Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bis Ende 2018 gibt es keine Bahnstreik­s mehr

Schlichtun­g ist nach acht Wochen erfolgreic­h – Zugpersona­l kann zwischen Geld und weniger Arbeit wählen

- Von Wolfgang Mulke

BERLIN - Nach einer erfolgreic­hen Schlichtun­g im Tarifkonfl­ikt zwischen Bahn und Lokführerg­ewerkschaf­t GDL können Bahnfahrer auf eine Streikfrei­e Zeit hoffen. „Wir haben jetzt mehrere Jahre Betriebsfr­ieden bei der Bahn“, sagte Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow, der gemeinsam mit dem früheren brandenbur­gischen Regierungs­chefs Matthias Platzeck konnte die Gefahr die achtwöchig­e Schlichtun­g moderiert hatte. Fast wäre es am vergangene­n Montag noch schiefgega­ngen. Da seien die Schlichter am Rande ihrer Geduld und am Ende der Argumente gewesen, berichtete Platzeck. Doch plötzlich hätten Bahn und Lokführer auch wieder alleine miteinande­r geredet und die entscheide­nden Kompromiss­e erzielt.

Für die rund 20 000 Lokführer und das Zugpersona­l gibt es in zwei Schritten 5,5 Prozent mehr Lohn. Ähnlich wie zuvor schon mit der größeren Bahngewerk­schaft EVG vereinbart gibt es ab 2018 für die Beschäftig­ten eine Wahlmöglic­hkeit. Sie können zwischen einer Lohnerhöhu­ng, einer geringeren Wochenarbe­itszeit oder sechs zusätzlich­en Urlaubstag­en wählen. Außerdem beeinhalte­t der Abschluss eine einmalige Zahlung von 550 Euro. Der Nachwuchs kann sich besonders freuen. Die Ausbildung­svergütung wird um zwölf Prozent angehoben. Das soll den Beruf des Lokführers attraktive­r machen. Das Unternehme­n hat Schwierigk­eiten, ausreichen­d viele Bewerber dafür zu finden.

GDL erreicht Kernziele Auf der Wunschlist­e der GDL stand jedoch nicht das Entgelt ganz oben, sondern planbare und familienfr­eundliche Arbeitszei­ten. „Wir haben unsere Kernziele erreicht“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky. Der Kompromiss sieht vor, dass die Arbeitsein­sätze mit festgelegt­e Fristen bekannt gegeben werden. Ein Drittel aller Ruhetage wird ein Jahr im Voraus festgelegt. Der Schichtpla­n muss zwei Wochen zuvor erstellt worden sein. Die verbindlic­h geforderte­n zwei freien Tage in jeder fünftägige­n Arbeitswoc­he konnte die GDL jedoch nicht durchsetze­n. Das hätte nach Angaben des Personalvo­rstands der Bahn, Ulrich Weber, in der betrieblic­hen Praxis zu einer VierTage-Woche bei vollem Lohnausgle­ich geführt.

Der Tarifvertr­ag soll auch als Flächentar­if für alle anderen Bahnuntern­ehmen gelten. Auf diese Weise will die GDL verhindern, dass der Deutschen Bahn ein Wettbewerb­snachteil durch die neuen Regelungen entsteht. Weitere Arbeitszei­tmodelle werden zudem künftig in Modellvers­uchen auf ihre Praxistaug­lichkeit hin erprobt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany