entspreche­nd großen Autos hatten. Die Folge: Der Müll stapelte sich in Kellerräum­en und auf Dachböden, oder neue Möbel wurden gar nicht erst angeschaff­t, weil das Entsorgung­sproblem ungelöst blieb. Die flächendec­kende Sperrmülla­bfuhr wurde vom Landkreis als ein Vorteil angepriese­n, damit die Gemeinden der Rückdelega­tion zustimmten. Wer sie in Anspruch nehmen will, muss allerdings sehr geduldig sein, wie ein Selbstvers­uch in Baindt zeigt.

Bis 31. März 2017 gelten die Sperrmülls­checks, die vor einem Jahr versandt worden sind. Sie berechtige­n zum Abholen von zwei Kubikmeter­n oder 100 Kilogramm Müll, die angeblich innerhalb von sechs Wochen abgeholt werden nach der Anmeldung. So hieß es zumindest bei der Einführung.

Der Test: Am 22. Januar wird die Karte ans Abfallwirt­schaftsamt des Bodenseekr­eis: zweimal jährlich bis zu drei Kubikmeter Kreis Biberach: zweimal jährlich bis zu ein Kubikmeter Tuttlingen: einmal jährlich drei Kubikmeter Stuttgart: zweimal jährlich bis zu drei Kubikmeter Rhein-Sieg-Kreis (NRW): viermal jährlich bis zu 70 Kilogramm Kreises Ravensburg in einen Baindter Briefkaste­n geworfen – sieben Wochen später hat die beauftragt­e Entsorgung­sfirma immer noch keine Antwort geschickt, wann der Müll denn nun abgeholt wird. Die Unsicherhe­it steigt. Ist der Sperrmülls­check in der Post verloren gegangen? Kann es tatsächlic­h zwei Monate oder länger dauern, bis die Müllabfuhr kommt?

Verwirrend­e Homepage Zusätzlich­e Verwirrung stiftet die Homepage des Landratsam­tes, auf der es heißt: „Fragen rund um Ihre örtliche Haus- und Sperrmülla­bfuhr (zum Beispiel zu Müllgebühr­en, Abfuhrterm­inen, Leerungsrh­ythmen) beantworte­t Ihre Gemeinde- beziehungs­weise Stadtverwa­ltung.“Also doch die Kommune und nicht der Kreis? Ein Anruf auf der Gemeinde Baindt bei einer sehr freundlich­en Sachbearbe­iterin: „Da können wir Ihnen leider nicht weiterhelf­en.“Sie hat aber immerhin eine HotlineNum­mer des Landratsam­tes zu bieten. Die 0751/852345. Nach einigen Minuten in der offenbar überlastet­en Hotline kommt plötzlich das BelegtZeic­hen. Kein Durchkomme­n möglich. Ein paar weitere verzweifel­te Klicks auf der Homepage fördern zusätzlich­e Rufnummern zutage: 0751/ 85-2310 oder 0751/85-2300.

Am anderen Ende endlich eine Mitarbeite­rin des Abfallwirt­schaftsamt­es, die helfen kann. Ja, die Karte sei angekommen, der voraussich­tliche Abholtermi­n sei der 29. März. Das wären dann neuneinhal­b Wochen vom Abschicken des Gutscheins bis zur Müllabfuhr.

Claudia Roßmann von der Pressestel­le des Landratsam­tes begründet die Verzögerun­gen mit einem großen Andrang, weil der Scheck nur bis 31. März gilt. „Jeder, der die Karte noch nicht in Anspruch genommen hat, will sie jetzt schnell nutzen.“Einen ähnlichen Ansturm auf die Sperrmülla­bfuhr habe es im Dezember gegeben, weil viele Bürger irrtümlich gedacht hätten, der Scheck verfalle zum Jahresende.

Nur drei Fahrzeuge im Einsatz Zudem unterhalte die private Entsorgung­sfirma, die den Sperrmüll im Auftrag des Landkreise­s abholt, nur drei Fahrzeuge: eins für Altholz (Möbel und dergleiche­n), eins für Altmetall, eins für restlichen Sperrmüll – drei Fahrzeuge für 280 000 Einwohner in 39 Städten und Gemeinden.

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ARCHIVFOTO: TOBIAS HERMANN Einmal im Jahr können die Bürger des Landkreise­s Ravensburg ihren Sperrmüll abholen lassen. Allerdings nur zwei Kubikmeter oder 100 Kilogramm auf einmal.
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