Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Wir haben ein echtes Problem“

-

BERLIN - Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU, Foto: Rasemann) ärgert sich über die Ablehnung des Bundesrats. Sabine Lennartz hat mit ihm gesprochen.

Herr Strobl, der Bundesrat will die Maghreb-Staaten nicht als sichere Herkunftsl­änder einstufen. Was sagen Sie dazu? Das ist ein großer Fehler. Wir haben mit der Migration aus Nordafrika ein echtes Problem. Die Einstufung als sichere Herkunftsl­änder hat uns auf dem Westbalkan sehr geholfen – das war die Herkunftsr­egion Nummer eins, und die Zahlen sind inzwischen sehr zurückgega­ngen. Ich bedauere die heutige Entscheidu­ng sehr, aber sage klar: An BadenWürtt­emberg hat es nicht gelegen. Ich habe für das Land Baden-Württember­g im Bundesrat die Zustimmung für dieses Gesetz gegeben.

Hatten Sie viel Arbeit, die Grünen zu überzeugen? Wir hatten intensive Gespräche. Die Grünen sind außerhalb Baden-Württember­gs leider auf einem ganz falschen Dampfer unterwegs. Deswegen bin ich ausdrückli­ch dankbar dafür, dass wir mit dem grünen Koalitions­partner im Land in dieser wichtigen Frage die richtige Position erarbeiten konnten.

Kritiker sagen, es kämen ohnehin immer weniger Asylsuchen­de, das eigentlich­e Problem sei die Rückführun­g abgelehnte­r Flüchtling­e. Die Zahlen mögen nicht besonders hoch sein, doch die Personen, die aus dem Maghreb kommen – und zwar überwiegen­d aus asylfremde­n Gründen – bereiten uns freilich riesige Probleme: Die Anerkennun­gsquote als Flüchtling ist sehr gering, die Kriminalit­ätsbelastu­ng ist extrem hoch. Das haben wir doch auch in Köln und an anderen Orten gesehen.

Wie geht es jetzt weiter? Das Problem hat sich nicht erledigt. Auffällig ist, dass die SPD im Bundestag zustimmt, aber die SPDMiniste­rpräsident­en praktisch keinen Finger krumm gemacht haben, dass auch der Bundesrat seinen Segen gibt. Da hätte der angebliche neue SPD-Frontmann Martin Schulz beweisen können, dass er sich durchsetze­n und eine Linie vorgeben kann. Aber offenbar: null Führungsst­ärke, viel heiße Luft. Die SPD ist und bleibt ein Gemischtwa­renladen, in dem die einen hü sagen und die anderen hott. So wird das nix.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany