Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Nichts für die Vitrine - was fürs Heimrecht
In Bonn könnten die Basketballer von Ratiopharm Ulm ihr 25. Ligaspiel in Serie gewinnen
NEU-ULM/BONN (dpa/sz) - Als die Basketballer von Bayer Leverkusen ihren Rekord aufstellten, war selbst Ulms Trainer Thorsten Leibenath noch nicht geboren. In der Saison 1969/1970 feierte Leverkusen mit 25Siegen in der Bundesliga eine Serie, die bis heute einmalig ist. Von diesem Sonntag an jedoch könnten die Leverkusener nicht mehr die Einzigen mit dieser Bestmarke sein: Ratiopharm Ulm kann seine ohnehin schon bemerkenswerte Serie ausbauen und in Bonn (15.30 Uhr; live auf Telekom Basketball; ab 18 Uhr Zusammenfassung in der ARDSportschau) gleichziehen.
Die Zeitspanne von 47 Jahren „drückt aus, dass es nicht so leicht ist, was wir erreicht haben“, sagt der 41jährige Leibenath, ergänzt aber: „Der Rekord wäre mir wenig bis gar nichts wert. Da wird uns auf die Schulter geklopft, aber es ist nun mal kein Titel. Es ist nichts, was man sich in die Vitrine stellt. Worüber wir sprechen werden, ist dass wir mit einem Sieg das Heimrecht im Play-off-Viertelfinale endgültig sichern können. Das ist spannend und kann wichtig sein.“
Auch Ulms Leistungsträger Per Günther geht unaufgeregt mit der Statistik um; er nannte den Rekord ein „schönes Beiwerk“. Der amerikanische Flügelspieler Augustine Rubit aber erklärte: „Natürlich ist die Siegesserie etwas Besonderes. Ich glaube, das geht uns allen so. Wir wollen jedes Spiel gewinnen, das ist klar. Aber wenn du gleichzeitig Teil der Geschichte werden kannst, ist das schon noch einmal etwas anders. Irgendwann wirst du dich daran erinnern und deinen Kindern und deiner Familie davon erzählen.“
Was für Leibenath, Günther und Co. allerdings noch mehr zählt, ist die Meisterschaft. Und da hat die Serie durchaus ihr Gutes. Nicht nur, weil sie momentan die Tabellenführung, die beste Ausgangssituation für die Play-offs, halten – auch, weil diese bisher 24 Liga-Siege in Folge der Mannschaft an schlechteren Tagen „ein Selbstbewusstsein und die Ruhe“verleihen, wie Leibenath sagt. Erfolgsfaktoren seien zudem der Kader, der nach dem Finale 2015/16 gegen Bamberg zum großen Teil zusammenblieb, und die Konstanz.
Den Vereinsrekord aus der Aufstiegssaison 2005/06 mit 23 Erfolgen übertrafen die Ulmer am vergangenen Wochenende, als man sich gegen den Tabellenletzten Vechta beim 75:70 schwertat. 24 Siege in Folge in einer Saison gelangen auch Alba Berlin 1996/97 und 2000/01.
Leverkusen jubelte vor 47 Jahren nach seinen 25 Siegen hintereinander (schon) über die Meisterschaft, für Ulm ist der Weg bis dahin noch weit. In den nächsten Wochen wartet ein kniffliges Programm: Am 18. März stellt sich Alba vor, dann folgen die Aufgaben in Bamberg und gegen Bayern München. „Wir sollten nicht den Fehler machen, zu glauben, dass es ein Selbstläufer wird, weil wir 24mal gewonnen habe“, sagte Thorsten Leibenath. Und dachte dabei erst einmal an Sonntag. An Bonn.
Nur Braunschweig (91:93) und Bamberg (70:85) haben die Telekom Baskets in dieser Saison auf deren Terrain besiegt. Allerdings gingen die jüngsten zwei Partien in Bonn an die Ulmer. Zuletzt in der Hauptrunde 2015/16 mit 95:79, davor im entscheidenden Viertelfinalduell 2015 mit 86:79. Übrigens: Per Günther, der als einziger Ulmer Leistungsträger bei beiden Erfolgen dabei war, erzielte in Bonn zuletzt 12,5 Punkte, sechs Assists und zwei Steals im Schnitt.
Der TuS Bayer 04 Leverkusen hat vor 47Jahren alle 18 Hauptrundenspiele der Bundesliga-Gruppe Nord gewonnen. In der folgenden Zwischenrunde kam die Mannschaft um die Nationalspieler Dieter Kuprella, Jochen Pollex und Norbert Thimm zu sechs weiteren Erfolgen gegen den USC Heidelberg, den SSV Hagen und den PSV GW Frankfurt. Der 76:73-Finalsieg am 26. April 1970 in Dillingen/ Saar gegen den MTV 1846 Gießen war der 25. Erfolg für das Team von Trainer Günter „Doc“Hagedorn. Das übrigens wurde in der gleichen Saison durch ein 73:49 über den VfL Osnabrück auch DBB-Pokalsieger.