Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Der Lärm um den Lärm
Mal wieder nörgelt der Oberschwabe. Dieser Tage ist es der Lärm, der die Menschen auf die Barrikaden bringt. Lärm in der Ravensburger Oberstadt (Anlieferungsverkehr am Gänsbühl) und Lärm im Ravensburger Süden und in Weißenau (Baustellenlärm von den Arbeiten am Neubau der südlichen Bundesstraße 30), Lärm vor den Kneipen in der Altstadt. Es ist verständlich, dass sich die Anwohner beschweren, denn teilweise bringt dieser Lärm die Menschen um den Schlaf.
In der hektischen Zeit, in der wir leben, sehnt sich jeder nach Ruhe – vor allem im privaten Rückzugsort. Experten sind sich im Übrigen einig, dass Lärm krank macht, weil er für den Körper Stress bedeutet, was den Herzschlag und den Blutdruck steigen lässt.
Aber müssen wir diesen Lärm ertragen? Der Nachbar könnte mal seinen Fernseher leiser stellen, das Kind muss ja nicht auch noch am Wochenende Trompete oder Schlagzeug üben, und die Kollegen im Büro könnten ja mal ruhiger sein. Der Bus braucht nicht auch noch nachts vor der Haustür vorbeibrummen.
Nein, eigentlich müssen wir diesen Lärm nicht ertragen, aber dann müssen wir auch unseren Lebensstandard, den wir haben wollen, herunterschrauben. Wir wollen natürlich in einer Stadt leben, wo man gut und nah einkaufen kann, wir wollen eine Umgehungsstraße haben, damit wir schneller unterwegs sein können und uns nicht durch die Stadt quälen, wir wollen eine Busverbindung im Viertelstundentakt, wir wollen ständig erreichbar sein, Ravensburg will regionales Zentrum und für junge Menschen eine attraktive Stadt sein und natürlich wollen wir auch im Büro eine schnelle Kommunikation.
Würden wir das alles nicht wollen, würde sich der Lärm ganz schnell erübrigen. Wir müssen also damit leben. Aber wir können dafür sorgen, dass wir selber nicht so viel Lärm machen. Nicht alles durchs Büro schreien, einfach mal das Auto stehen lassen, auf ein unnützes Telefonat verzichten, nachts nicht brüllend durch die Straßen ziehen. Mal Urlaub im Grünen machen – ohne Internet. Das wäre ein kleiner Anfang. Aber können wir das? Sind wir bereit, auch mal zu verzichten?
Ihnen ein ruhiges und erholsames Wochenende.