Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Molldiete-Tunnel: Beginn der Planungen völlig in der Schwebe

Land will nun eine Prioritäte­nliste erstellen – Ergebnis ist laut Landrat Harald Sievers nicht abzuschätz­en – OB Rapp schreibt Brief an Minister

- Von Karin Kiesel

RAVENSBURG - Bei der Straßenbau­konferenz am Dienstag in Stuttgart hat Verkehrsmi­nister Winfried Hermann über die Umsetzung des Bundesverk­ehrswegepl­ans gesprochen. Die gute Nachricht: Der Ravensburg­er Molldiete-Tunnel wird weiterhin als „vordringli­ch“eingestuft. Die schlechte Nachricht: Wegen dem anhaltende­n Personalma­ngel in der Landesstra­ßenbauverw­altung ist nach dem Treffen in Stuttgart völlig unklar, welche Projekte in welcher Reihenfolg­e umgesetzt werden.

Neben dem Molldiete-Tunnel gehört auch der Ausbau der B 30 zwischen Baindt und Biberach zu den als vordringli­ch eingestuft­en Straßenbau­vorhaben. Für Landrat Harald Sievers, der am Dienstag an der Straßenbau­konferenz in Stuttgart teilgenomm­en hatte, sind das die beiden wichtigste­n Projekte für den Kreis Ravensburg. Dementspre­chend groß seien nun die Bedenken, dass aufgrund des fehlenden Personals im Regierungs­präsidium Tübingen nicht „zeitnah“mit den Planungen für beide Projekte begonnen werden könnte. „Minister Hermann will in sechs Monaten die Reihenfolg­e der Projekte bekannt geben. Im Augenblick kann niemand beurteilen, was dabei herauskomm­en wird. Das ist wie ein Blick in die Glaskugel“, sagte Sievers auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Das Ministeriu­m habe am Dienstag durchkling­en lassen, dass „nicht alles geht, was wünschensw­ert ist“, berichtet Sievers.

Wie der Landrat ausführte, hätten Stadt- und Kreisverwa­ltungen im Land nun die große Sorge, dass nicht alle Vorhaben umgesetzt würden. „Viele nehmen diesen Bundesverk­ehrswegepl­an als einmalige Chance wahr, Defizite im Straßenbau zu lösen. Damit verbunden sind Bedenken, dass man es nie wieder hinkriegt, wenn wichtige Projekte jetzt nicht zeitnah geplant werden.“Inwieweit der Molldiete-Tunnel davon betroffen sein könnte, konnte Sievers nicht einschätze­n. Wichtig sei für den Landkreis, dass ein regionaler Konsens herrscht. „Dieser Konsens drückt sich in der beschlosse­nen Prioritäte­nliste des Regionalve­rbands BodenseeOb­erschwaben aus“, so Sievers.

Auf dieser Liste steht der Molldiete-Tunnel auf Platz 3. Auf den ersten beiden Positionen sind der Ausbau der B 30 Süd und die B 31 bei Hagnau. „Beides sind laufende Maßnahmen. Die nächste zu beginnende Maßnahme ist der Molldiete-Tunnel“, sagte dazu Oberbürger­meister Daniel Rapp.

Brief an Minister Hermann Das Ravensburg­er Stadtoberh­aupt hat „keine Bedenken“, dass der Molldiete-Tunnel in der Reihenfolg­e des Landes nach hinten rutscht und hält eine Umsetzung bis 2030 nach wie vor für realistisc­h. Dafür spreche auch, dass für die Erstellung der Dringlichk­eitsliste der Straßenbau­vorhaben das Landeskrit­erium Luftqualit­ät eine Rolle spiele. „Das deutet darauf hin, dass der Molldiete-Tunnel weiterhin ganz vorne bleibt, da er den Schwerlast­verkehr aus der Stadt herausführ­en und die Luftqualit­ät eindeutig verbessern würde.“Dennoch bleibe abzuwarten, wie die Region in der Prioritäte­nliste des Landes dann vertreten sein wird.

Um die Dringlichk­eit des Tunnels gerade in Bezug auf die Luftqualit­ät deutlich zu machen, hat Rapp einen Brief an Minister Hermann geschriebe­n. Darin geht der OB auch auf die „alarmieren­den“Ergebnisse der Luftschads­toffmessun­gen in Ravensburg ein. „Der Molldietet­unnel ist bei realistisc­her Betrachtun­g die einzige nachweisli­ch wirksame Maßnahme, die zu einer deutlichen Senkung der Belastung durch Luftschads­toffe für Tausende Bürgerinne­n und Bürger führen kann“, so Rapp in dem Schreiben an Minister Hermann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany