Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mann wurde vor dem Brand getötet

Lindauer Feuerwehr findet Leiche eines 76-Jährigen im Gebäude – Verdächtig­er gefasst

- Von Dirk Augustin

LINDAU - In Lindau-Zech hat in der Nacht auf Donnerstag ein Haus gebrannt, die Feuerwehr fand bei den Löscharbei­ten die Leiche eines 76jährigen Mannes in dem Gebäude. Inzwischen steht fest, dass der Bewohner des früheren Bahnwärter­häuschens an der Eichwaldst­raße nicht durch das Feuer ums Leben gekommen ist. Vielmehr wurde er gewaltsam getötet, bevor das Feuer ausbrach. Das hat die Obduktion ergeben. Die Polizei hat einen 47-Jährigen als dringend tatverdäch­tig festgenomm­en. Der Wohnsitzlo­se streitet die Tat ab, ein Ermittlung­srichter hat aber Untersuchu­ngshaft erlassen.

„Das ist ein ganz schwierige­r Fall mit vielen Spuren“, sagt Polizeispr­echer Christian Eckel im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Klar ist das Ergebnis der Obduktion des verstorben­en Mannes. Das Institut für Rechtsmedi­zin in München hat den Leichnam des 76-Jährigen auf Antrag der Staatsanwa­ltschaft Kempten untersucht. Demnach ist der Mann zweifelsfr­ei aufgrund einer Gewalteinw­irkung gestorben, bevor der Brand ausbrach. Näheres zu den Todesumstä­nden verrät die Polizei nicht, weil sie kein Täterwisse­n verbreiten will, um sich die weiteren Ermittlung­en nicht zu erschweren.

Aufgrund der Erkenntnis­se ermitteln Staatsanwa­ltschaft Kempten und Kriminalpo­lizei Lindau nun wegen eines Tötungsdel­iktes. Die Polizei hat im Rahmen der Ermittlung­en bereits am Donnerstag einen 47-jährigen Mann festgenomm­en, der aus der Slowakei stammt und ohne Wohnsitz ist. Er befand sich nach jetzigem Kenntnisst­and zur relevanten Zeit in Tatortnähe, heißt es im Polizeiber­icht. Im Gespräch mit der LZ geht Polizeispr­echer Eckel noch weiter und spricht davon, der Mann sei „zweifelsfr­ei am Brandort“gewesen. Er selbst streite das allerdings ab.

Opfer hat Täter vielleicht ins Haus gelassen Auf Anordnung der Staatsanwa­ltschaft wurde der Mann am Freitag dem Ermittlung­srichter beim Amtsgerich­t Kempten vorgeführt. Diesen überzeugte­n die vorgelegte­n Beweise offensicht­lich, denn er erließ einen Untersuchu­ngshaftbef­ehl gegen den 47-Jährigen wegen des dringenden Tatverdach­ts eines Tötungsdel­ikts. Der Verdächtig­e befindet sich zwischenze­itlich in der Justizvoll­zugsanstal­t Kempten.

Allerdings sind laut Eckel noch viele Fragen offen. So weiß die Polizei nicht, ob sich der mutmaßlich­e Täter und das Opfer kannten. Unklar ist auch, wie der Täter ins Gebäude gekommen ist. Es sei möglich, dass das Opfer ihn ins Haus gelassen habe. Auch einen Einbruch schließt die Polizei nicht aus. Eckel will darüber aber nicht spekuliere­n.

Unklar ist nach wie vor auch die Brandursac­he. Trotz der aufwendige­n Ermittlung­en am Brandort durch Spezialist­en der Lindauer und Kemptener Kriminalpo­lizei sowie einem Gutachter des Bayerische­n Landeskrim­inalamtes ist die Brandursac­he noch nicht bekannt. Die Ermittlung­en dazu laufen weiter. Eckel erklärt das auch damit, dass noch immer nicht alle Bereiche des Hauses begehbar sind: „Wir haben den Tatort noch nicht komplett untersucht.“

Das THW hat das Gebäude zum Teil gesichert, sodass die Beamten einzelne Bereiche des Obergescho­sses betreten konnten. Allerdings bricht das Feuer immer wieder aus, weil es noch verschiede­ne Glutnester gibt. So musste die Feuerwehr mehrfach zum Nachlösche­n ausrücken. Das sei unvermeidb­ar, weil die Feuerwehr das Dach wegen der Einsturzge­fahr nicht betreten könne, sagte Lindaus Feuerwehrk­ommandant Robert Kainz auf Nachfrage der SZ.

Ermittlung­sgruppe hofft auf Hinweise von Zeugen Zu dem Feuer war es in der Nacht zum Donnerstag gekommen. Gegen 1 Uhr teilte jemand der Leitstelle über Notruf den Hausbrand mit. Während der Brandbekäm­pfung, bei der rund 60 Feuerwehrk­räfte teils unter Anwendung von schwerem Atemschutz aktiv waren, fanden die Retter im stark beschädigt­en Anwesen den leblosen Mann, der später als Bewohner des Zweipartei­enhauses identifizi­ert wurde. Die andere Wohnpartei befindet sich im Urlaub und war deshalb in der Brandnacht nicht zu Hause.

Die Lindauer Kriminalpo­lizei hat eine etwa 20 Mann starke Ermittlung­sgruppe eingericht­et, in die auch Kriminalbe­amte aus Kempten und Beamte der Lindauer Polizeiins­pektion eingebunde­n sind. Für die Arbeit dieser Ermittlung­sgruppe können Hinweise jeglicher Art entscheide­nd sein. Ganz konkret fragen die Ermittler:

Wer hat in der Brandnacht, den Tagen zuvor oder in der Zeit danach im Bereich des früheren Bahnwärter­häuschens am Bahnüberga­ng an der Eichwaldst­raße im Stadtteil Zech ungewöhnli­che Beobachtun­gen gemacht?

Außerdem suchen die Ermittler den oder die Nutzer eines hellen Kleinwagen­s, der zur Brandzeit in der Bregenzer Straße auf Höhe des Brandortes stand. Die Insassen könnten wichtige Zeugen sein. Wem ist dieser Pkw aufgefalle­n?

Die Kripo Lindau bittet unter der Rufnummer 08382 / 910-0 um Hinweise. Zeugen können sich auch unter dieser Mailanschr­ift melden: pp-sws.lindau.kps@ polizei.bayern.de

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Nach dem Brand des ehemaligen Bahnwärter­hauses in Lindau-Zech suchen Bereitscha­ftspolizis­ten im Haus und in der Umgebung nach Spuren. Die Brandursac­he steht noch nicht fest.

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