Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Südsudan kassiert bei Visa für Helfer ab

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ilfswerke befürchten massive Einschränk­ungen im Südsudan. Medienberi­chten zufolge, plant die Regierung, die Preise für eine Arbeitserl­aubnis von 100 USDollar auf 10 000 Dollar (9428 Euro) hochzusetz­en – pro Person. Viele Hilfswerke könnten sich solch hohe Gebühren nicht leisten.

Die Regierung des Südsudans hatte am Donnerstag erklärt: „Diejenigen Ausländer, die sich weigern, die Gebühren zu bezahlen, werden als illegal beschäftig­te Mitarbeite­r angesehen und müssen den Südsudan verlassen.“

Sollte das Vorhaben umgesetzt werden und es tatsächlic­h Mitarbeite­r von Hilfswerke­n treffen, käme das einem Boykott der humanitäre­n Hilfe in Zeiten der Hungersnot gleich, sagte die Sprecherin einer deutschen Hilfsorgan­isation, die im Südsudan aktiv ist.

Millionen Menschen leiden Hunger „Wir haben am 2. März eine standardis­ierte Mitteilung des Arbeitsmin­isteriums über eine Anhebung der Gebühren für Arbeitserl­aubnisse für ausländisc­he Helfer erhalten“, sagte die Sprecherin des US-Hilfswerks Mercy Corps, Amy Fairbairn, in London. Darin sei ein Preis von 10 000 US-Dollar genannt worden für profession­elle Erlaubniss­e. „Aber es ist noch nicht klar, ob das auch nichtstaat­liche Hilfsorgan­isationen betrifft.“Mercy Corps habe sich an das Ministeriu­m für humanitäre Hilfe gewandt mit der Bitte um Klarstellu­ng.

Nach Angaben der Vereinten Nationen sind 5,5 Millionen Menschen im Südsudan auf Nahrungsmi­ttelhilfe angewiesen. Am 20. Februar war in zwei Bezirken des Landes eine Hungersnot ausgerufen worden. Die UN befürchten, dass noch weitere Regionen folgen könnten. Fast die Hälfte der Bevölkerun­g hat nicht genug zu essen.

Die Vorsitzend­e des Bundestags­ausschusse­s für Entwicklun­gspolitik, Dagmar Wöhrl, warf der Regierung des ostafrikan­sichen Landes vor, sie nehme den Hungertod von einer Million Menschen in Kauf. „Wenn in so einer Situation eine Regierung die internatio­nale Hilfe für das eigene Volk erschwert und damit in Kauf nimmt, dass die Menschen im eigenen Land verhungern, dann ist das an Zynismus nicht mehr zu überbieten und kommt indirektem Mord gleich“, sagte Wöhrl. Sie verwies auf einen Uno-Bericht, demzufolge Bürgerkrie­gsparteien das Aushungern von Teilen der Bevölkerun­g gezielt als Waffe einsetzen.

Der Südsudan erlangte 2011 die Unabhängig­keit vom Sudan. Zwei Jahre später brach ein Bürgerkrie­g zwischen der Regierung von Präsident Salva Kiir und Rebellen um den Ex-Vizepräsid­enten Riek Machar aus. Zehntausen­de Menschen kamen seither ums Leben, rund 3,4 Millionen sind nach UN-Angaben auf der Flucht. (epd/dpa/sz)

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