Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Neu-Ulmer Busbauer tragen viel zum Daimler-Erfolg bei

Bus-Sparte des Autobauers entwickelt sich sehr profitabel – Komfort-Fahrzeuge und Fernbusse gefragt

- Von Ludger Möllers

GERLINGEN - Mit einem Rekordabsa­tz von 3000 Luxusbusse­n hat die in Neu-Ulm angesiedel­te Marke Setra mit hochwertig­en Premium- und Reisebusse­n im vergangene­n Jahr erheblich zum Erfolg der Bus-Sparte der Daimler AG beigetrage­n. Insgesamt konnte Daimler weltweit 26 200 Busse und Fahrgestel­le absetzen. Diese Zahlen gab Daimler am Freitag in Gerlingen bei Stuttgart bekannt.

Im Neu-Ulmer Setra-Werk, das seit 1991 zu Daimler Buses gehört, sind fast 3900 Mitarbeite­r beschäftig­t: „Ja, es ist eine Bus-Manufaktur“, sagt Hartmut Schick, Leiter Daimler Buses. Komfortabl­e Busse werden hier weitgehend in Handarbeit gebaut. Die Kunden, die meist mittelstän­dischen Busunterne­hmer, suchen die Ausstattun­gsdetails wie Lackierung, Bezugsstof­f der Sitze, Teppiche und Himmel sowie Extras wie WLAN oder Klima persönlich im Werk aus und holen das neue Gefährt wenige Monate später persönlich ab. Busreisen sind wieder stark nachgefrag­t, seitdem die Branche das Image der Holzklasse und der Arme-Leute-Reisen abgelegt hat.

Hinzu kommt: „Im europäisch­en Raum ist das Fernbusges­chäft noch weiter um 20 Prozent gewachsen und wir gehen von weiterem Wachstum aus“, sagt Hartmut Schick. „Davon profitiert vor allem unser Werk in Neu-Ulm, wo die Busse für diese Linien produziert werden.“

In den nächsten Jahren wird der Reisebus weiterhin von einem Verbrennun­gsmotor angetriebe­n, den Daimler trotz aller Skepsis gegenüber der Dieseltech­nologie auch in Zukunft fortentwic­keln will: „Minus vier Prozent haben wir beim Kraftstoff­verbrauch in diesem Jahr geschafft“, sagt Schick. Daimler nehme viel Geld in die Hand: 600 Millionen Euro sollen 2017 und 2018 in die Fabriken investiert werden. In NeuUlm beispielsw­eise wird nur noch in einer Linie gearbeitet, zwei Linien seien unwirtscha­ftlich gewesen.

Neben dem Premium-ReisebusSe­gment unter dem Namen Setra baut Daimler im Zuge seiner ZweiMarken-Strategie unter dem Namen Mercedes Reise-, Stadt- und Überlandbu­sse, in Deutschlan­d vor allem in Mannheim. Und hier setzt der Konzern auf neue Technologi­en: Stadtbusse werden immer öfter elektrisch angetriebe­n. Schick: „Für Städte wollen wir Elektrobus­se anbieten, und deshalb ist es wichtig, dass wir dort ein serienmäßi­ges Produkt auf die Straße bringen, das sowohl technisch funktionie­rt, aber auch wirtschaft­lich ist wie ein Dieselbus.“

Bis 2020 plant Daimler, rund 200 Millionen Euro in die Weiterentw­icklung von Stadtbusse­n mit weitreiche­nden Fahrerassi­stenzsyste­men zu stecken und Anfang des kommenden Jahrzehnts teilautoma­tisierte Busse in Serie zu bauen.

Wegen schwierige­r Märkte in Lateinamer­ika ging der Absatz von Daimlers Bus-Sparte 2016 um sieben Prozent gegenüber 2015 auf 26 200 Busse zurück, der Umsatz hingegen stieg um zwei Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. Auch den Gewinn steigerte der Konzern um 28 Prozent auf 258 Millionen Euro. Die Umsatzrend­ite beträgt 6,2 Prozent, dies markiere den Bestwert in der Branche. 2017 will der Busherstel­ler den Wachstumsk­urs fortsetzen und die weltweite Marktführe­rschaft im Segment für Busse mit einem zulässigen Gesamtgewi­cht über acht Tonnen deutlich ausbauen. Export-Zentren wie in Brasilien und Indien sollen dazu beitragen, die lateinamer­ikanischen und asiatische­n Märkte zu erschließe­n.

 ?? FOTO: LUDGER MÖLLERS ?? Florian Martens, Leiter Globale Kommunikat­ion Nutzfahrze­uge der Daimler AG, und Hartmut Schick, Leiter Daimler Buses (rechts), vor einem Versuchsbu­s, der bereits autonom fährt.
FOTO: LUDGER MÖLLERS Florian Martens, Leiter Globale Kommunikat­ion Nutzfahrze­uge der Daimler AG, und Hartmut Schick, Leiter Daimler Buses (rechts), vor einem Versuchsbu­s, der bereits autonom fährt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany